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75. Todestag von Manuel de Falla
Spanischer Komponist mit schmalem Werk

Der 1876 in Cádiz geborene Manuel de Falla zählt zu den großen Komponisten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Mit mehr als zwei Dutzend Werken wurde er zum wichtigsten Vertreter der frühen spanischen Moderne. Als Klangzauberer machte er die Klänge seiner Heimat bis heute in aller Welt bekannt.

Von Michael Stegemann | 14.11.2021
Der spanische Komponisten Manuel de Falla (1876-1946) sitzt am Klavier und blättert in einer Partitur.
Der spanische Komponisten Manuel de Falla (1876-1946) war ein menschenscheuer Einzelgänger. (picture alliance / Heritage-Images)
Als Manuel de Falla am 14. November 1946 im argentinischen Alta Gracia starb – wenige Tage vor seinem 70. Geburtstag – hatte er die „Noches en los jardines de España" schon lange nicht mehr erlebt. 1939 war der spanische Komponist vor den Schrecken des Zweiten Weltkriegs nach Südamerika geflohen. Das Œuvre, das er in Europa zurückgelassen hatte, war denkbar schmal: im Kern sind es kaum mehr als zwei Dutzend Werke; aber es war und bleibt das Bedeutendste, was Spanien zur Musik des späten 19. Jahrhunderts und der frühen Moderne beigetragen hat – nicht nur die drei "symphonischen Impressionen" für Klavier und Orchester.
Manuel María de Falla wurde am 23. November 1876 in Cádiz geboren, Sohn eines Kaufmanns und einer Pianistin. Mit 20 nahm er sein Musikstudium am Madrider Konservatorium auf, ab 1902 studierte er bei Felipe Pedrell, dem Begründer der spanischen nationalen Schule, der auch der Lehrer von Isaac Albéniz und Enrique Granados gewesen war. 1905 brachte die in einem Wettbewerb preisgekrönte Oper „La vida breve“ („Das kurze Leben“) de Fallas Durchbruch als Komponist.

Freundschaft mit Debussy und Ravel

1907 ging de Falla nach Paris, wo die spanische Musik seit langem hoch im Kurs stand. Er schloss Freundschaft mit Claude Debussy, Paul Dukas und Maurice Ravel, unter deren Einfluss seine Tonsprache zunehmend impressionistische Färbung annahm – auch wenn er weiterhin im dezidiert spanischen Idiom komponierte, etwa 1914 in den „Siete canciones españolas“.
Bei Ausbruch des Weltkriegs kehrte de Falla nach Spanien zurück, wo zwei seiner wichtigsten und größten Werke entstanden: die Ballette „El amor brujo“ („Der Liebeszauber“) und „El sombrero de tres picos“ („Der Dreispitz“) – ein Auftrag Sergej Diaghilews für seine „Ballets russes“, die in den Bühnenbildern und Kostümen von Pablo Picasso am 22. Juli 1919 in London die Uraufführung realisierten.

Expressionistisch-rauer Spätstil

De Falla galt als Repräsentant Spaniens, aber er selbst stand der Spanien-Begeisterung außerhalb seiner Heimat und den folkloristischen Klischees sogenannter españoladas eher kritisch gegenüber.

"Ein Ausländer kann zwangsläufig nichts von der Musik wissen, die unserer Landschaft inne wohnt, oder vom Aussehen und der Sprache unserer Menschen, oder von der Gestalt unserer Berge. Musikalisch immer die gleichen Ausdrücke und Formeln zu benutzen, tut niemandem gut und wird schnell langweilig."
So löste er sich in seinen letzten Werken zunehmend von allzu idiomatischen Wendungen und gelangte zu einem immer noch unverkennbar spanischen, dabei aber expressionistisch-rauen Spätstil – etwa 1922 in der „Fantasia baética“ für Klavier, oder 1926 in dem Konzert für Cembalo und fünf Instrumente.
Historische 10-Peseten-Banknote des spanischen Komponisten Manuel de Falla
Historische 10-Peseten-Banknote des spanischen Komponisten Manuel de Falla (picture alliance / imageBROKER)
Manuel de Falla – tief im Katholizismus verwurzelt – war ein asketischer, fast menschenscheuer Einzelgänger; als Hypochonder, der sein Leben lang von Nervenanfällen geplagt wurde, komponierte er nur sehr langsam. Sein letztes Werk – das Oratorium „L’Atlàntida“–, an dem er zehn Jahre lang arbeitete, blieb unvollendet.