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Mythos Krim
Russisch, ukrainisch, tatarisch

Seitdem Russland die ukrainische Halbinsel Krim annektiert hat, heißt es: "Krym nasch", "die Krim gehört uns". Die Regierung versucht, diesen Anspruch auch kulturell zu untermauern. Doch die alte Krim lebt weiter.

Von Gesine Dornblüth | 02.12.2017
    Crimea and Black Sea coast on a vintage 1920s map, selective focus (printed in 1926 - copyrights expired) (PixelsAway)
    Crimea and Black Sea coast on a vintage 1920s map, selective focus (printed in 1926 - copyrights expired) (imago images/PixelsAway)
    In der antiken Tempelstadt Chersones soll ein "russisches Mekka" entstehen, ein Wallfahrtsort. Denn hier sei die russische Nation begründet worden. Die Fakultät für Ukrainisch an der Universität in Semferopol wurde verkleinert, politisch diskutiert wird kaum noch – dennoch lebt die alte Krim hier weiter.
    Nur die Krimtataren, die seit Jahrhunderten auf der Insel leben, äußern noch offen Kritik an der russischen Annexion. Russen, Ukrainer, Tataren – alle haben ihren eigenen Blick auf die geschichtsträchtige Halbinsel. "Gesichter Europas" lässt die Menschen zu Wort kommen und begibt sich auf die Suche nach dem Mythos Krim.
    Menschen halten eine Flagge der Krimtataren in Händen. Sie erinnern in Kiew an den 70. Jahrestag der Krim-tatarischen Deportation. (Archivbild 2014)
    Ein Tataren-Bataillon in Wartestellung
    Für die Krimtataren steht fest: Die Krim gehört zur Ukraine, nicht zu Russland. Auf dem ukrainischen Festland unterhalten sie ein eigenes, privat finanziertes Bataillon, das sich für einen möglichen russischen Angriff rüstet.
    Chersones – ein "russisches Mekka"
    In der antiken Stadt Chersones soll die russische Nation ihren Anfang genommen haben. Und Russland untermauert den umstrittenen Mythos der geistig-kulturellen Wurzeln auf der Krim kräftig, mit Geld.

    Ungeliebtes Ukrainisch
    Ukrainer haben seit der Krim-Annexion 2014 einen schweren Stand auf der Halbinsel. Sie werden diskriminiert, Ukrainisch hört man kaum noch. Manche setzen aber trotz großer Widerstände weiter auf ukrainische Kultur und Sprache.
    Tataren kämpfen gegen die Annexion
    Willkürliche Festnahmen, Misshandlungen, Folter: Die Menschenrechtslage auf der Krim ist laut UN katastrophal. Auch für die Krimtataren. Einige kämpfen trotz Gefängnisstrafen aktiv gegen die russische Annexion.

    Für Hippies von Koktebel ist Krim russisch
    In den Ferienort auf der Krim kamen zu Sowjetzeiten Familien und Freigeister, um fern vom Staat zu leben. Einige Hippies von damals sind gebelieben – und unterstützen inzwischen offen die russische Annexion.