Co-Trainerin von Union Berlin
Marie-Louise Eta: "Fehler? Kommentare auf Social Media lesen"

Marie-Louise Eta wurde bei Union Berlin die erste Co-Trainerin in der Bundesliga und in der Champions League. Im Sportgespräch spricht sie über ihre Erfahrung, Kommentare auf Social Media und die Wirkung ihrer Rolle bei Union Berlin.

Marie-Louise Eta im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
Co-Trainerin Marie-Louise Eta mit Christopher Trimmel in der Saison 2023/24 bei Union Berlin
Co-Trainerin Marie-Louise Eta mit Christopher Trimmel in der Saison 2023/24 bei Union Berlin (IMAGO / Matthias Koch / IMAGO / Matthias Koch)
Eta sagte im Sportgespräch des Deutschlandfunks, dass sie Widerstände erfahren habe. "Schon aus der Historie heraus ist der Fußball sehr männerdominiert", sagte Eta. "Da gibt es teilweise noch alte Denkweisen. Ich habe zu hören bekommen: Das wird es nicht geben", sagte Eta. "Im Nachgang ist es einfach ein tolles Gefühl, wenn man einfach gemerkt hat: Okay, es hat funktioniert. Auch als Frau, das spielt keine Rolle. Entscheidend ist einfach, dass man Leistung bringt, dass man eine gewisse Qualität mitbringt, dass man eine Menschlichkeit mitbringt. Und dann spielt das Geschlecht eben auch keine Rolle."

Viel Zuspruch auch von Männern - das gab Motivation

Im November 2023 übernahm Eta interimsweise die Rolle als Co-Trainerin der Profimannschaft, zuvor war sie in der A-Jugend in derselben Rolle aktiv. Der Klub hatte sich von Cheftrainer Urs Fischer und dessen langjährigem Assistenten Markus Hoffmann getrennt. Eta sagte, sie sei zunächst einmal traurig über den Abgang der beiden gewesen. "Das war der erste Moment, die Traurigkeit darüber, dass diese tolle Geschichte jetzt ein Ende genommen hat. Und im zweiten Moment habe ich das, glaube ich, noch gar nicht so richtig realisieren können." Von da an war Eta die erste Co-Trainerin in der Bundesliga und in der Champions League.
Ihr sei klar gewesen, dass sie auch auf Ablehnung stoßen werde, sagte Eta. Sie habe zwar viel Zuspruch erhalten, auch von Männern, und daraus Motivation gezogen. "Ich habe aber einmal den Fehler gemacht, dass ich bei Social Media in eine Kommentarfunktion reingegangen bin", erzählte Eta. "Auf Social Media ist es wirklich Wahnsinn. Ich habe versucht, es einfach nicht an mich ranzulassen und mich auf das Wesentliche zu konzentrieren."

"Die Spieler? Bin mir sicher, dass Skepsis vorhanden war"

Eta berichtete vom ersten Aufeinandertreffen mit der Mannschaft. "Ich bin mir sicher, dass da eine Skepsis vorhanden war." Das sei aber so, wenn man neu in eine Gruppe reinkommt. "Ich habe mich in der Kabine einmal vorgestellt, und dann ging es zum Glück aber auch relativ schnell raus auf dem Fußballplatz, da, wo ich mich einfach auch am meisten wohlfühle. Und ich glaube, man kann einfach mit Leistung überzeugen. Und nach 24 Stunden, also als ich am nächsten Morgen dann in die Kabine gegangen bin, da hat es sich schon so angefühlt, als wenn ich schon länger Teil des Teams gewesen wäre. Das war ein sehr schönes Gefühl. Und man hat gemerkt, dass das Geschlecht schnell keine Rolle mehr gespielt hat."
Bei Heimspielen von Union hängen die Fans beim Verlesen der Aufstellung oft den Ruf "Fußballgott" an die Namen der Spieler. "Die Hälfte des Stadions haben 'Fußballgott' nach meinem Namen gerufen, und der Stadionsprecher hat dann eben noch mal darauf hingewiesen, dass das bitte 'Fußballgöttin' heißt, das war ganz witzig. Und ja, dann haben alle noch mal 'Fußballgöttin' gerufen."

Antrieb für andere Frauen? "Das ist ein sehr schönes Gefühl"

Eta hatte den Posten nur interimsweise, mittlerweile arbeitet sie wieder in der Nachwuchsabteilung des Klubs. "Und trotzdem war das eine extrem tolle Erfahrung", sagte Eta. Mittlerweile gibt es in der 3. Liga mit Sabrina Wittmann eine Cheftrainerin. Eta sagte, sie hoffe, dass es irgendwann einfach normal ist, dass Frauen auch im Männerfußball arbeiten. "Egal, in welchen Rollen, ob das jetzt als Trainerin ist oder als Funktionärin oder was auch immer, es gibt ja genug Berufsfelder." Diversität sei für alle wichtig. "Da geht es ja nicht nur um Geschlechter. Da geht es ja auch um jung, um alt, Herkunft - völlig egal. Ich glaube, Diversität ist für alle Teams einfach unfassbar positiv, um erfolgreich zu sein."
Heute freue sie sich aber, wenn junge Frauen zu ihr kämen. "Und wenn man einfach dann auch zu hören bekommt, dass mein Weg total motivierend für sie ist. Und dass sie auch diesen Weg gehen wollen. Das ist ein sehr, sehr schönes Gefühl."