Recha Freier und das Festival „Testimonium“
Neue Musik für das jüdische Volk

Autor Georg Beck begibt sich auf Spurensuche nach dem von hiesiger Musikforschung vergessenen Festival „Testimonium“, organisiert und finanziert allein durch Recha Freier.

Recha Freier und das Festival „Testimonium“ |
Der weiß gekleidete, jüngere Karlheinz Stockhausen sitzt neben der älteren Recha Freier, beide lachend ins Gespräch vertieft.
Recha Freier hatte regen Kontakt zu jungen Komponisten, zum Beispiel mit Karlheinz Stockhausen, den sie hier im Mai 1978 traf. (Suzanne Stephens, Archiv Stockhausen-Stiftung für Musik, Kürten (www.karlheinzstockhausen.org))
Die Geschichte des jüdischen Volkes im Spiegel zeitgenössischer Kunstmusik - das war die zentrale Idee und das Vermächtnis von Recha Freier. Sie war deutsche Jüdin, geboren 1892 in Norden/Friesland, sah sie sich früh zur Poesie berufen. 1933 gründete sie in Berlin die „Jugend-Aliyah“ und ermöglichte so hunderten Kindern die Auswanderung nach Palästina.

Ein Festival für neue Musik

Sie selbst erreichte das britische Mandatsgebiet 1941. Im Staat Israel wurde sie zur leidenschaftlichen Fürsprecherin neuer Musik. Sie gründete den Israel Composer's Fund und das Festival „Testimonium“.
Zwischen 1968 und 1983 realisierte sie sechs Festival-Ausgaben. Vokal- und Orchesterwerke u.a. von Josef Tal, Roman Haubenstock-Ramati, Tzvi Avni, Mauricio Kagel, Karlheinz Stockhausen und Iannis Xenakis wurden in Jerusalem und Tel Aviv uraufgeführt. Recha Freier lieferte die Libretti, bearbeitete biblische Vorlagen - und schuf so Dichtungen, die Wunden offenlegen und gegen das Vergessen ansprechen.