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Schülervergleichsstudie PISA
Was vom neuen Test zu erwarten ist

Viele Schüler und Eltern werden schon zittern: Am kommenden Dienstag werden die Ergebnisse der aktuellen PISA-Studie veröffentlicht. Eine halbe Million Neuntklässler wurde in dem Test nicht nur auf ihr Wissen in Mathematik, sondern auch auf ihre sozialen Kompetenzen getestet.

Von Christiane Habermalz |
    Für die aktuelle Vergleichsstudie haben eine halbe Million 15-Jährige aus 70 Ländern einen zweistündigen Test bearbeitet, der Schwerpunkt liegt diesmal bei den Naturwissenschaften, aber wie immer sind auch Mathematik und Lesekompetenz dabei. Erstmals werden zudem auch soziale Kompetenzen getestet, genauer die Fähigkeit, Aufgaben gemeinschaftlich zu lösen. PISA-Koordinator Andreas Schleicher:
    "Wichtig ist bei PISA immer, dass es uns nicht allein um die Reproduktion von Fachwissen geht, sondern wirklich darum, festzustellen, ob Schüler in der Lage sind, das was sie wissen kreativ auch auf unbekannte Problemstellungen anzuwenden."
    Welchen Einfluss haben Herkunft, Geschlecht oder Migrationshintergrund?
    Es gehe darum, wie ein Naturwissenschaftler zu denken, erläutert Schleicher. Das heißt auch: Aus einem Experiment Daten herauszulesen, diese wissenschaftlich zu analysieren und zu bewerten. Und erstmals wurde der Test komplett in digitaler Form durchgeführt. Zusätzlich wird untersucht, welchen Einfluss soziale Herkunft, Geschlecht oder Migrationshintergrund auf das Leistungsniveau haben. Dazu werden auch persönliche Einstellungen der Schüler, Motivation, das häusliche Umfeld und das Wohlbefinden in der Schule abgefragt.
    Man muss kein Hellseher sein, um manche Ergebnisse von PISA schon jetzt vorhersagen zu können: zu viele Risikoschüler am unteren Leistungsspektrum, zu wenige in der Spitzenklasse. Kinder mit Migrationshintergrund haben es besonders schwer. Und sicher wird der deutschen Bildungspolitik wieder bescheinigt werden, dass hierzulande der Bildungserfolg immer noch viel zu sehr von der sozialen Herkunft abhängt. Aber: Dieser Zusammenhang ist nicht gottgegeben, betont Andreas Schleicher immer wieder. Viele Länder kriegen das besser in den Griff.
    "Wir haben das mal 2012 herausgestellt: Die zehn Prozent der am meisten benachteiligten Schüler in Shanghai haben ähnliche Leistungsergebnisse erzielt wie die 10 Prozent der sozial am günstigsten gestellten amerikanischen 15-Jährigen."
    PISA-Müdigkeit hat sich breit gemacht
    Schleicher warnt davor, dass hierzulande die Dynamik, die Pisa 2001 losgetreten hat, zum Erlahmen kommen könnte. In manchen Bundesländern, nach endlosen Bildungsdebatten und diversen Schulreformen und Gegenreformen hat sich mittlerweile in der Tat eine gewisse PISA-Müdigkeit breitgemacht. Von "Testeritis" ist schon die Rede, und welche Aussagekraft habe es schon, sich anzuhören, dass die asiatischen Musterschüler, von klein auf Leistungsdrill unterworfen, wieder einmal an unseren Kindern vorbeiziehen? Vielleicht mag man aber einfach auch nur keine unangenehmen Wahrheiten mehr hören. Glaubt man Andreas Schleicher, dann spielen kulturelle Unterschiede eine untergeordnete Rolle für den Bildungserfolg eines Landes. PISA-Koordinator Andreas Schleicher:
    "Deswegen gibt es bei Pisa eigentlich auch nie Überraschungen. Die Länder, die bessere Leistungsergebnisse sehen, haben irgendetwas gemacht, was dazu führt, und die Länder, in denen sich nichts bewegt, haben weniger getan."
    In der TIMSS-Studie waren es jedenfalls nicht nur die Asiaten, sondern die wahrlich nicht auf Rosen gebetteten Länder wie Russland, Polen, Portugal oder Irland, die an uns vorbeigezogen sind. Da lohnt es sich doch, einmal genauer hinzuschauen, welche Weichen in diesen Ländern in welche Richtung umgestellt wurden. Am kommenden Dienstag, wenn die neue PISA-Studie vorgestellt wird, wird es jedenfalls garantiert wieder viel Stoff für Diskussionen geben.