Recycling gab’s schon bei Händel und Kollegen: Ein paar alte Arien, neuer Text, kleinere Verzierungen hier, ein anderer Schluss da, und fertig war das neue Stück. Was im Barock gang und gäbe war, konnte auch das Multitalent Ferruccio Busoni, der italienische Wahl-Berliner.
Wie dieses wunderbar verrückte Ungeheuer entstand, erzählt Robin Ticciati als Dirigent und Moderator im Casual Concert. Im Anschluss spielt das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin das vollständige Werk.
Ein Chor für ein Klavierkonzert
Als aus seiner seit 1902 geplanten „Aladdin"-Oper nichts wird, verwendet Busoni seine Ideen 1904 einfach für ein Klavierkonzert. Der Größe des Projektes bleibt er treu: das Werk ist reisengroß besetzt.
Zudem besitzt es ungewöhnlicherweise über fünf Sätze und eine fast 90-minütige Dauer. Damit gehört es zu den längsten Werken der Gattung. Die Gesamtanlage erinnert eher an eine Sinfonie mit obligatem Klavier, zu der am Ende ein sechsstimmiger Männerchor hinzukommt, der hinter der Bühne zu hören sein soll.
Nur für Pianisten mit Ausdauer
Der Klavierpart ist technisch höchst anspruchsvoll und sehr schwer zu spielen - ein Grund, warum das Ende 1904 in Berlin uraufgeführte Konzert bis heute nur selten zu hören ist. Benjamin Grosvenor hat das gigantische Werk in sein Repertoire aufgenommen.
Der junge britische Pianist hatte bereits während seines Studiums an der Royal Academy of Music als bisher jüngster Solist 2012 die Londoner Proms eröffnet.