Donnerstag, 16. Mai 2024

Kommentar zum Nahostkonflikt
Katar als möglicher Makler

Nach der Explosion in einem Krankenhaus in Gaza stehen die Zeichen auf Sturm, die Lage ist extrem angespannt. Ein Land könnte allerdings im aktuellen Konflikt vermitteln, meint Korrespondentin Anne Allmeling.

Ein Kommentar von Anne Allmeling | 18.10.2023
Rauchwolken über Gebäuden im Gazastreifen.
Seit dem Terrorangriff der radikalislamischen Hamas am 7. Oktober auf Israel herrscht Krieg im Nahen Osten, der bereits mehreren tausend Menschen das Leben kostete. (picture alliance / dpa / Ilia Yefimovich)
Keiner will es gewesen sein. Beide Seiten schieben die Verantwortung dem Gegner zu. Mehrere Hundert Menschen sind tot – nach einem Angriff auf ein Krankenhaus in Gaza. Einem der letzten Orte in dem besetzten Küstenstreifen, die als einigermaßen sicher galten.
Tausende Palästinenser hatten dort offenbar Schutz gesucht, nachdem Israel sie aufgefordert hatte, ihre Häuser im Norden des Gazastreifens zu verlassen, um nicht getötet zu werden von möglichen Raketen oder Geschossen.
Was genau passiert ist? Die ganze Wahrheit wird die Weltöffentlichkeit vermutlich nie erfahren. Zu verhärtet sind die Fronten zwischen Israel und den Palästinensern oder besser: zwischen Israel und der arabischen Welt.

Verhärtete Fronten zwischen Israel und arabischer Welt

Denn eins hat dieser Angriff auf das Al-Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza bewirkt: Die Menschen in der arabischen Welt sind zusammengerückt. Sie versammeln sich in dieser Krise hinter ihren – meist autokratischen – Führern, auch wenn sie diese vorher lautstark kritisiert haben.
Ägyptens Präsident Abdel Fattah Al-Sisi, der zuletzt geschwächt und einflusslos erschien, macht Kairo wieder zu einem Anziehungspunkt für alle, die den Menschen im Gazastreifen helfen wollen.
Das Land am Nil hat Erfahrung als Vermittler: Im Jahr 1979 hat es einen Friedensvertrag mit Israel geschlossen, es unterhält Kontakte sowohl nach Tel Aviv als auch zur Hamas. Aber: Ohne ausreichend Geld – und das hat Ägypten definitiv nicht – bleibt der Einfluss Ägyptens begrenzt.

Katar als Vermittler im Nahostkonflikt?

Doch wer gilt in dieser festgefahrenen Situation als zuverlässiger Makler? Vielleicht ein kleines Land am Golf, dem es schon im vergangenen Jahr gelang, einen beträchtlichen Teil der Welt hinter sich zu versammeln: das Emirat Katar.
Mit der Fußball-Weltmeisterschaft hat es bewiesen, was mit Geld alles möglich ist. Nicht nur ein Spektakel der Superlative – viel kritisiert in westlichen Ländern, frenetisch gefeiert im Nahen Osten und darüber hinaus –, sondern auch, dass sich Palästinenser und Israelis friedlich begegnen, Fußball-Fans aus sonst verfeindeten Welten. Eine kleine Sensation, die von der Weltöffentlichkeit fast unbemerkt blieb.

Katar hat gute Beziehungen zur Hamas und zu Israel

Schon damals war klar: Mit der WM verfolgt Katar mehrere Ziele. Die wenigsten davon haben mit Sport zu tun. In Zeiten wie diesen ist das vielleicht ein Glück: Katars Streben nach Einfluss auf der Welt hat dazu geführt, dass es nicht allein gute Beziehungen zur Hamas unterhält und deren politische Führung beherbergt, sondern auch zum Iran, der wiederum einen starken Einfluss auf die Hamas hat.
Außerdem pflegt Katar gute Kontakte mit dem Staat Israel. Vielleicht kann das Emirat dabei helfen, zu deeskalieren. Geld sei Dank.