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Weiterer Lockdown für Hotels, Bars und Restaurants
"Unternehmen brauchen eine Überlebensperspektive"

Hilfen für den Lockdown seien für die Branche sehr wichtig, sagte Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, im Dlf. Denn auch eine Öffnung zwischen den Feiertagen lohne sich nicht. Das Geld müsse deshalb zeitnah fließen, sonst würden Insolvenzen drohen.

Ingrid Hartges im Gespräch mit Silvia Engels |
Leere Tische und Stühle stehen vor einem Restaurant im Nikolaiviertel in Berlin
Eine Öffnung von Restaurants, Bars und Hotels über die Feiertage hält Ingrid Hartges vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband im Dlf für unrealistisch (picture alliance/Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa)
Dem Robert-Koch-Institut (RKI) wurden in den letzten 24 Stunden 22.268 Corona-Neuinfektionen gemeldet, also ein Wert, der in etwa auf dem Niveau der Vorwoche liegt. 389 Menschen starben innerhalb eines Tages im Zusammenhang mit Covid-19. Die Zahlen bleiben hoch, weshalb die Bund-Länder-Spitzen in Berlin über weitere Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beraten haben. Besonders hart betroffen sind dabei weiterhin Hotels und Gaststätten.
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Ingrid Hartges ist Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes. Im Dlf zeigte sie Verständnis für die nun beschlossenen Maßnahmen. Und begrüßt die beschlossenen Ausgleichszahlungen als "Überlebenshilfe" für die betroffenen Unternehmen.
Gleichzeitig macht sie deutlich, dass eine kurzzeitige Öffnung von Hotels und Gaststätten über die Feiertage keinen positiven Effekt hätten. "Das lohnt sich für fünf Tage nicht", so Hartges. Denn der Aufwand der dazu betrieben werden müsste, sei zu hoch, so dass viele Unternehmen trotz Erlaubnis nicht öffnen würden. "Das sind ja keine Garagen, die man einfach auf- und zusperrt."

Das komplette Gespräch zum Nachlesen:
Silvia Engels: Dass die Hotels und Gaststätten nun auch bis zum 20. Dezember nicht öffnen dürfen, das war ja schon im Vorfeld klar geworden. Ist Ihre Branche darauf eingestellt?
Ingrid Hartges: Ja. Die letzten Tage war ziemlich klar, dass keine Öffnung erfolgt. Das ist bitter für die Branche, weil sie wäre natürlich jetzt gerade in der Vorweihnachtszeit und dann auch zum Weihnachtsfest für ihre Gäste da. Verzweiflung und Verunsicherung wachsen und jetzt ist es mega wichtig, dass die Novemberhilfen schnell fließen.
Engels: Es soll ja auch über den November hinaus weitere Ausgleichszahlungen geben. Das ist doch erst mal eine gute Nachricht für Hoteliers und Gastwirte.
Hartges: Ja, auf jeden Fall. Die Unternehmen brauchen einfach eine Überlebensperspektive. Wir sind am 20. Dezember viereinhalb Monate geschlossen, die meisten Betriebe unserer Branche. Manche haben ja noch gar nicht seit März geöffnet gehabt, wenn ich an Clubs und Diskotheken denke, oder Eventcaterer, die keine Geschäfte gemacht haben. Nein, die Hilfen sind sehr, sehr wichtig für alle Branchen, die jetzt von den Schließungen und Beschränkungen betroffen sind.
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Engels: Lange gab es ja die Klage, dass die Beantragung der November-Hilfen, die ja bis zu 70 Prozent des Umsatzes des Vorjahres-Novembers ausmachen können, so schleppend ging, bis gestern überhaupt nicht ging. Seit gestern Nachmittag kann man das nun über eine Homepage beantragen. Ist damit die kurzfristige Liquidität vieler Betriebe gesichert?
Hartges: Es ist zunächst mal zu begrüßen, dass gestern, mit Verkündung der neuen Maßnahmen, zeitgleich am Nachmittag die gute Botschaft kam, dass seit gestern die Antragsstellung möglich ist. Abschlagszahlungen für Soloselbstständige von 5000 Euro. Für Unternehmen mit bis zu 10.000 Euro reichen für viele kleine Betriebe. Für die mittleren und großen Betriebe ist das natürlich nicht ausreichend, aber auch sie können die Anträge seit gestern stellen. Jetzt ist ganz entscheidend, wann fließen die November-Hilfen, damit die Unternehmen die dringend benötigte Liquidität bekommen, weil wenn das Geld jetzt nicht zeitnah fließt, sind zweifelsohne Insolvenzen vorprogrammiert.
Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (© Deutschlandradio / Anke Beims)
Weihnachten/Silvester: "Man kann hier nicht von einer Öffnung ausgehen"
Engels: Ob Hotels und Gaststätten dann über die Weihnachtsfeiertage öffnen dürfen, also für wenige Tage, ist noch unklar. Das soll erst im Dezember entschieden werden von politischer Seite. Eine Öffnung gilt allerdings als unwahrscheinlich. Kann Ihre Branche angesichts dieses Hin und Her damit irgendwie planen?
Hartges: Nein, das ist natürlich sehr schwierig. Und im Lichte der auch für Weihnachten geltenden Kontaktbeschränkungen muss man einfach realistisch sein und kann hier nicht von einer Öffnung unserer Betriebe über Weihnachten und Neujahr ausgehen. Aber wie gesagt, die Politik kann auch nur auf Sicht fahren. Ich hoffe, dass zeitnah, spätestens am 7. Dezember dann da auch eine endgültige Entscheidung getroffen wird. Die Betriebe, die Restaurants werden sich sicherlich bemühen, mit Abhol-Service und Liefer-Service ihre Gäste zu verwöhnen. Und die Gäste nehmen das ja auch zunehmend stark in Anspruch und unterstützen die Betriebe. Das ist ganz toll, was wir da in weiten Teilen erfahren.
"Das lohnt sich definitiv nicht"
Engels: Würde sich denn, um bei Weihnachten zu bleiben, eine Öffnung für Hotels und Restaurants für einige wenige Tage überhaupt finanziell lohnen?
Hartges: Nein, das lohnt sich definitiv nicht. Wir hatten dazu auch eine Umfrage durchgeführt. 90 Prozent der Betriebe sagen, das lohnt sich nicht. Man muss berücksichtigen, die Restaurants und Hotels wollen es dann ja auch den Gästen schön machen, weihnachtlich dekorieren, der Einkauf will geplant sein, es werden höherwertige Produkte auch gerade für die Feiertage für die Menüs eingekauft. Die Personaleinsatzplanung ist aufwendig, da ja die Mitarbeiter in Kurzarbeit sind. Für fünf Tage so einen Betrieb hochzufahren, das ist schon schwierig. Das sind ja keine Garagen, die man einfach auf- und zusperrt. Das sind ja schon komplexe Vorgänge, die da frühzeitig in Angriff genommen werden müssen, Und das geht nicht, das lohnt sich nicht für fünf Tage.
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Engels: Nun sagen einige Beobachter, Hotels und Gastronomen bekommen immerhin Ausgleichszahlungen. Die scheinen auch jetzt zu fließen. Andere Branchen wie Eventmanagement oder Künstlerinnen und Künstler hätten es deutlich schwerer. Klagt Ihre Branche im Vergleich zu anderen dann doch auf hohem Niveau?
Hartges: Ich glaube, dass hier von den November-Hilfen – das ist ja ganz klar gesagt worden – alle Branchen - und das sind ja die Branchen, die für Genuss, für Unterhaltung stehen, für Lebensfreude stehen, die jetzt leiden -, denen sind die November-Hilfen zugesagt und sie können seit gestern beantragt werden. Es ist für alle Branchen bitter. Da kann man, glaube ich, nicht differenzieren.
Engels: Beschlossen ist ja auch seit gestern Abend, dem Einzelhandel in größeren Geschäften nur einen Kunden pro 20 Quadratmeter zuzulassen statt wie bisher einen pro zehn Quadratmeter. Man kann sich leicht vorstellen, dass analog auch weniger Gäste in Restaurants zugelassen werden, wenn diese wieder öffnen dürfen. Ist so etwas für die Gastronomen und Hoteliers vorstellbar?
Hartges: Das war im Vorfeld auch schon mal in Rede gestanden, wenn wir wieder öffnen dürfen, dann möglicherweise nur Ausnutzung von 30 Prozent der Kapazität. Das lohnt sich dann nicht. Wir hatten ja vorher im Sommer, im Herbst Hygiene- und Schutzkonzepte, die Abstandsregelungen. Die Betriebe haben investiert in Plexiglasscheiben und so weiter. Man darf an der Stelle, glaube ich, auch nicht überziehen. Wir haben ja auch vom RKI bestätigt bekommen, dass Hotels und Restaurants keine Pandemie-Treiber sind. Und wir sehen ja, dass trotz der Schließung unserer Betriebe – und das werden am Montag ja vier Wochen – das Pandemie-Geschehen leider nur stagniert und nicht signifikant sinkt. Das ist ja auch ein Beleg dafür, dass meine Branche hier kein Pandemie-Treiber ist.
Engels: Aber auch dort gibt es Ansteckungen, denn die Kurve ist ja immerhin auch abgeflacht. Das heißt, da gab es auch Ansteckungen. Und muss man nicht auch einrechnen, dass offenbar die Dichte trotz aller Abstände, die versucht wurden, einzuhalten, trotz Plexiglaswänden immer noch zu groß ist?
Hartges: Es sind ja am 28. Oktober mehrere Maßnahmen beschlossen worden. Und insgesamt war die Argumentation, die Kontakte zu reduzieren. Das betraf ja nicht nur unsere Branche, sondern auch den privaten Raum, den öffentlichen Raum, Veranstaltungen, Theater etc. Die Maßnahmen haben insgesamt jetzt zur Stagnation beigetragen. Das ist auch gut so. Jetzt wollen wir mal zuversichtlich sein, dass nach den gestern beschlossenen Maßnahmen die Infektionszahlen in den nächsten Wochen weiter signifikant sinken, wenn wir alle solidarisch miteinander uns an die Maßnahmen halten.
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Engels: Schauen wir noch auf einen Teilbereich Ihrer Branche. Die gestrige Runde zwischen Ländern und Bund hat sich darauf verständigt, eine europaweite Lösung anzustreben, um die Ski-Saison in den Alpen weitgehend ausfallen zu lassen, oder erst ab Mitte Januar zumindest beginnen zu lassen. Der bayerische Ministerpräsident Söder hat das nach jetzigem Stand zumindest auch für Bayern vor. Kann die Hotellerie und Gastronomie in den betroffenen Regionen das überstehen?
Hartges: Das wird sehr, sehr schwierig sein und deswegen ist es auch gut, dass die Fortführung der Hilfen für den Dezember zugesagt ist. Und ja, man kann den bayerischen Ministerpräsidenten verstehen, weil es natürlich sehr schwierig ist, unseren Betrieben zu vermitteln, dass die Gäste aus Deutschland nach Österreich, nach Südtirol fahren könnten, aber bei uns im Allgäu zum Beispiel nicht Skifahren dürften. Das ist schon eine echte Herausforderung. Und ich denke, entscheidend ist, wir sehen ja überall im Ausland die Probleme. Dort gibt es ja teilweise noch viel drastischere Beschränkungen, muss man sagen. Da ist es natürlich wichtig für die Akzeptanz der Maßnahmen insgesamt, dass in diesen Regionen einheitliche Lösungen gefunden werden.
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