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Prüfungsstress, Zeitdruck, Angst

Seit der Umstellung des Studiensystems auf Bachelor- und Master wächst die Zahl der Studierenden mit psychischen Problemen. An der Fachhochschule Aachen gibt es deshalb seit einem Jahre eine psychosoziale Beratungsstelle.

Von Daniel Engstler |
    Jedes Studium bietet vielfältige Chancen – gleichzeitig stellt es die Studierenden aber auch vor eine große Herausforderung. Prüfungen müssen bewältigt, Praktika organisiert und der Abschluss geschafft werden. Seit der Einführung der Bachelor- Studiengängen bleibt dafür immer weniger Zeit. Die Folge: Stress, Druck und - wie die Aachener Psychologin Cornelia Balazs weiß - immer dieselben wiederkehrenden Probleme:

    "Probleme beim Arbeiten, beim Lernen, alles unter einen Hut zu bringen, sich zu organisieren, sich zum Teil mal einen Wochenplan zu planen, die Zeiten einzutakten, einen Ausgleich zwischen Freizeit und Studium zu finden – wenn das nicht gelingt, dann kommen häufig psychische Probleme dazu, Stress, und wenn's länger dauert depressive Verstimmungen, Ängste, Prüfungsängste."

    Seit einem Jahr gibt es an der Fachhochschule Aachen eine psychosoziale Beratungsstelle. Seitdem suchen pro Monat rund 35 Studierende hier Rat und Hilfe. Nicht wenige davon nehmen gleichzeitig auch Medikamente, um ihre psychischen Probleme zu lösen. Cornelia Balazs sieht darin einen gefährlichen Trend: Tablette statt Therapie.

    "Man hat viel leichter Zugang zu Antidepressiva, zu Psychopharmaka, man bekommt schneller einen Termin bei einem Psychologen, wird mit Medikamenten versorgt – zum Teil auch durch den Hausarzt. Für Studierende, die funktionieren müssen, wo die Symptome weggehen sollten – das geht mit Psychopharmaka für die oftmals schneller."

    Das das neue Studiensystem mit den kürzeren Bachelor und Magisterstudiengängen allein für die steigenden Fallzahlen bei den psychischen Erkrankungen der Studierenden verantwortlich ist – das bezweifelt die Expertin. Für Sie sind die Studierenden nur ein Teil derer, die alle mit dem gleichen Problem zu kämpfen haben.

    "Es hat sicherlich zugenommen, der Leistungsdruck mit dem Bachelor, es hat aber generell der Leistungsdruck in der Gesellschaft zugenommen, und es nicht nur so, dass unter den Studierenden verstärkt psychische Probleme auftreten, sondern dass es generell in der Gesellschaft ebenfalls zugenommen hat."

    In 14 Tagen beginnt an der Fachhochschule die Prüfungszeit. Dann wird in der Beratungsstelle wieder besonders viel zu tun sein.