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Corona-Hotspots
In Brandenburg spitzt sich die Lage zu

Nach Sachsen scheint sich die Corona-Lage auch in Brandenburg zu verschärfen. Insbesondere in der Grenzregion schießen die Fallzahlen in die Höhe. Triagieren müsse man aber noch nicht. Aber andere Bundeländer werden um Hilfe gebeten.

Von Christoph Richter | 18.12.2020
Patienten und Personal auf einer Intensivstation
Auch Brandenburger Krankenhäuser stoßen bei der Behandlung von Covid-19-Patienten langsam an ihre Grenzen. (imago / ITAR-TASS / Stanislav Krasilnikov)
Die Corona-Lage in Brandenburg – insbesondere in den südlichen Landkreisen - hat sich massiv verschärft. Man liegt im tiefroten und lila Bereich, so Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher von Bündnis 90/Die Grünen: "500er-Inzidenzen in Oberspreewald-Lausitz und in Elbe-Elster, 400 in Spree-Neiße. Cottbus und Oder-Spree liegen in dem 370er-Bereich etwa."
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Noch habe Brandenburg die Lage im Griff, heißt es. Beim Potsdamer Gesundheitsministerium mache man sich aber – wie es heißt – "ganz, ganz große Sorgen", dass die Situation außer Kontrolle gerät, insbesondere im südlichen Landesteil. Weshalb Landräte in Südbrandenburg erwägen, den Katastrophenfall auszrufen. Noch sei die Situation "händelbar", aber auszuschließen sei es auch nicht.

7-Tage-Inzidenz über 546,8

So verzeichnet der Landkreis Oberspreewald-Lausitz an der Grenze zu Sachsen, die höchste 7-Tage-Inzidenz aller Landkreise Brandenburgs. Binnen der letzten sieben Tage liegt hier die Zahl der neu gemeldeten Corona-Fälle pro 100.000 Einwohner aktuell bei 546,8. "Obwohl wir viel nach Ostbrandenburg und nach Nordbrandenburg verlegt haben, werden die Betten trotzdem knapp", so Nonnemacher.
Ein Beatmungsgerät des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein steht am Bett eines am Coronavirus erkrankten Patienten. Die Zahl der Corona-Patienten auf deutschen Intensivstationen hat erstmals die Schwelle von 4000 überschritten. Am Freitag meldete die Deutsche Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) 4011 Menschen in intensivmedizinischer Behandlung. (Stand: 04.12., 12.15 Uhr).
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Bis zum Ende des Jahres sei mit mindestens 30.000 Corona-Toten zu rechnen, daran könne auch der harte Lockdown nichts mehr ändern, sagte der Mediziner Thorsten Lehr im Dlf.
Weshalb man jetzt auch das Land Berlin um Hilfe gebeten hat, nichtbeatmungspflichtige Patienten zu übernehmen. Berlins Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci, SPD, habe Hilfe zugesagt, bestätigt Brandenburgs Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher, eine ausgebildete Ärztin. Die 51 Covid-19-Patienten aus Brandenburg werden am Freitag (18.12.2020) nach Berlin verlegt. Und sollen nicht in der Notklinik am Messegelände behandelt, sondern auf die Krankenhäuser der Bundeshauptstadt verteilt werden. Dort seien noch rund 2.300 Betten frei, heißt es.
"Wir erwägen, ob wir in den sogenannten Kleeblatt-Fall eintreten, dass wir die Bettenkapazität anderer Bundesländer in Anspruch nehmen", erklärt Nonnemacher.
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Noch muss man nicht triagieren

Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) ergänzte am Freitagmittag, dass zehn weitere Patienten in Kliniken in Sachsen-Anhalt verlegt worden seien. In Sachsen und Thüringen sei die Corona-Lage angespannt, weshalb sie als Ausweichplätze für Intensivpatienten nicht in Frage kämen, hieß es.
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Auch müsse man noch nicht "triagieren", heißt es beim Gesundheitsministerium in Potsdam. Das heißt, es müsse – wegen mangelnder Atemgeräte - noch nicht entschieden werden, wem man zuerst helfe.
Große Hoffnung setzt man in Brandenburg auf den Impfstoff, die Impfstrategie will die Landesregierung heute vorstellen. In Postdam-Babelsberg und Cottbus werden die ersten Impfzentren entstehen, der Impfstart ist für den 5. Januar geplant. Im Lauf der nächsten Wochen sollen dann weitere neun Impfzentren eingerichtet werden.
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