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Schwarze Löcher über Windhoeck
Teleskop-Recycling in Namibia

Afrikas erstes Millimeter-Radioteleskop wird in Namibia errichtet. Es ist eine Zusammenarbeit zwischen der Universität Nijmegen in den Niederlanden und der Universität in Windhoek. Die Anlage soll schwarze Löcher im Zentrum der Milchstraße sichtbar machen.

Von Dirk Lorenzen |
This is the Swedish-ESO Submillimetre Telescope (SEST) which was decommissioned in 2003. Its 15-metre diameter dish is silently towering over the La Silla landscape. In the background you can see the ESO 3.6-metre telescope, which has been in operation since 1987.
Seit 2003 war das SEST auf La Silla in Chile still gelegt – bald beginnt es seinen zweiten Einsatz in Namibia (Beletsky LCO/ESO) (Y. Beletsky (LCO) / ESO)
Zu Europas Observatorium La Silla in Chile gehört ein Radioteleskop mit 15 Metern Durchmesser. Nach einer Grundüberholung bekommt es einen neuen Standort: den Gamsberg in Namibia. SEST, das Schwedische ESO-Submillimeter Teleskop, hat jahrzehntelang gute Dienste in Chile getan. Es empfängt Radiowellen mit Wellenlängen, die etwas kürzer sind als ein Millimeter. Mit dem Bau der Teleskopanlage ALMA, einem Netz aus mehr als 50 Schüsseln, hatte SEST an Bedeutung verloren. So haben es die ESO und das Onsala-Observatorium in Schweden nun Namibia geschenkt.

Das erste Radioteleskop auf dem afrikanischen Kontinent

Es wird als „Afrika Millimeter Teleskop“ ein zweites Leben bekommen. Das AMT ist das erste Instrument dieser Art auf dem Kontinent. Die Universitäten in Windhoek und im niederländischen Nijmegen betreiben es gemeinsam. Das AMT dient auch dazu, im Süden Afrikas wissenschaftliches und technisches Personal zu schulen.
Das Instrument wird in etwa fünf Jahren eine bedeutende Ergänzung des Teleskopverbunds sein, der Bilder von Schwarzen Löchern macht. Dabei kommen bisher Anlagen in Europa, Nord- und Südamerika und am Südpol zum Einsatz. In Afrika klafft noch eine Lücke. Das AMT wird sie schließen und viel bessere Aufnahmen etwa des Schwarzen Lochs im Zentrum der Milchstraße ermöglichen. Solche Messungen werden nur etwa ein Fünftel der Beobachtungszeit des Teleskops beanspruchen. Die restliche Zeit steht den Fachleuten in Namibia  für andere Projekte zur Verfügung, etwa um Molekülwolken oder ferne Galaxien zu untersuchen.
Nature-Bericht über das Radioteleskop in Namibia
Das Africa Millimetre Telescope, AMT