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Zum 80. Geburtstag
Auf den Spuren der Reporterlegende Günther Koch

Als "Poeten am Ball" oder "die Stimme des Fußballs" hat man ihn bezeichnet: Günther Koch war drei Jahrzehnte lang als Radiofußballreporter tätig. Unverkennbar, aber auch umstritten. Denn er nahm am Mikrophon Partei – für seine große Fußballliebe, den 1. FC Nürnberg. Am 22. November wird er 80 Jahre alt.

Von Jürgen Roth |
RadiolegendeGünther Koch steht im Büro in seinem Haus und lächelt in die Kamera.
Die Sportreporter-Lgende Günther Koch wird am 22. November 80 Jahre alt. (picture alliance/dpa)
Eigensinnig, eigentümlich, außergewöhnlich: Der ARD-Fußballradioreporter Günther Koch wurde mit Lob überschüttet wie kein Sportreporter jemals zuvor. Nicht einmal Herbert Zimmermann und Kurt Brumme haben so viel Aufmerksamkeit in der Kulturöffentlichkeit erfahren wie er. Sogar international wurde er gepriesen. Als "The voice of German football" bezeichnete ihn einst die BBC.

Fan und stärkster Kritiker des FCN

1941 im ehemaligen Posen geboren, dann Flüchtlingskind, aufgewachsen erst in Traunstein, dann in München. 1964 trat er seine erste Lehrersstelle an der Pegnitz an, 1977 saß er zum ersten Mal live für den Bayerischen Rundfunk am Mikrofon.
Seit Mitte der 1980er-Jahre trägt Günther Koch er den inoffiziellen Titel "Die Stimme Frankens": Mit dem 1. FC Nürnberg verbindet sich Kochs journalistische Karriere aufs Engste, auch wenn er stets auch der schärfste Kritiker des FCN war und bis heute ist. "Es ist€™ nicht die Regel, dass ich dagegen bin, aber wenn einer dagegen ist, dann bin's immer ich."
Günther Koch sitzt mit Kopfhörern und Mikrofon auf der Pressetribüne im Stadion
Sportreporter Günther Koch kommentierte drei Jahrezehnte lang für den Bayerischen Rundfunk - am liebsten aus dem Nürnberger Stadion (picture-alliance / dpa/dpaweb)
Jahrelang warb Koch, nachdem er seinen letzten vergüteten Reporterjob beim Internetradio 90elf 2011 an den Nagel gehängt hatte, als Aufsichtsrat ehrenamtlich um Mitglieder des auch finanziell darbenden FCN. Noch heute fährt er Besuchergruppen durchs Max-Morlock-Stadion, durch sein zweites Arbeitszimmer.

Unverwechselbar am Mikrofon

Nun feiert Koch seinen 80. Geburtstag und schaut zufrieden und glücklich auf sein Berufsleben zurück - als Lehrer und als Reporter - auch wenn sich seine Mutter seine Reportagen nie angehört hat. Er selbst dafür umso intensiver: In seinem Arbeitszimmer hat er sich ein Privatarchiv mit Hunderten von Tonträgern aller Art (Kassetten, DAT-Bändern, CDs) angelegt. "Ich war ja selbst nie zufrieden. Es ist€™ ja nicht€™ so, dass ich nicht immer bei jeder Reportage noch irgendwas gefunden hätte, was man hätte besser machen können."
Die deutschen Fußballspieler Fritz Walter (M, mit dem Pokal in den Händen) und Horst Eckel (r) werden am 4.7.1954 von Fans frenetisch gefeiert und auf den Schultern durch das Stadion getragen.
Die deutschen Fußballspieler Fritz Walter (M, mit dem Pokal in den Händen) und Horst Eckel (r) werden am 4.7.1954 von Fans frenetisch gefeiert und auf den Schultern durch das Stadion getragen.
Und ... Toooor!
Eine Forscherin der Universität Bonn hat die Sprache der Radioreporter aus mehr als 50 Jahren Fußballgeschichte unter die Lupe genommen und unter anderem die Geschwindigkeit der Kommentatoren untersucht.
Fans und ehemalige Weggefährten aus dem Sportjournalismus erinnern sich noch sehr lebhaft an Kochs Reportagen. Manni Breuckmann - selbst eine Radiolegende, allerdings aus dem Westen Deutschlands - bemängelt, dass es am Mikro heute eher strominienförmig zugehe. Ganz anders als bei markanten Typen wie Werner Hansch oder Koch. "Ich höre zehn Sekunden, und ich weiß: Das ist€™ der Günther Koch. Das ist ganz toll."

Hommage an Koch und das Radio

Jürgen Roth, Autor der gerade erschienenen Biographie über Günther Koch, gratuliert ihm in diesem Feature mit einer Mixtur aus Reportagenausschnitten und Zeitzeugenaussagen, die auch eine Hommage an das Radio ist.
Jürgen Roth: "Wir melden uns vom Abgrund. Günther Koch - Ein Leben als Fußballreporter"
Verlag Antje Kunstmann, München. 336 Seiten, 24 Euro.