
Für die Wahl zum neuen Präsidenten des Deutschen Tennisbundes DTB sind zwei Kandidaten angetreten: Der amtierende Präsident Dietloff von Arnim und sein Gegenkandidat Robert Hampe, Präsident des Westfälischen Tennisverbandes. Schon das war ungewöhnlich, beurteilt Journalistin Andrea Schültke:
"Eigentlich werden die Dinge schon im Vorfeld festgezurrt. Und manchmal ist es dann auch so, dass jemand, der chancenlos erscheint, die Kandidatur zurückzieht."
Robert Hampe sei aber von mehreren Präsidenten der Tennis-Landesverbände gebeten worden, als Gegenkandidat anzutreten.
"Na gut, und dann ist es halt bei der Abstimmung so gekommen, dass wir beide nicht die notwendige Mehrheit, qualifizierte Mehrheit dann hatten", so Hampe. Im ersten Wahlgang hatte er 40,8 Prozent der Stimmen bekommen, von Arnim genau 50 Prozent. Er hätte aber die absolute Mehrheit gebraucht.
Abstimmungsverhalten sollte wohl ein Zeichen setzen
Im zweiten Wahlgang: wieder dasselbe Ergebnis. Daraufhin gab es erstmal eine Pause, in der sich dann Grüppchen gebildet hätten. In manchen konnte Journalistin Andrea Schültke beobachten, dass Delegierte versuchten, andere noch zu einer spontanen Kandidatur zu bewegen.
"Hier ist viel zusammengekommen, dass man nicht einfach zur Tagesordnung übergehen und mit dem Abstimmungsverhalten ein Zeichen setzen wollte. Fakt ist: Es gab Personen, die sicherlich mit großer Mehrheit gewählt worden wären, aber die haben dankend abgelehnt", so Andrea Schültke im Deutschlandfunk.
Vor dem dritten Wahlgang hat Hampe dann seine Kandidatur zurückgezogen. Und so wurde Dietloff von Arnim mit 90 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt. Hampe wurde einstimmig zum ersten der fünf Vizepräsidenten ins Präsidium gewählt.
DTB in schwierigen Zeiten
Der Deutsche Tennisbund ist gerade in einer schwierigen Zeit, nicht zuletzt durch den "Fall Hordorff": Gegen Dirk Hordorff hatte es Vorwürfe des Machtmissbrauchs gegeben. Bei der Untersuchung der Vorwürfe habe manchen Landesverbänden die Transparenz gefehlt.
"Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man die Unzufriedenheit damit auch im Abstimmungsverhalten ausdrücken wollte", vermutet Andrea Schültke.
Für den Fall Hordorff und das Thema „Interpersonale Gewalt im Tennis“ ist seit Mai eine Aufarbeitungskommission zuständig. Deren Abschlussbericht wollte der DTB eigentlich nach sechs Monaten, also im November, haben. Nun komme er aber wohl erst in der ersten Jahreshälfte 2024. Gestern seien aber Zwischenergebnisse vorgestellt worden.
Für den Tennisbund soll eine neue Zeit beginnen, eine Strukturreform wurde beschlossen. Das Präsidium soll als ehrenamtlicher Aufsichtsrat eines hauptamtlichen Vorstands fungieren. Und auch auf die Finanzen müsse der DTB achten. Für die Gewählten gibt es also eine Menge zu tun.