Archiv

Corona-Impfung
Biontech oder Moderna: Gibt es Vor- und Nachteile?

Bundesgesundheitsminister Spahn erntet viel Kritik dafür, dass er den Biontech-Nachschub begrenzen will, damit auch Moderna verimpft wird. Nicht zuletzt wegen der Art und Weise, wie dies kommuniziert wurde, fragen sich manche, ob sie nun womöglich einen "schlechteren" Impfstoff erhalten. Eine Einordnung.

    Behälter der Impfstoffe von Biontech, Astrazeneca, Johnson & Johnson und Moderna stehen auf einem Tisch
    Impfen gilt nach wie vor als Ausweg aus der Corona-Pandemie. Deshalb sollen mehr Impfdosen bereitstehen. (dpa/Marcus Brandt)
    Vielleicht hat es auch mit der Silbe "Bio" zu tun, dass viele Menschen am liebsten mit dem Biontech-Präparat geimpft werden wollen. Im Vergleich zum Impfstoff von Moderna (Spikevax) ist Biontech (Comirnaty) aber nach den bisherigen Erkenntnissen nicht besser oder schlechter. Beide nutzen die mRNA-Technologie und haben nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts eine Wirksamkeit von "bis zu 95 Prozent". Zum Vergleich: Der vektorbasierte Impfstoff von AstraZeneca rangiert hier bei "bis zu 80 Prozent".
    Moderna war zu Anfang der Impfkampagne in Deutschland nur wenig verfügbar und spielte deshalb auch in der öffentlichen Wahrnehmung keine große Rolle. Nun aber gibt es auch davon Vorräte, und sie haben eine begrenzte Haltbarkeit. So begründete das Bundesgesundheitsministerium die nun vielfach kritisierte Entscheidung, die Abgabe von Biontech zu begrenzen: Die Moderna-Impfdosen sollen nicht weggeworfen werden müssen.

    "Was weg muss"?

    Unterschätzt wurde dabei möglicherweise die Wirkung dieser Ansage auf die Öffentlichkeit. Wer schon im Milchregal vorsichtshalber ganz nach hinten greift, der möchte sicher keinen Impfstoff, weil er eben gerade weg muss. Politiker verschiedener Parteien werfen Spahn deshalb vor, Vertrauen zerstört zu haben. Befürchtet wird, dass die Impfkampagne dadurch ins Stocken gerät.
    So nannte Bayerns Gesundheitsminister Holetschek (CSU) die Begrenzung der Biontech-Bestellungen "absolut inakzeptabel". Als Vorsitzender der Gesundheitsministerkonferenz der Länder will er am Montag mit seinem Kollegen aus den anderen Bundesländern über eine mögliche Reaktion beraten. Die Ankündigung Spahns zerstöre das notwendige Vertrauen, das Bürgerinnen und Bürger "in dieser hochdramatischen Lage" haben müssten.
    Kritik kam auch von FDP, Grünen und SPD. Deren Gesundheitsexperte Lauterbach sagte im Deutschlandfunk, dass der Impfstoff von Biontech/Pfizer, dem die Menschen vertrauten, zurückgehalten werde, sei ein schwieriger Beschluss, den er nicht richtig finde. Auf Twitter weist er zugleich darauf hin, dass Bedenken bei einem Wechsel des mRNA-Impfstoffs unbegründet sind. Die Wirkung könne im Ergebnis sogar größer sein.

    Redaktionell empfohlener externer Inhalt

    Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

    Auch nach Erstimpfungen mit AstraZeneca hatte sich herausgestellt, dass eine Kreuzimpfung mit einem anderen Impfstoff besonders wirksam ist.

    Was empfiehlt die Stiko?

    Für die Auffrischung nach einer Biontech- oder Moderna-Impfung hat die Ständige Impfkommission ein solches Kreuz-Schema bisher nicht in ihre Empfehlungen aufgenommen. Dort heißt es vielmehr, in der Regel solle für die Auffrischimpfung derselbe mRNA-Impfstoff benutzt werden, der auch bei der Grundimmunisierung verwendet wurde. Das heißt: Auf Biontech soll vorrangig Biontech folgen, und wer Moderna hatte, sollte nach Möglichkeit dabei bleiben. Wenn der bisher verwendete Impfstoff nicht verfügbar sei, könne jedoch auch der jeweils andere mRNA-Impfstoff eingesetzt werden, schreibt die Stiko.
    Für Personen bis 30 Jahren gelten dabei nach wie vor besondere Vorgaben: Für sie wird der Impfstoff von Moderna generell nicht mehr empfohlen. Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren können ebenfalls nicht auf Moderna wechseln, für sie wird ebenfalls ausschließlich Biontech empfohlen.
    Das Bundesgesundheitsministerium versuchte am Samstag, die Wogen zu glätten und erklärte, die Präparate von Biontech und Moderna seien beide "sicher, wirksam und gleich gut für Auffrischimpfungen geeignet". Bis Ende des Jahres stünden 50 Millionen Dosen beider Corona-Impfstoffe für Erst-, Zweit- und insbesondere Auffrischimpfungen zur Verfügung - rund 24 Millionen Dosen Biontech und rund 26 Millionen Dosen Moderna.