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Energiewende
Wie sich der Ausbau der Erneuerbaren beschleunigen lässt

Erneuerbare Energien sollen bald einen Großteil der deutschen Energieversorgung übernehmen. Konkrete Ausbauprojekte für Photovoltaik und Windenergie werden aber immer noch regelmäßig ausgebremst. Wissenschaftler sehen vier zentrale Handlungsfelder als richtungsweisend für mehr Tempo.

    Windpark bei Prittitz, 25.05.2022
    Die Bundesregierung hat sich im Frühjahr ambitionierte Ziele für einen beschleunigten Ausbau von Photovoltaik und Windenergie gesetzt. Im Bild: Windpark bei Prittitz, 25.05.2022 (imago / Future Image / F. Kern)
    Schon bald sollen erneuerbare Energien einen Großteil der deutschen Energieversorgung übernehmen: Photovoltaik und Windenergie werden zu tragenden Säulen der Stromversorgung. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat zudem gezeigt, dass ein beschleunigter Ausbau der erneuerbaren Energien auch eine Frage der Sicherheit der Energieversorgung ist.
    Die Hürden für den benötigten Ausbau der Erneuerbaren sind jedoch vielfältig. Wie könnte rascher Ausbau trotzdem gelingen? Eine gemeinsame Initiative der Wissenschaftsakademien acatech, Leopoldina und Akademienunion sieht vier Handlungsfelder als richtungsweisend an – und hat Ideen, wie Hemmnisse abgebaut werden können, um das nötige Tempo zu erreichen.
    1. Transformation von Planungs- und Genehmigungsprozessen
    2. Mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung
    3. Flächenverfügbarkeit steigern
    4. Speicher und Infrastruktur anpassen

    1. Transformation von Planungs- und Genehmigungsprozessen

    Die Fachleute schlagen eine Transformation von Planungs- und Genehmigungsprozessen vor. Die politisch festgelegten Ausbauziele in der formellen Planung zu verankern und über klare, einheitliche Naturschutzkriterien bundesweit Rechtssicherheit zu schaffen, könnte Prozesse beschleunigen und die Anzahl angestrengter Gutachten und Klagen verringern, so die interdisziplinär besetzte Arbeitsgruppe.

    2. Mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung

    Zudem sehen die Fachleute eine gesetzlich festgelegte Bürgerbeteiligung als Chance, das gestalterische Potenzial der Bevölkerung zu aktivieren. Aktuell seien Klagen meist der einzige Weg für Bürgerinnen und Bürger, sich einzubringen, erläuterte Ellen Matthies, Co-Leiterin der Arbeitsgruppe und Leiterin des Lehrstuhls Umweltpsychologie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Transparenz und frühzeitige Bürgerbeteiligung ermöglichten es, dass Menschen ihr unmittelbares Lebensumfeld aktiv mitgestalten und ein tiefes Verständnis der komplexen Anforderungen entwickeln könnten. Es gehe darum, „sich mit den Veränderungen positiv zu identifizieren“.

    3. Flächenverfügbarkeit steigern

    Zudem brauche es regulatorische und ökonomische Anpassungen, damit Flächenverfügbarkeit nicht zum Flaschenhals für den Ausbau werde, fordern die Wissenschaftler. Ein gesetzlich verankertes Flächenziel für Windenergie kann sicherstellen, dass ausreichend Flächen ausgewiesen werden. Denkbar wäre zudem eine Verpflichtung zum Ausbau auf geeigneten Dächern. Auch Anlagentypen, die eine Mehrfachnutzung von Flächen erlauben, können zu einer effizienten Raumnutzung beitragen – etwa Agri-Photovoltaikanlagen, die landwirtschaftlich genutzte Flächen überdachen, oder die Integration von Anlagen in Fassaden.

    4. Speicher und Infrastruktur anpassen

    Das Energiesystem sei aber auch noch nicht optimal auf den schwankenden und steigenden Anteil von Wind- und Solarenergie ausgelegt ist. Nötig seien zum einen Speicher und eine angepasste Infrastruktur, aber auch neue ökonomische Rahmenbedingungen.
    Auch die Koppelung der unterschiedlichen Sektoren des Energiesystems sei zu beachten, skizziert Andreas Bett, Co-Leiter der Arbeitsgruppe und Leiter des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE, den Handlungsbedarf. „Wir müssen einen Paradigmenwechsel vollziehen, der das System konsequent von den Erneuerbaren aus denkt und auch internationale Kontexte stärker berücksichtigt.“
    Quellen: Informationsdienst Wissenschaft, tha