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Fraueninitiative zur Zukunft des DFB
Transparenz und Glaubwürdigkeit sind nicht zu erkennen

Am 11. März wird bei einem DFB-Bundestag ein neuer Präsident gewählt. Dazu stehen auch einige andere wegweisende Entscheidungen an, wie sich der DFB künftig ausrichtet. Doch von einem Neuanfang sei der Verband weit entfernt, sagen Almuth Schult, Katja Kraus und Claudia Neumann im Dlf.

Claudia Neumann, Katja Kraus und Almuth Schult im Gespräch mit Marina Schweizer |
Fußballerin, Funktionärin, Managerin, Autorin: Katja Kraus hat sich bereits in den verschiedensten beruflichen Bereichen engagiert.
Fußballerin, Funktionärin, Managerin, Autorin: Katja Kraus hat sich bereits in den verschiedensten beruflichen Bereichen engagiert. (Copyright: Katja Kraus)
Keine von ihnen tritt an zur Wahl des neuen DFB-Präsidenten am 11. März. Dabei hat ihre Initiative "Fußball kann mehr" wiederholt das gesagt, was wohl die meisten denken: Der größte nationale Fußballverband der Welt - der Deutsche Fußball-Bund - braucht dringend eine Erneuerung. Und zwar auch an der Spitze.
Eine Doppelspitze - das wäre der perfekte und wohl auch glaubhafteste Neuanfang gewesen, so Ex-Fußballerin und Funktionärin Katja Kraus, "um Diversität direkt von der Spitze an zu symbolisieren. Und weil wir daran glauben, dass Kooperation einfach der Umgang ist, den man in Zukunft braucht, wenn es darum geht, auch Brücken zu schlagen. Wir hatten auch einen strukturellen Anspruch. Aber man hat uns sehr deutlich gemacht, dass das, dass das nicht gewollt ist."

Neuendorf gegen Peters - sind die Posten bereits abgesprochen?

Dennoch: Zum ersten Mal treten bei einer Wahl zwei Kandidaten gegeneinander an. Mit Bernd Neuendorf, dem Präsidenten des Fußball-Verbandes Mittelrhein und Peter Peters, lange beim FC Schalke, der DFL und dem DFB im Einsatz, komme aber wenig frischer Wind ins Amt, bemängelt auch ZDF-Fußballreporterin Claudia Neumann:
"Wenn man bedenkt, dass tatsächlich kolportiert wird, dass auch jetzt für die Präsidentschaftswahl beim Bundestag im März alle Posten bereits abgesprochen sind. Also von daher: Transparenz und Glaubwürdigkeit sind wichtige Punkte, die ich nirgends erkennen kann."

Die beiden Präsidentschaftskandidaten:

Peter Peters: "Die Zeit der Intrigen muss vorbei sein"
Bernd Neuendorf: Neudorf will Neustart beim DFB

Transparenz und Glaubwürdigkeit sind allerdings Attribute, die der DFB dringend nötig hätte angesichts der zahlreichen Skandale um das Sommermärchen 2006, Ermittlungen wegen Steuerhinterziehung und der zuletzt wenig glanzvollen Rücktritte seiner Präsidenten.
Der Verband beschäftige sich nur noch mit sich selbst und seinen Strukturen, statt sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: den Fußball, kritisiert Katja Kraus. Man müsse sich doch vor allem diese Fragen stellen: "Was gut ist an dem organisierten Fußball in Deutschland, wie wir zugleich aber trotzdem mehr Kinder dazu bekommen, weiterhin Fußball zu spielen, weil es einfach für wichtig halten, für gesellschaftlich notwendig, weil es unser Herzensthema ist."  
Und – darüber hinaus – auch eine politische Bedeutung, etwa in Koalitionsgesprächen.

Fraueninitiative die "Antagonistinnen des DFB"

Mit unbequemen Forderungen - begleitet von einer großen medialen Aufmerksamkeit - verschaffte sich die Initiative Gehör und wurde schnell in eine Oppositions-Rolle geschoben, so Kraus. "Wir als Initiative sind eigentlich relativ zufällig plötzlich die Antagonistin des DFB geworden, weil unsere Ankündigungen, mit unseren Forderungen an die Öffentlichkeit zu gehen, fiel zeitgleich mit der Eskalation des DFB und dem Rücktritt von Fritz Keller damals."
Almuth Schult ist noch aktive Fußballerin - und trotzdem oder gerade deswegen mischt sie sich laut ein. Natürlich geht es ihr auch um die Interessen des Frauenfußballs, der in Deutschland noch immer nicht so professionalisiert ist wie in anderen Ligen - und von einem Equal-Pay-Konzept wie zuletzt in den USA beschlossen - ganz weit entfernt. "Es ist so, dass sie dort in den USA teilweise bekannter und auch erfolgreicher sind und genauso Werbeeinnahmen haben in vergleichbarer Höhe wie die Männer. Das ist jetzt in Europa nicht nur in Deutschland, sondern in Europa an sich nicht so."
Doch Schult geht es wie ihren Mitstreiterinnen auch um die Basis. Wer sich heute innovativ im Verein einbringe, käme erst in 30 Jahren in eine Führungsposition, das müsse sich dringend ändern, sagt sie. Denn: "Es geht darum, dass die Basis mitreden kann und nicht nur in so einer großen Zeitspanne, sondern auch direkt. Und das ist nicht abhängig von Frauen und Männern, sondern das ist abhängig auch vom System und des Systems". Dennoch sieht Almuth Schult am 11. März die Chance auf Veränderung "auch grundsätzlich in den Personen. Nämlich, wenn die Personen wieder im Sinn des Fußballs und der Gemeinschaft handeln und nicht im egoistischen Sinne."