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Gute Gründe für und gegen den Begriff "Flüchtling"

Wer auf der Flucht vor dem russischen Angriffskrieg die Ukraine verlässt, wird als Flüchtling bezeichnet. Ein Begriff, der immer wieder problematisiert wird – vor allem aus zwei Gründen.

Von Stefan Fries |
Ein gelbes Banner, auf dem "Sei dankbar, kein Flüchtling zu sein" steht
"Sei dankbar, kein Flüchtling zu sein", stand 2015 auf einem Banner vor einer Kirche in Kamenz (picture alliance / dpa)
Erstens geht es um Fakten. Als Flüchtling gilt laut Genfer Flüchtlingskonvention, wer zum Beispiel wegen Krieg oder Terror Schutz in einem anderen Land sucht. Juristisch ist man das aber nur, wenn man nach einem erfolgreichen Asylverfahren entsprechenden Schutz bekommt – bis dahin ist man Asylbewerber.
Expertinnen und Experten sprechen deshalb auch von Geflüchteten, weil das kein rechtlicher Status ist.

Falsch ist der Begriff nicht

Zweitens geht es darum, ob der Begriff Flüchtling sprachlich passt – weil Wörter mit der Endung -ling im Deutschen verkleinernd, teils passiv klingen oder negativ behaftet seien, zum Beispiel Eindringling oder Schädling. Wenngleich es auch positiv besetzte Wörter gibt wie Liebling oder Schmetterling.
Weil es DER Flüchtling heißt, könnten Frauen in dem Begriff unsichtbar sein. Deswegen gibt es Argumente, auch hier besser „Geflüchtete“ zu sagen, zumal so eine Flucht auch mal abgeschlossen ist. Es gibt also gute Gründe für und gegen den Begriff Flüchtling. Falsch ist er aber nicht.