Es gab mal eine Zeit, da war Hamburg das Mekka der zeitgenössischen Oper. Nicht unbedingt der avantgardistischen, aber auch. Und weltberühmt. Einige Jahrzehnte ist das her.
Die bislang nicht sonderlich glücklich agierende gegenwärtige Intendantin und Chefdirigentin des Hauses, Simone Young, mag sich an diese goldenen Rolf-Liebermann-Jahre erinnert haben oder erinnert worden sein, dass sie jetzt, wo sie ihren Abgang in Hamburg auf spätestens 2015 terminiert hat, auch mal (wieder) etwas Moderneres wagt.
Aribert Reimanns "Lear" entstand in den 1970er-Jahren, inzwischen eine der meistgespielten Opern ihrer Art. Der Sänger Dietrich Fischer-Dieskau hatte sie bei seinem Freund angeregt und auch 1978 in München uraufgeführt.
Youngs Interpretation jetzt zeichnet die Partitur durchaus klangschön und präzise. Die grellen Cluster ebenso wie die verinnerlichten, kammermusikalischen Partien. Und insbesondere das sonore Streicher-Unisono am Schluss, wenn der abgetretene König Lear, beziehungsweise sein Alter Ego, der Narr, auf das blutige Fazit von Machtteilung und Machtgier der beiden Töchter blickt.
Und mit Bo Skovhus in der Titelpartie steht auch ein Sängerdarsteller auf der Bühne, der mit seiner musikalischen und szenischen Präsenz den ganzen Abend fast alleine trägt.
Regisseurin Karoline Gruber lässt den Lear in schwarzer Reithose, Schaftstiefeln und Hosenträgern über dem weißen Hemd anfangs brutal wie einen SS-Mann agieren, der schnell seinen Ledergürtel zieht, um Ungehorsam bei seinen Töchtern zu ahnden.
Etwas zu jung erscheint er doch, auch wenn Gruber damit den Akzent legen will auf die innere Einkehr dieses Mannes. Jedenfalls erläutert sie das so im Programmheft. Inszeniert sieht man davon allerdings wenig.
Roy Spahn lässt auf der Bühne stattdessen Stellwände mit Buchstaben und Worten kreisen wie: Tat, Angst, Gericht, König, Vergessen, Schuld. Wenn Lear in die Heidelandschaft verstoßen ist, sieht man auf die schwarze Rückwand projiziert die Buchstaben N-I-CH-T-S, die anschwellen in bedrohliche Übergröße.
Die Reichsaufteilung zu Beginn ist situiert in einer Art parlamentarischem Sitzungssaal. Dann dreht die Bühne in einen neonbeleuchteten Wellblechgang, aus dem trainierende Boxer quellen.
Bei Glosters wird am spießigen Kamin ein Papp-Puter geröstet, von dem die dem Learschen Reich Richtung Frankreich entsagende jüngste Tochter Cordelia sich mit ihrem Mann später an getrennten Tischen servieren lässt.
Die Töchter Goneril und Regan, die das Lear‘sche Reich unter sich geteilt haben, richten sich ein in kleinen Häuschen mit Garten oder wedeln den Staub von Silberpokalen. Eine Metapher für Nachkriegsdeutschland?
Sehr spannend ist das alles nicht. Eher etwas angestrengt und gequält. Katja Pieweck als die älteste Tochter Goneril und Ha Young Lee als die jüngste, Cordelia, können immerhin stimmlich neben Skovhus brillieren.
Am Ende gab es viel Beifall für die Sänger, enthusiastischen für Skovhus. Auch Simone Young, diesmal ohne Orchester, wurde beklatscht. Fürs Inszenierungsteam gab es einige Buhs. Ein mitreißender Abend war es ja wirklich nicht.
Die bislang nicht sonderlich glücklich agierende gegenwärtige Intendantin und Chefdirigentin des Hauses, Simone Young, mag sich an diese goldenen Rolf-Liebermann-Jahre erinnert haben oder erinnert worden sein, dass sie jetzt, wo sie ihren Abgang in Hamburg auf spätestens 2015 terminiert hat, auch mal (wieder) etwas Moderneres wagt.
Aribert Reimanns "Lear" entstand in den 1970er-Jahren, inzwischen eine der meistgespielten Opern ihrer Art. Der Sänger Dietrich Fischer-Dieskau hatte sie bei seinem Freund angeregt und auch 1978 in München uraufgeführt.
Youngs Interpretation jetzt zeichnet die Partitur durchaus klangschön und präzise. Die grellen Cluster ebenso wie die verinnerlichten, kammermusikalischen Partien. Und insbesondere das sonore Streicher-Unisono am Schluss, wenn der abgetretene König Lear, beziehungsweise sein Alter Ego, der Narr, auf das blutige Fazit von Machtteilung und Machtgier der beiden Töchter blickt.
Und mit Bo Skovhus in der Titelpartie steht auch ein Sängerdarsteller auf der Bühne, der mit seiner musikalischen und szenischen Präsenz den ganzen Abend fast alleine trägt.
Regisseurin Karoline Gruber lässt den Lear in schwarzer Reithose, Schaftstiefeln und Hosenträgern über dem weißen Hemd anfangs brutal wie einen SS-Mann agieren, der schnell seinen Ledergürtel zieht, um Ungehorsam bei seinen Töchtern zu ahnden.
Etwas zu jung erscheint er doch, auch wenn Gruber damit den Akzent legen will auf die innere Einkehr dieses Mannes. Jedenfalls erläutert sie das so im Programmheft. Inszeniert sieht man davon allerdings wenig.
Roy Spahn lässt auf der Bühne stattdessen Stellwände mit Buchstaben und Worten kreisen wie: Tat, Angst, Gericht, König, Vergessen, Schuld. Wenn Lear in die Heidelandschaft verstoßen ist, sieht man auf die schwarze Rückwand projiziert die Buchstaben N-I-CH-T-S, die anschwellen in bedrohliche Übergröße.
Die Reichsaufteilung zu Beginn ist situiert in einer Art parlamentarischem Sitzungssaal. Dann dreht die Bühne in einen neonbeleuchteten Wellblechgang, aus dem trainierende Boxer quellen.
Bei Glosters wird am spießigen Kamin ein Papp-Puter geröstet, von dem die dem Learschen Reich Richtung Frankreich entsagende jüngste Tochter Cordelia sich mit ihrem Mann später an getrennten Tischen servieren lässt.
Die Töchter Goneril und Regan, die das Lear‘sche Reich unter sich geteilt haben, richten sich ein in kleinen Häuschen mit Garten oder wedeln den Staub von Silberpokalen. Eine Metapher für Nachkriegsdeutschland?
Sehr spannend ist das alles nicht. Eher etwas angestrengt und gequält. Katja Pieweck als die älteste Tochter Goneril und Ha Young Lee als die jüngste, Cordelia, können immerhin stimmlich neben Skovhus brillieren.
Am Ende gab es viel Beifall für die Sänger, enthusiastischen für Skovhus. Auch Simone Young, diesmal ohne Orchester, wurde beklatscht. Fürs Inszenierungsteam gab es einige Buhs. Ein mitreißender Abend war es ja wirklich nicht.