
Als wichtigster Verbündeter Israels im Nahen Osten sind die USA für Teheran der „große Satan“. Schon seit Jahrzehnten wird Washington von der iranischen Führung auf diese Weise betitelt. Die USA wiederum zählten Iran zwischenzeitlich zur „Achse des Bösen“. Öl und Geld, ein Putsch, Terror und Unterdrückung, Atomenergie und Kernwaffen: ein kurzer Überblick über die Konfliktlinien in der gemeinsamen Geschichte der beiden Länder.
Inhalt
- Historische Wurzeln der antiamerikanischen Stimmung im Iran
- Die Besetzung der US-Botschaft in Teheran
- Jahrzehntelange Feindschaft und ein bisschen „Tauwetter“
- Das iranische Atomprogramm
- Über Sanktionen zum Atomabkommen
- Der Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen
- Eskalation und Bomben auf Atomanlagen
- Status quo: Rückschlag für das iranische Atomprogramm
Historische Wurzeln der antiamerikanischen Stimmung im Iran
Die antiamerikanische Stimmung im Iran hat tiefe Wurzeln und reicht bis in die erste Hälfte der 1950er-Jahre zurück. Prägend für die Beziehung der beiden Länder war unter anderem der Sturz des iranischen Ministerpräsidenten Mohammad Mossadegh 1953. Dieser hatte die iranische Ölindustrie verstaatlicht, nachdem die Gewinne fast ausschließlich nach Großbritannien geflossen waren.
Die Verstaatlichung stieß in der iranischen Bevölkerung auf große Zustimmung. Doch die USA unter dem neuen Präsidenten Dwight D. Eisenhower befürchteten ein Abrutschen Irans ins „sozialistische Lager“ und unterstützten einen Putsch gegen Mossadegh. Auch die CIA war maßgeblich beteiligt, unter anderem durch die Bestechung von iranischen Parlamentariern.

Nach dem Putsch am 19. August 1953 wurde Mossadegh unter Hausarrest gestellt und ein Militärregime errichtet, das der Schah in der Folgezeit dazu nutzte, um seine Herrschaft auszubauen. Unter Reza Pahlavi war der Iran ein enger Verbündeter der USA im Nahen Osten, mit Kritik an den Menschenrechtsverletzungen im Iran hielt sich der Westen zurück. Mit der Islamischen Revolution 1979 verloren die Amerikaner schlagartig ihren Einfluss auf das Land. Revolutionsführer Ayatollah Khomeini predigte fortan Hass auf die USA und Israel.
Die Besetzung der US-Botschaft in Teheran
Die Besetzung der US-Botschaft am 4. November 1979 war ein entscheidender Wendepunkt in den iranisch-amerikanischen Beziehungen und mündete in erbitterter Feindschaft zwischen den beiden Ländern. Revolutionsnahe Studenten stürmten das Gebäude in Teheran. Die Aktion sollte der Welt demonstrieren, dass der Iran nach der erfolgreichen Revolution endgültig eine Islamische Republik geworden und der Schah nur noch Geschichte war.
Ayatollah Khomeini ließ die Botschaftsbesetzer gewähren. Aus iranischer Sicht war die Botschaft keine diplomatische Institution, sondern ein Hort der Spionage und an Unruhen im Land beteiligt. Da Verhandlungen erfolglos blieben, sah US-Präsident Jimmy Carter nur einen Ausweg und befahl am 24. April 1980 eine militärische Befreiungsaktion, die völlig missglückte: Beim Zusammenstoß von zwei Hubschraubern der US-Armee starben acht Soldaten. Die Geiselnahme von 52 US-Bürgern dauerte schließlich 444 Tage.
Jahrzehntelange Feindschaft und ein bisschen „Tauwetter“
Danach blieben die Beziehungen zwischen Washington und Teheran über Jahrzehnte angespannt. Unter Präsident Ronald Reagan verhängten die USA zwar eine Importsperre für iranische Güter, verkauften aber Ende 1986 auch Waffen an Teheran, um Geiseln im Libanon freizubekommen. Eine kurze Phase des „Tauwetters“ gab es 1997 mit der Wahl des reformorientierten iranischen Präsidenten Mohammad Khatami, der den Dialog der Kulturen betonte.
Die Annäherung wurde jedoch unter US-Präsident George W. Bush jäh beendet. Für Bush gehörte der Iran zusammen mit Irak und Nordkorea zur „Achse des Bösen“. Doch so unnachgiebig die Haltung Bushs gegenüber Teheran auch war: Als Weihnachten 2003 ein Erdbeben die südostiranische Stadt Bam erschütterte und mehr als 30.000 Menschen tötete, schickten auch die USA Helfer. 81 Soldaten wurden respektvoll empfangen.
Das iranische Atomprogramm
Von 2002 an entwickelte sich dann das iranische Atomprogramm zum dominierenden und gefährlichsten Konfliktthema. Damals wurde bekannt, dass Teheran eigenständig zwei Atomanlagen betrieb: eine Urananreicherungsanlage in Natanz und eine Schwerwasseranlage in Arak. Das Land hatte sich möglicherweise auf den Weg begeben, Kernwaffen zu produzieren.
Die Entdeckung von Spuren angereicherten Urans durch die Internationale Atomenergiebehörde IAEA im Jahr 2003 verstärkte den internationalen Verdacht. Der Iran dementierte und bestand auf seinem Recht zur friedlichen Nutzung der Atomenergie gemäß dem Atomwaffensperrvertrag, während die USA einen Militärschlag in Erwägung zogen.
Iran beschaffte sich nukleares Wissen auch auf geheimen Wegen, unter anderem über Abdul Kadir Khan, den „Vater der pakistanischen Atombombe“. Trotz eines religiösen Gutachtens, das Nuklearwaffen verbot, setzte der damalige iranische Staatspräsident Mahmud Ahmadinedschad auf Konfrontation und ließ Anfang 2006 eigenmächtig die Kontrollsiegel der IAEA an der Urananreicherungsanlage in Natanz entfernen.
2009 wurde bekannt, dass Teheran – ohne die IAEA informiert zu haben – eine zweite Uran-Anreicherungsanlage in Fordo eingerichtet hatte, rund 80 Meter unter der Erde. 2010 reicherte das Land erstmals Uran auf 20 Prozent an, was als entscheidender Schritt zu waffenfähigem Uran galt.
Über Sanktionen zum Atomabkommen
Vorerst entschärft wurde der Konflikt einige Jahre später durch ein Atomabkommen. Zuvor hatten internationalen Sanktionen die iranische Wirtschaft massiv belastet. Die wirtschaftlichen Probleme zwangen die iranische Führung, Verhandlungen mit den fünf UN-Vetomächten plus Deutschland aufzunehmen.
Nach mehrjährigen Gesprächen wurde das Abkommen im Juli 2015 in Lausanne beschlossen. Teheran verpflichtete sich, seine 19.000 Uranzentrifugen um mehr als zwei Drittel zu reduzieren, Uran für mindestens 15 Jahre nicht über 3,67 Prozent anzureichern und den Schwerwasserreaktor in Arak zu demontieren.

Im Gegenzug sagte die internationale Staatengemeinschaft zu, ihre Wirtschaftssanktionen gegen den Iran schrittweise aufzuheben. Für US-Präsident Barack Obama war damit die Verbreitung von Atomwaffen in der Region gestoppt und Iran von jedem Zugang zur Atombombe abgeschnitten.
Der Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen
Unter der Präsidentschaft von Donald Trump änderte sich das. Trump kündigte im Mai 2018 den Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen an. Er bezeichnete es als „stümperhaft ausgehandelten Vertrag“. Ein Hinweis von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu soll Trump zu diesem Schritt bewegt haben. Demnach hatte der Iran Teile seines Atomprogramms vertuscht, bevor er das Abkommen von 2015 unterzeichnete.
Der Iran reagierte zunächst mit verbalem Protest, in der Hoffnung, die europäischen Vertragspartner würden das Abkommen retten. Als dies nicht geschah, begann Teheran schrittweise, gegen die Vertragsbedingungen zu verstoßen, indem es den Grad seiner Urananreicherung erhöhte und den Bestand an angereichertem Uran wieder vergrößerte. Im Januar 2020 zog sich die Islamische Republik schließlich vollständig aus dem Atomabkommen zurück.
Eskalation und Bomben
Im Januar 2021 begann Iran in Fordo, wieder 20-prozentiges Uran herzustellen. Einen Monat später wurden kurzfristige IAEA-Inspektionen nicht mehr zugelassen. Zudem wurden in Natanz neue Zentrifugen in Betrieb genommen, die den Anreicherungsgrad auf 60 Prozent erhöhen können.
Erneut wuchs international die Besorgnis, Iran verfolge den Bau von Nuklearwaffen. Im Mai 2024 verkündete das Land, es verfüge nun über die Kapazitäten, eine Atombombe herzustellen. Im Mai 2025 berichtete die IAEA von einer deutlichen Zunahme von hochangereichertem Uran im Iran, über 400 Kilogramm an 60-prozentigem Uran waren vorhanden – ein laut Experten klares Indiz für militärische Absichten, da es dafür keine zivile Anwendung gibt.
Obwohl die USA und Iran Mitte April 2025 unter Vermittlung Omans bilaterale Gespräche über ein neues Atomabkommen aufnahmen, eskalierte die Lage kurz darauf dramatisch. Am 12. Juni 2025 kündigte Teheran den Bau einer neuen, dritten Urananreicherungsanlage an einem „sicheren Ort“ an. Einen Tag später begann Israel, iranische Militäreinrichtungen zu attackieren. Der Iran reagierte darauf mit dem Beschuss von Raketen und Drohnen in Richtung Israel. In der Nacht auf den 22. Juni 2025 ließ US-Präsident Donald Trump Irans wichtigste Atomanlagen in Fordo, Natanz und Isfahan bombardieren. Nach den US-Schlägen griff Iran mit Raketen eine amerikanische Militärbasis in Katar an, ohne größeren Schaden anzurichten.
Status quo: Rückschlag für das iranische Atomprogramm
Wie es nach den Angriffen um das iranische Atomprogramm steht, ist unklar. US-Präsident Trump behauptet, die Atomanlagen seien komplett zerstört worden, doch Berichte unter anderem aus dem Pentagon widersprechen ihm. Nach Einschätzung des US-Verteidigungsministeriums sollen die US-Luftangriffe das Atomprogramm um etwa zwei Jahre zurückgeworfen haben.
Der US-Militärgeheimdienst DIA sprach sogar nur von einigen Monaten. Auch der oberste UN-Atomwächter sieht den Iran in der Lage, sein Atomprogramm wieder aufzubauen. Das Land könne trotz der Angriffe auf die Atomanlagen „innerhalb weniger Monate“ mehrere Zentrifugenanlagen zur Anreicherung von Uran in Betrieb nehmen, sagt Rafael Grossi. Der Iran hat inzwischen angekündigt, keine Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) mehr ins Land zu lassen. Der Konflikt bleibt ungelöst, US-Präsident Trump hat Gespräche angeboten, aber auch mit weiteren Bombardements gedroht.
Onlinetext: ahe
Quellen: Hörfunk-Feature von Ulrich Pick, Agenturen
Quellen: Hörfunk-Feature von Ulrich Pick, Agenturen