Einen Neuanfang – das will der Deutsche Fußball Bund nach Jahren der Krisen. Helfen soll da vor allem ein neuer Präsident. Der soll auf dem Bundestag im März gewählt werden.
Sein Name ist höchstwahrscheinlich: Bernd Neuendorf. Im Moment ist Neuendorf noch Präsident des Fußballverbandes Mittelrhein. Seine 16 Kollegen aus den anderen Landesverbänden haben ihn aber einstimmig zu ihrem Kandidaten ernannt. Dieser Stimmenblock hat die Mehrheit auf dem Bundestag – für den Gegenkandidaten Peter Peters wird es also schwer bis unmöglich, gewählt zu werden.
Designierter Präsident will Bernd Neuendorf aber trotzdem nicht genannt werden. „Das würde ich auf jeden Fall so nicht sagen, weil wir eine Wahl vor uns haben und die gilt es zu respektieren.“
Demonstrative Zurückhaltung
Neuendorf war fünf Jahre SPD-Staatssekretär in NRW – und ganz Politiker übt er sich in demonstrativer Zurückhaltung. Zu seinem Lebensplan habe es nicht gehört, DFB-Präsident werden zu wollen. Aber als sich mehr und mehr abzeichnet, dass er nominiert werden würde, hat er sich entschieden, in den Wahlkampf einzusteigen. „Wenn man A sagt, muss auch B sagen. Also jetzt gehe ich das auch mit großer Verve an und großem Einsatz. Und bisher macht mir das auch großen Spaß.“
Mögliche DFB-Vizepräsidentin Silke Sinning „Die Wahl wird eine Richtungsentscheidung“
DFB-Präsidentschaftskandidat Peter Peters will überraschend Silke Sinning, Professorin für Sportwissenschaft, zu seiner Vizepräsidentin machen. Sinning wolle dabei nicht nur als Quotenfrau ins Präsidium, sagte sie im Dlf-Sportgespräch. „Wir Frauen sind auch kompetent.“
DFB-Präsidentschaftskandidat Peter Peters will überraschend Silke Sinning, Professorin für Sportwissenschaft, zu seiner Vizepräsidentin machen. Sinning wolle dabei nicht nur als Quotenfrau ins Präsidium, sagte sie im Dlf-Sportgespräch. „Wir Frauen sind auch kompetent.“
Ob der Spaß nach der Wahl lange anhält, ist eine andere Frage. Sollte Bernd Neuendorf am 11. März gewählt werden, warten Aufgaben auf ihn, die man mit dem Wort gewaltig beschreiben muss. Genannt sei nur das Stichwort Sommermärchen-Affäre: "Wir müssen aber auch zur Kenntnis nehmen. Das Ganze ist jetzt 16 Jahre her“, versucht Neuendorf im Deutschlandfunk-Sportgespräch aus seiner Sicht einzuordnen. Auch er findet, „dass es natürlich wünschenswert wäre, wenn man er hier Licht ins Dunkel bringen könnte. Da stehe ich auch zu.“
Keine neue Studie zur WM 2006
Dazu brauche es aber auch neue Fakten, sprich Dokumente von den damals Beteiligten. Eine neue Studie zur Frage, ob die Heim-WM 2006 nun gekauft war oder nicht, soll es unter ihm aber nicht geben. „Es wäre ja dann schon die dritte umfassende Studie, die wir in Auftrag geben würden. Dazu, ob das wirklich noch zu Ergebnissen führt, muss man zumindest Fragezeichen machen.“
Fußball - DFB-Krise und kein Ende
Als Aufklärer der Affäre will er sich nicht gerieren, sagt Neuendorf. Ob der DFB in der Vergangenheit Fehler bei der Aufarbeitung gemacht hat, traut er sich aber nicht deutlich auszusprechen. Stattdessen sagt er: „Ich habe nicht den Eindruck, dass es hier an Aufklärungseifer gefehlt hat, das zumindest aus meiner jetzigen Position heraus.“
Neuendorf strebt Kulturwandel im DFB an
Seine Position könnte sich bald aber schon verändern. Dann muss er einen Verband führen, der seit Jahren von Krise zu Krise schlittert. Einen Verband, dessen drei letzte Präsidenten zurückgetreten sind, der mit Steuerrazzien und allerlei Skandalen konfrontiert war. Hier wird der 60-jährige Neuendorf selbstbewusster: Das soll sich ändern. So kündigt er immer wieder an, „dass es einen Kulturwandel geben könnte, den strebe ich zumindest an im DFB. Ich will also wirklich ein Präsident sein, der Vernunft basiert und nüchtern aber auch zugewandt und zuhörend auf die Menschen zugeht.“
Vertrauen, ein Wort, dass Bernd Neuendorf immer wieder benutzt. Dass er schon bei seiner Präsentation vor den Regional- und Landesverbänden verwendet hat. Und Vertrauen muss er auch im DFB selbst gewinnen. Neustart soll über seiner Präsidentschaft stehen, so zumindest der Wunsch. „Wir haben in der engeren Führung fünf Menschen derzeit, und die werden die werden alle neu sein. Mehr Neuanfang geht eigentlich nicht.“
Keine schlechten Erfahrungen mit Rainer Koch
Mit engerer Führung meint Neuendorf den Präsidialausschuss bestehend aus DFB-Präsident, dem 1. Vizepräsidenten Amateure, Generalsekretär, Schatzmeister und Vertreter der DFL, also der Profiligen. Was aber wird aus Rainer Koch, dem mächtigen bisherigen 1. Vizepräsidenten und aktuell Interimschef? „Auch diese Frage verwundert mich. Die habe ich schon öfter gestellt bekommen.“
Koch wird unter anderem vorgeworfen, mit dem Medienberater Kurt Diekmann zusammengearbeitet zu haben – der wiederum im Hintergrund gegen die DFB-Präsidenten Grindel und Keller intrigiert haben soll.
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Er sei nicht bereit, sich von einem Menschen zu distanzieren, nur, weil der öffentlich stark in der Kritik sei, sagt Neuendorf im Sportgespräch. „Das ist ein professionelles Arbeitsverhältnis. Ich habe in keinster Weise bisher mit ihm eine Erfahrung gemacht: das, was ihm ja oft angehangen wird, wie der Umgang mit Leuten ist, wie er sich verhalten hat.“
Koch "auf keinen Fall" Teil der DFB-Führung
Auch stimme der Eindruck nicht, Koch würde Figuren im DFB wie auf einem Schachbrett verschieben. Trotzdem kündigt der Präsidentschaftskandidat an „Es ist aber zumindest sichergestellt, dass er auf keinen Fall mehr zu dem gesetzlichen Vorstand, dem Präsidialausschuss oder der engeren Führung zählen wird, auch nicht zu meinem Team gehören wird.“
Den Politiker Bernd Neuendorf merkt man oft, nicht zuletzt beim Blick auf das wohl größte Thema für ihn in diesem Jahr. Die Fußball-WM 2022, das umstrittenste Turnier der Geschichte: „Ich bin gegen einen Boykott, das sage ich ganz klar, weil wir haben jetzt die Situation, das die Vergabe erfolgt ist. Und wir müssen jetzt das tun, was man in der Politik auch tut, nämlich den Gesprächsfaden nicht abreißen lassen.“
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Ein Bild, dass er oft und bei vielen Themen bemüht. Gemeinsamkeiten betonen, wieder mehr über Fußball sprechen, mit dem Ziel, „dass ich auch mit dem Missverständnis mal aufräumen möchte, was viel auch in den letzten Wochen beschrieben wurde und was ich nicht erkenne, wenn man sagt, der DFB ist dysfunktional.“
Bernd Neuendorf wird viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, intern wie extern, dass auf den DFB wirklich eine neue Zeit zukommt.