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Unsinnige Raumfahrtstatistik
Astronaut 600 minus 25

Seit November befindet sich der Saarländer Matthias Maurer auf der Internationalen Raumstation. Nach einer angeblich offiziellen Zählung der NASA soll er der 600. Mensch sein, der ins All vorgedrungen ist.

Von Dirk Lorenzen | 18.01.2022
Hauptsache im All, egal mit welcher Nummer: Matthias Maurer an Bord der ISS
Hauptsache im All, egal mit welcher Nummer: Matthias Maurer an Bord der ISS (NASA)
Die Zahl ist Unfug. Zum einen waren an Bord der Crew Dragon-Kapsel neben Maurer zwei weitere Weltraumneulinge. Da ist es etwas willkürlich, einem der drei die 600 zuzuordnen.
Zum anderen werden bei dieser Statistik auch Menschen mitgezählt, die nur etwas mehr als 80 Kilometer hoch geflogen sind. Diese Höhe gilt vor allem in den USA als Grenze zum Weltraum – und ist physikalisch unsinnig.
Denn die Mesopause, wie dieser Bereich der Erdatmosphäre heißt, hat viel Austausch mit tieferen Schichten und gehört somit noch klar zu unserem Planeten. Bis dorthin wirkt auch der Treibhauseffekt der Erde.
Allgemein akzeptiert ist die Kármán-Linie in 100 Kilometern Höhe. Etwa ab dort sind keinerlei Einflüsse der Atmosphäre mehr festzustellen.
Diese physikalische Definition der Weltraumgrenze wird vom Unternehmen Virgin Galactic eifrig ignoriert, das mit seinem Raketenflugzeug nur gut 80 Kilometer hoch kommt – die üppig zahlende Kundschaft aber trotzdem zu Astronauten erklären will.
Letztlich sind auch die Menschen, die mit Blue Origin es gerade eben über die Kármán-Linie schaffen, bestenfalls Astronauten ehrenhalber.
Matthias Maurer ist also eher Astronaut 586 – oder, wenn man sich auf das Erreichen der Erdumlaufbahn bezieht, erst die 575.

Liste der Menschen, die (vermeintlich) in den Weltraum vorgedrungen sind
Nach manchen Zählungen ist Matthias Maurer Weltraumfahrer Nummer 600