"Our goal is to return to the moon by 2020 with the goal of living and working there for increasingly extended periods of time."
Die Rückkehr zum Mond bis 2020, diesmal, um zu bleiben, dort langfristig zu leben und zu arbeiten - dieses Ziel hatte der damalige US-Präsident George W. Bush vor fast 18 Jahren ausgegeben. Dann kam Barack Obama, dann Donald Trump, jetzt Joe Biden – und jeder neue Präsident wollte der amerikanischen Zukunft im All seinen Stempel aufdrücken. Für die geplante Rückkehr zum Mond war das alles andere als förderlich. Dabei war die Idee ursprünglich bestechend einfach: um Zeit und Geld zu sparen, werden für das neue Artemis-Programm wesentliche Bauteile der geflügelten US-Raumfähren weiter verwendet wie ihr großer, brauner Tank, die seitlichen Zusatzraketen und die Triebwerke.
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„Beim Betrachten der Artemis-Architektur könnte man leicht auf die Idee kommen zu sagen: ‚Hey, da stand ja das Space-Shuttle-Programm Pate‘. Aber so einfach ist das nicht. Nach dem Ende der Raumfähren hatten wir auch die industrielle Produktion ihrer Komponenten eingestellt. Es gab keine Zusatzraketen mehr, und es wurden keine Tanks mehr produziert. Wir mussten auch die Abschussrampe umbauen und brauchten ein neues Raupenfahrzeug, das die Rakete bis zum Startturm fährt. Die Montagehalle haben wir ebenfalls erweitert. All das brauchte Zeit. Jetzt sind wir endlich an dem Punkt, an dem alles zusammenkommt.“
Jeremy Parsons ist stellvertretender Manager für das Explorationsprogramm der NASA am Kennedy Space Center in Florida.
Jungfernflug für Rakete und Raumschiff
Dort soll die Ära der Artemis-Missionen in Kürze anbrechen, mit Artemis I. Bei dieser Mission werde erstmals die Orion-Mannschaftskapsel auf der neuen Riesenrakete SLS, dem Space Launch System, Richtung Mond starten, erklärt Paul Marshall. Er ist stellvertretender Programmmanager für Orion am Johnson Space Center der NASA im texanischen Houston.
„Artemis I ist eine unbemannte Mission. Sie wird zwischen 25 und 45 Tagen dauern. Das ist abhängig von der Jahreszeit, in der wir starten. Das Hauptziel ist es, die Orion-Kapsel während ihres Mondfluges so stark zu beschleunigen, dass ihr Hitzeschild beim späteren Wiedereintritt in die Erdatmosphäre seine Feuertaufe für bemannte Missionen bestehen muss.“
Zwar ist der Hitzeschild von Orion schon beim ersten Testflug 2014 ausprobiert worden. Damals kehrte die Kapsel jedoch nur aus der Erdumlaufbahn zurück - und damit nur mit rund 28 000 Kilometern pro Stunde. Bei einer Rückkehr vom Mond wird sie mehr als 40 000 Stundenkilometer schnell sein und sich dadurch beim Wiedereintritt deutlich stärker aufheizen.
„Artemis I wird den Mond ein- bis viermal umkreisen. Das hängt von den Lichtverhältnissen bei der Rückkehr der Kapsel ab. Wir möchten, dass Orion bei Tageslicht in die Erdatmosphäre eintritt. So können wir den Hitzeschild während des Abstiegs in einem breiten Bereich des Lichtspektrums beobachten.“
Künftig jedes Jahr zum Mond
Derzeit visiert die NASA einen Starttermin für Artemis I im kommenden Jahr an. Geht alles klar, soll dann jährlich eine weitere Mission folgen, ergänzt Jeremy Parsons vom Kennedy Space Center.
„An Bord von Artemis II werden vier Crewmitglieder mitfliegen. Sie werden die ersten Menschen sein, die nach den Apollo-Flügen vor 50 Jahren wieder den Mond umkreisen. Mit Artemis III wollen wir dann erstmals wieder auf dem Mond landen und ebenfalls vier Astronauten an Bord haben.“
Zwei der vier sollen dann auf dem Mond landen, die anderen beiden in einer Mondumlaufbahn verbleiben. All das mag sich nach einer Wiederholung der Geschichte anhören. Doch es gibt einen entscheidenden Unterschied: Parallel zu den bemannten Flügen wollen die US-Amerikaner zusammen mit den Europäern und anderen internationalen Partnern sowohl eine Station in der Mondumlaufbahn als auch eine auf der Mondoberfläche aufbauen. Beim nächsten Mal kommt der Besuch von der Erde, um zu bleiben.