10. Sportkonferenz im Deutschlandfunk
Hirschhausen: "Das Teuerste, was wir jetzt tun können, ist nichts"

Sport und Nachhaltigkeit – zwei Bereiche, die sich in einem Spannungsfeld befinden. Bei der 10. Sportkonferenz im Deutschlandfunk erklärten Eckart von Hirschhausen und Franziska Fey, dass diese Kontroverse auch Potenziale enthält.

Raffael Reisdorf |
Eckart von Hirschhausen steht vor einem Monitor, auf dem der Schriftzug 10. Sportkonferenz im Deutschlandfunk zu sehen ist.
Der Arzt Eckart von Hirschhausen sprach bei der 10. Sportkonferenz im Deutschlandfunk über Sport und Nachhaltigkeit (Deutschlandradio)
"Gesundheit, mein Metier, beginnt mit fünf grundlegenden Dingen: Mit der Luft, die wir atmen. Mit dem Wasser, was wir trinken können. Mit Pflanzen zum Essen. Mit erträglichen Temperaturen und einem friedlichen Miteinander." All diese Grundlagen seien in Gefahr, leitete Eckart von Hirschhausen seinen Impulsvortrag im Kammermusiksaal des Deutschlandfunks in Köln ein. Für den Arzt, Fernsehmoderator und Gründer der Stiftung „Gesunde Erde – gesunde Menschen“ ist Sport ein entscheidender Schlüssel, um die Verbindung der persönlichen und planetaren Gesundheit ins Bewusstsein der Gesellschaft zu bringen.

Spannungsfeld Sport und Nachhaltigkeit

Dabei befinden sich die Bereiche Sport und Nachhaltigkeit in einem Spannungsfeld: "Die perfekte ökologische Sportveranstaltung ist die, die nicht stattfindet." Diese Äußerung stammt nicht etwa aus dem Munde eines Klimaaktivisten, sondern von DFB-Mediendirektor Steffen Simon. Und doch findet eine Großveranstaltung wie die Fußball-Europameisterschaft im kommenden Jahr in Deutschland statt, Bestrebungen des DOSB für Olympische Spiele auf heimischem Boden laufen ebenfalls.
Für Hirschhausen muss die Kombination aus Sport und Nachhaltigkeit aber kein Widerspruch sein: "Sport ist die große Kraft, die uns verbindet, und die uns ermöglicht zu sehen: Es geht jeden Menschen an." Der Wissenschaftsjournalist sieht eine große Gelegenheit: "In Deutschland haben wir jetzt die EM und damit eine Riesen-Chance, positive Signale in die ganze Welt und natürlich auch in unser Land zu schicken."

Sport als Brennglas der Klima-Auswirkungen

Denn die Auswirkungen werden drastischer. Hirschhausen verweist auf Golfplätze, die von brennenden Wäldern umrahmt werden, klimatisierte Stadien, ein von Staub bedecktes New York und erinnert exemplarisch an Karim Bellarabi, der im Jahr 2018 während eines Testspiels bei großer Hitze kollabierte. "Diese Bilder, die schockieren. Wenn plötzlich jemand zusammenbricht, weil er nicht mehr rennen kann. Weil sein Herz-Kreislauf-System – obwohl er topfit ist – zusammenbricht. Das bewegt die Menschen."
Doch der Sport könne nicht nur als weltweites Brennglas der drohenden Konsequenzen dienen. Der TV-Moderator sieht auch das Potenzial positiver Signalwirkungen: "Wenn die Spielerinnen und Spieler mit dem Zug kommen, da würde die ganze Welt drüber reden."
Lösungsansätze gebe es viele, einzig der Stillstand sei fatal, appellierte Hirschhausen: "Wir müssen aufhören, darüber zu reden, was es uns kostet, Dinge umzusetzen. Wir müssen endlich darüber reden, was es uns kostet, weiter nichts zu tun. Denn das Teuerste, was wir jetzt tun können, ist nichts."

Fey: Eine Bühne für Nachhaltigkeit durch die "Superkraft Fußball"

Auch Franziska Fey, Vorstandsvorsitzende der DFL Stiftung, will den Fußball zum "Teil der Lösung" machen. Daher habe man Nachhaltigkeit in der Satzung des DFL e.V. "zur wesentlichen Leitlinie allen Handelns" erklärt. Denn auch Fey versteht Sportgroßveranstaltungen als große Chance: "Ich glaube an Geschichten des Gelingens und auch an das Gelingen".
Franziska Fey, Vorstandsvorsitzende der DFL Stiftung, spricht auf dem Podium während der 10. Sportkonferenz im Deutschlandfunk.
Franziska Fey, Vorstandsvorsitzende der DFL Stiftung, forderte, transparent zu kommunizieren und auch Geschichten des Gelingens zu erzählen (Deutschlandradio / Lukas Thiele)
"Unser Fokus ist junge Menschen in Deutschland durch die Superkraft Fußball zu stärken – nachhaltig für unser aller Zukunft." Konkret nennt Fey das Bildungsprogramm "Lernort Stadion". Hierbei bringe man "politische Bildung ins Fußballstadion", das "vielleicht schönste Klassenzimmer der Welt". Durch dieses außerschulische Bildungsangebot habe die DFL seit 2009 über 90.000 junge Menschen erreicht. "Jugendliche werden als Teil der Lösung gesehen, und der Fußball auch", so Fey.