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Besitz und Bürde
Wem der Wald gehört

Privatpersonen, Bund und Länder, Unternehmen und auch die Kirchen: In Deutschland gehört der Wald zahlreichen Akteuren. Privatpersonen haben Wald meist geerbt, der Staat hat von der Säkularisation profitiert. Doch Wald kann durch den Klimawandel inzwischen auch eine Bürde sein.

Von Jantje Hannover |
Bäume stehen im Naturschutzgebiet Orrer Wald.
Das Naturschutzgebiet Orrer Wald (picture alliance/dpa/Federico Gambarini)
Insgesamt gibt es nahezu zwei Millionen Menschen in Deutschland, denen ein Stück Wald gehört. Im Schnitt kümmern sie sich um 2,7 Hektar Wald, rechnet die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände vor. Zusammengezählt besitzen sie 48 Prozent der landesweiten Forstflächen, fast die Hälfte des Waldes ist also in Privatbesitz.
Die Bundesrepublik ist waldreich, fast ein Drittel der Landesfläche ist vor allem mit Fichten, Kiefern, Eichen und Buchen bestockt, insgesamt sind das 90 Milliarden Bäume. Weit über die Hälfte davon sind Nadelbäume, die häufig noch in Monokulturen wachsen. 48 Prozent des Waldes in Deutschland sind in Privatbesitz, 29 Prozent gehören den Ländern, 19 Prozent den Kommunen und Körperschaften und 4 Prozent dem Bund.
Grafik zeigt wem der Wald gehört: 29% Länder, 4% Bund, 19% kommunal und Körperschaften, 48% Privat
Wem gehört der Wald? (Deutschlandradio / Andrea Kampmann)

Statistik & Story – Statistiken und die Geschichten dahinter


Manuskript

Wald in Deutschland, das ist heute wie gestern mehr als die Ansammlung von Bäumen. Die Geschichte ist durchzogen von Gedichten, Volksliedern, Malerei und Märchen, sie handelt vom Wald als patriotischem Ort, als Mythos, als Politikum und heute?
Auch heute steckt eine ordentliche Portion Politik im Wald: Nachhaltigkeit, Umweltschutz aber auch Besitzfragen durchziehen Baum und Borke.
„Hier haben wir vor einem Jahr einen Einschlag gemacht. Jetzt kann man hier sehr schön sehen, vor allem die Robinie, die wächst gewaltig nach. Das, was dem Wild weniger schmeckt, das wächst hier gewaltig.“ Die Robinie ist eine Akazienart, ein hartes Laubholz: „Das ist für uns kein Nutzholz, es ist eine invasive Baumart und wo immer sie Licht und Wasser bekommt, ist sie da.“
Hans-Georg von der Marwitz deutet auf eine Gruppe junger Bäume am Wegesrand. Im Halbrund dahinter ragen Eichen und Kiefern in den grauen Novemberhimmel. Von der Marwitz ist Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände.
„Alles andere – schauen wir uns gleich mal vor Ort an – wird vom Wild verbissen. Wir haben kaum Chancen, die nächste Waldgeneration ohne Schutz aufwachsen zu lassen.“
Douglasien in Pflanzhüllen als Schutz in einem Wald in Niedersachsen
Douglasien in Pflanzhüllen als Schutz in einem Wald in Niedersachsen (picture alliance / blickwinkel/J. P. Burkhardt)
Das Waldstück ist umgeben von weiten Ackerflächen und Windrädern, wenn Rehe und Hirsche Deckung suchen, verstecken sie sich genau hier. Und sie beißen mit Vorliebe die Triebe junger Bäume ab. Da können nur Zäune helfen, doch die sind teuer, klagt Hans-Georg von der Marwitz. Seit ein paar Jahren ist der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Besitzer dieses Waldes, insgesamt 100 Hektar bei Seelow in Brandenburg. Wald zu besitzen sei inzwischen keine leichte Aufgabe mehr:
„Schauen Sie, die Birken sind hier alle abgängig. Die haben die Trockenheit der letzten Zeit nicht überstanden. Die Kiefern, die hier stehen, haben es teilweise geschafft, aber hier hinten sehen Sie schon, ist eine Eiche abgängig. Ehrlich gesagt, hier müssten wir dringend durchforsten und neu anpflanzen. Das bringt alles nichts, solange wir das Wild hier nicht im Griff haben.“
Der Wald ist für den Landwirt, der auf 1.000 Hektar Biogetreide und Ölsaaten anbaut, nur ein Nebenerwerb. Wenn die Bäume denn überhaupt etwas abwerfen. Denn drei Jahre Trockenheit, Stürme und Käferbefall haben deutschlandweit ihre Spuren hinterlassen. Fast alle Waldbesitzer sind betroffen.
Luftaufnahme von gerodeten Flächen im Harz. Die Trockenheit der Jahre 2019 und 2020 und der Borkenkäfer haben einen großen Teil der Fichten im Harz absterben lassen. Nun werden die Totholzflächen gerodet und das Holz abtransportiert.
Luftaufnahme von gerodeten Flächen im Harz. Die Trockenheit der Jahre 2019 und 2020 und der Borkenkäfer haben einen großen Teil der Fichten im Harz absterben lassen. Nun werden die Totholzflächen gerodet und das Holz abtransportiert. (picture alliance / dpa / Matthias Bein)

Besitzverhältnisse

Insgesamt gibt es nahezu zwei Millionen Menschen in Deutschland, denen ein Stück Wald gehört. Im Schnitt kümmern sie sich um 2,7 Hektar Wald, rechnet die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände vor. Zusammengezählt besitzen sie 48 Prozent der landesweiten Forstflächen, fast die Hälfte des Waldes ist also in Privatbesitz.
Die Bundesrepublik ist waldreich, fast ein Drittel der Landesfläche ist vor allem mit Fichten, Kiefern, Eichen und Buchen bestockt, insgesamt sind das 90 Milliarden Bäume. Weit über die Hälfte davon sind Nadelbäume, die häufig noch in Monokulturen wachsen. Hier sind die meisten Schäden zu beklagen. Auch der Kleinprivatwaldbesitzer Christian Burkhardt blieb nicht verschont.
„Unsere Flächen sind ehemals reine Monokultur Kiefernwälder, die wir seit circa 2003 umbauen zu klimastabilen Mischwäldern, teils mit Landesförderung, teils ohne. Selbst diesen Kleinstwald oder Kleinprivatwald kann man wirtschaftlich betreiben, sei es unter Inanspruchnahme von Förderungen zum klimastabilen Waldumbau, aber auch so durch Einnahmequellen wie Holzeinschlag.“
Anderthalb Milliarden Euro stehen für die privaten und kommunalen Waldeigentümer zur Räumung und Neubepflanzung der Schadflächen bereit. Die Mittel stammen vor allem aus EU-Agrargeldern und dem Konjunkturpaket des Bundes, die Länder beteiligen sich und zusätzlich hat das Bundeslandwirtschaftsministerium eine Nachhaltigkeitsprämie Wald aufgelegt.
Private Waldbesitzer haben ihr Land meistens geerbt. Besonders die kleineren nutzen es als eine Art Sparkasse für schlechte Zeiten. Aber der Wald mache auch viel Freude, findet Christian Burkhardt, der hauptberuflich als Feuerwehrmann arbeitet:
„Und da ist Wald und Natur halt ein wunderbarer Ausgleich zu dieser ganzen Geschichte. Die Kinder sind auch sehr gerne mit. Die finden das wie einen großen Abenteuerspielplatz.“
Bei den größeren, privaten Waldbesitzern steht eher der Holzeinschlag als Einnahmequelle im Vordergrund. Weit über 30 ehemalige Fürstenhäuser besitzen Wald. Von der Familie Thurn und Taxis über Christian Erbprinz zu Fürstenberg, bis zu den Häusern Hatzfeldt-Wildenburg und Hohenzollern, um nur die größten unter ihnen zu nennen.
Inzwischen gesellen sich auch Unternehmen dazu, darunter Merckle, Lindhorst, Bofrost und, als Sonderfall, die Deutsche Bahn AG, die zu 100 Prozent in Staatsbesitz ist. Allerdings macht der Anteil der Großwaldbesitzer an der Gesamtwaldfläche gerade einmal 6,5 Prozent aus.
Bevor der Klimawandel die Lage verschärfte, ließ sich mit Wald durchaus Geld machen. So einfach ist die Rechnung heute aber nicht mehr. Auch für die öffentlichen Eigentümer nicht. Fast ein Drittel aller Wälder in Deutschland, nämlich 33 Prozent, gelten als Staatswald. Der Großteil davon in Landesbesitz, nur vier Prozent gehören dem Bund – vor allem auf militärisch genutzten Flächen, entlang der Autobahnen und Bundeswasserstraßen.
Über den größten Landeswald, absolut betrachtet, verfügt Bayern. Aber das viel kleinere Hessen gilt als waldreichstes Bundesland Deutschlands, prozentual gesehen. Michael Gerst ist Abteilungsleiter beim Landesbetrieb Hessenforst:
„Wir sind ein Teil des Landes Hessen, dem Umweltministerium nachgeordnet und entsprechend budgetiert. Uns ist der Staatswald des Landes Hessen als wirtschaftliches Eigentum übertragen. Also insofern operieren wir im Staatswald genauso wie andere Forstbetriebe. Und haben allerdings einen Rahmen, der durch das Waldgesetz aber auch durch Richtlinien des Landes noch einmal genauer spezifiziert ist.“
Grafik zeigt, welchem Bundesland wie viel Wald besitzt
Deutschland ist zu fast einem Drittel bewaldet. Rund 11,4 Millionen Hektar groß ist die Fläche, die in Deutschland von Wald bedeckt wird. Aber wem gehört dieser Wald? (picture alliance / dpa-Zentralbild | Stephan Schulz / Deutschlandradio / Andrea Kampmann)
Wald ist also wahlweise Privatbesitz, Bundesbesitz oder Landesbesitz. Und dann sind da noch die Körperschaften: Gebietskörperschaften, wie Gemeinden und Kommunen, öffentlich-rechtliche Stiftungen, wie die deutsche Bundesstiftung Umwelt oder der Naturschutzbund, außerdem Universitäten. 19 Prozent aller deutschen Wälder gehören in diese Kategorie. Und schließlich sind da die Kirchen. Auch sie besitzen Wald in Deutschland.

Hunderte Kirchengemeinden als Eigentümer

Aber sie haben im Verlauf der Jahrhunderte die meisten ihrer Wälder verloren. Als Großwaldbesitzerin mag die Kirchenoberforsträtin Susann Wilke von der Evangelischen Kirche Mitteldeutschland ihre Institution daher nicht sehen:
„Das ist definitiv auf gar keinen Fall so, weil es tatsächlich insgesamt nur ein Prozent der Waldfläche ist.“
Ein Prozent der Waldfläche bundesweit, das macht immerhin 110.000 Hektar aus:
„Wir haben ja die evangelische Kirche als Dach, wir haben die katholische Kirche mit allen Bistümern. Und wenn man jetzt zum Beispiel ins Grundbuch schaut, wer der tatsächliche Eigentümer ist, dann sind das in der Regel die Kirchengemeinden vor Ort oder die Pfarreien. Rein rechtlich als Körperschaften haben wir über tausend einzelne Eigentümer.“
Die Kirchen haben den Großteil ihrer Wälder – vor allem Klosterwälder – während der sogenannten Säkularisation, also der Verstaatlichung kirchlichen Besitzes, Anfang des 19. Jahrhunderts verloren.

Von Germanischer Geschichte bis Nazi-Ideologie

Dass der Wald Privatpersonen, Gemeinden und dem Staat gehört, hat eine lange Geschichte. Bereits ab dem sechsten Jahrhundert kristallisierte sich ein Germanisches Waldrecht heraus, sagt der ehemalige Leiter des Forstbezirks Dresden, Mario Marsch:
„Der Häuptling hat sozusagen den Wald aufgeteilt. Grundsatz war gewesen: Niemand hat ein bestimmtes Stück Land oder eigene Grenzen, sondern die werden jährlich aufgeteilt.“
Marsch, heute Abteilungsleiter im Landesamt für Umwelt und Landwirtschaft, arbeitet als Dozent an der TU Dresden:
„Es gab dann tatsächlich eine gewisse Differenzierung: Dorfbewohner, Adelige, also eine Differenzierung nach der gesellschaftlichen Stellung. Entscheidend war dann tatsächlich der Rechtsanspruch des Königswaldes, das setzt sich fort bei den Karolingern, insbesondere Karl dem Großen. Der König ist Hüter der Rechtsordnung, und er hat das Recht, Land und Wald, was sich außerhalb befindet, einzuforsten, also als sein Eigenes zu erklären und per Forsturkunde dann auch rechtlich abzusichern.“

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Damit stand dem König oder Kaiser das alleinige Recht über Wald- und Wiesennutzung, Jagd und Bodenschätze in einer bestimmten Region zu. „Er konnte es aber an Dritte vergeben. Das war ein wichtiges Instrument für die Entwicklung des Landes. Das hat er dann gesteuert mithilfe des Eigentums.“
„Die gaben das Verfügungsrecht über die Wälder als Lehen an weltliche und geistige Herrscher“, also zum Beispiel an Fürsten und Bischöfe, ergänzt die Kirchenoberforsträtin Susann Wilke: „Und die territorialen Herrscher haben dann Ansiedlungen von Dörfern oder Klöstern forciert. Und damit so eine Dorfgemeinschaft dann auch eine Kirche und auch einen Geistlichen unterhalten konnten, haben sie Wald und Land bekommen.“

Säkularisation führte zu Staatswald

Viele hundert Jahre lang verfügten vor allem die Klöster über große Waldflächen. Bis zur Säkularisation: „Und dieser Wald, der vorher den Erzbistümern als Teil des Vermögens ihrer weltlichen, staatlichen Ordnung zugeordnet war, wurde danach nicht mehr dem kirchlichen Eigentum zugeordnet, sondern diesen Nachfolge-Territorialstaaten.“
„Alle Fürstentümer haben dann mehr Land bekommen durch diese Klosterwälder“, ergänzt Mario Marsch. Und zum Teil befinden sie sich bis heute im Besitz der Nachfahren dieser Fürstenhäuser. Anderer Familienbesitz, insbesondere östlich der Elbe, stammt aus den Wäldern von Rittergütern, die diese durch das Lehnswesen erhalten hatten.
Doch der weit überwiegende Teil der sogenannten landesherrlichen Wälder wurde im Zuge der Liberalisierung per Landesverfassung zum heutigen Staatswald deklariert.
Aber auch die einfachen Leute, die in Dorfgemeinschaften lebten, hatten über die Jahrhunderte Zugang zum Wald, sagt Mario Marsch von der TU Dresden:
„Also die Markgenossenschaften sind rechtlich ungefähr im zehnten Jahrhundert entstanden, da hat man sich also abgegrenzt. Man hatte ein Dorf, darum hat man eine landwirtschaftliche und eine Forstfläche gehabt.“ 
Dieser genossenschaftliche Wald wurde im Zuge des Liberalismus aufgegliedert: in den heutigen Kommunal- und den Kleinprivatwald.

Nachhaltigkeit – eine alte Geschichte

Holz war bis zur Industriellen Revolution der wichtigste Rohstoff. Ganze Imperien gründeten auf die Ressource Wald. Für eine Kriegsgaleere oder ein Handelsschiff wurden bis zu 4.000 Bäume gefällt. Nicht zuletzt die Holländer kauften im 18. Jahrhundert Holz in Deutschland auf. Kein Wunder also, dass es in Deutschland zwischen 1750 und 1850 kaum noch Wald gab.
Abgestorbene Bäume stehen am Oderteich im Nationalpark Harz. Der Harz zählt zu den wichtigsten touristischen Regionen in Deutschland.
Lange Trockenzeiten und der Borkenkäfer setzen den deutschen Wäldern zu (dpa-Zentralbild / Stephan Schulz)
Dabei hatte bereits 1713 der Sachse Carl von Carlowitz in seinem Werk „Sylvicultura Oeconomica“ das Prinzip der Nachhaltigkeit entwickelt: Man dürfe nur so viel Holz schlagen, wie durch säen und pflanzen nachwachsen könne.
Anfang des 19. Jahrhunderts zogen die ersten Pflanzbrigaden in den Wald – meist Frauen und Kinder. Damals entstanden Monokulturwälder, bevorzugt Nadelholz, das schneller wächst und sich gut verarbeiten lässt. In der Nazizeit wurde die nachhaltige Waldnutzung dann ideologisch ausgebeutet, die Nationalsozialisten pflegten den Mythos Wald in ihrem Sinne. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es in den Wäldern vor allem wieder um Aufforstung, die Alliierten hatten im Zuge der Reparationen Holz gefällt und es fehlte an Material für den Wiederaufbau.

Holz als "viertwichtigster Wirtschaftsfaktor in Deutschland"

„Der Rohstoff Holz ist der letzte sehr, sehr wichtige Rohstoff, den wir in Deutschland haben“, sagt Privatwaldbesitzer Hans-Georg von der Marwitz: „Wir dürfen nicht vergessen, dass das Cluster Forst und Holz der viertwichtigste Wirtschaftsfaktor in Deutschland ist. Über 180 Milliarden werden dort umgesetzt über eine Million Menschen sind dort beschäftigt.“
Hans-Georg von der Marwitz am 28. August 2019 auf einer Pressekonferenz zum Thema Wald im Klimawandel. Er trägt ein dunkles Sakko und eine grüne Krawatte mit weißen Punkten.
Privatwaldbesitzer Hans-Georg von der Marwitz ist Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (imago images / Reiner Zensen)
Die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände zählt dabei die Beschäftigten von Sägewerken, Möbel- und Papierindustrie, Druckerei- und Verlagswesen und Betriebe in der energetischen Verwertung mit, außerdem die Förster und Waldarbeiter.

Wer macht die Arbeit im Wald?

„Die Hauptarbeit macht meine Familie und ich zusammen in Beratung mit dem Landesforst beziehungsweise sozusagen mit meinem Revierförster, mit dem ich einen ganz guten Draht habe.“
Erklärt Kleinwaldbesitzer Christian Burkhardt aus Brandenburg. Andere Eigentümer schließen sich in Genossenschaften zusammen, um Pflanzung, Beantragung von Fördermitteln und Holzeinschlag zu organisieren. Häufig arbeiten sie eng mit den Forstämtern der Landeswälder zusammen.
„Die Organisation des Landesbetriebs ist so aufgebaut, dass eine Zentrale in Kassel 39 Forstämter koordiniert“, sagt Michael Gerst vom Landesbetrieb Hessenforst: „Die einzelnen Forstämter untergliedern sich noch einmal in Revierförstereien. Und diese Revierförstereien sind sozusagen die Flächen, die in den jeweiligen Kommunen ein Waldareal betreuen und hier die umfassende Bewirtschaftung nach ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten verfolgen.“
Wie lassen sich Wälder schützen? Eine Försterin erzählt (2.6.2021)
Die konkrete Umsetzung obliegt dann den Förstern und Försterinnen, die allerdings auch viel Zeit im Büro verbringen.
„Weil ich alles melden muss. Ich kann ja nicht einfach den Baum nur fällen, sondern es muss natürlich auch geguckt werden: An welchen Käufer geht das Holz? Wie lang möchte der Käufer das haben?“ Sagt Julia Kirchlechner vom Landesbetrieb Hessenforst. Bei der Arbeit im Wald kennzeichnet sie aber nicht nur die Bäume, die künftig gefällt werden, „sondern ich schaue auch, wo könnte ich in dem Zuge vielleicht was für den Naturschutz tun“.
Nützliche Arbeit, die sich die staatlichen Waldbesitzer eher leisten als Privatwaldbesitzer es häufig können oder auch wollen. Denn im Staatwald werden die Gehälter auch dann gezahlt, wenn keine schwarzen Zahlen in der Bilanz stehen. Das macht Naturschutz leichter.
Ein Förster hat am 21.04.2017 eine von einem Pilz befallene Esche in einem Wald bei Sehlde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen) mit einem Fragezeichen markiert.
Ein Förster hat eine von einem Pilz befallene Esche in einem Wald bei Sehlde im Landkreis Wolfenbüttel (Niedersachsen) mit einem Fragezeichen markiert. (picture alliance / dpa / Julian Stratenschulte)

Makler handeln mit Wald

Ums Geld geht es auch, wenn Wald den Besitzer wechselt. Das handeln die lokalen Waldeigentümer meist unter sich aus, sagt Christian Burkhardt, der Kleinprivatwaldbesitzer aus Brandenburg:
„In meiner Region läuft das eher so unter der Hand, dass man jemanden kennt, der sagt: Ach, ich hab das geerbt, ich will das loswerden. Und wer könnte es denn nehmen?“
Größere Flächen in Ostdeutschland konnten nach der Wende über die Treuhandorganisation BVVG, die Bodenverwertungs- und Verwaltungsgesellschaft, meistbietend erstanden werden. Heute haben Maklerfirmen die Land- und forstwirtschaftlichen Flächen im Blick.
Bis zu 20.000 Euro könne ein Hektar bringen, in guten Lagen in Bayern unter Umständen auch deutlich mehr, sagt Christoph Freiherr Schenck zu Schweinsberg von der Firma Engel und Völkers. Denn trotz der klimabedingten Krise im Wald übersteige die Nachfrage das Angebot deutlich.

Welche Regeln und Gesetze gelten für wen?

„Natürlich gibt es in jedem Bundesland Regeln und die haben unterschiedliche Schwerpunkte“, meint der Präsident der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände, Hans-Georg von der Marwitz.
Die Försterin Julia Kirchlechner vom Landesbetrieb Hessenforst ergänzt: „Wenn ich jetzt meinen Privatwald habe, kann ich da ein Schild hinmachen Betreten verboten? Nein, kann ich nicht! Das steht zum Beispiel im Waldgesetz. Da steht drin: Jeder darf zu Zwecken der Erholung den Wald frei betreten.“ . Egal ob Staatswald oder Kleinprivatwald, das Waldgesetz gilt bundesweit für jeden.
Was man pflanzen muss, ist nicht geregelt, aber dass man pflanzen muss, ist zum Beispiel geregelt. Also wenn man jetzt eine Fläche verloren hat, wie jetzt zum Beispiel durch den Borkenkäfer, wenn die gerodet werden musste, dann steht im Waldgesetz, innerhalb von sechs Jahren muss da wieder Wald wachsen.“