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Kurioser Lochkamera-Effekt
Die Magie der Sonnentaler

Unter dem Blätterdach von Bäumen zeigen sich bei Sonnenschein kreisrunde Lichtflecken. Was dort am Boden zu sehen ist, sind Bilder der Sonnenscheibe.

Von Dirk Lorenzen |
„Angebissene“ Sonnentaler während der partiellen Sonnenfinsternis am Mittag des 10. Juni 2021
„Angebissene“ Sonnentaler während der partiellen Sonnenfinsternis am Mittag des 10. Juni 2021 (Dirk Lorenzen)
Das Sonnenlicht fällt durch Lücken zwischen den Blättern. Jede Lücke wirkt wie eine Lochkamera, die die Sonne abbildet. Weil die Sonne am Himmel ein Kreis ist, sind die Lichtflecken kreisrund.
Dieses Phänomen, oft Sonnentaler genannt, tritt immer dann auf, wenn die Sonne durch kleine Öffnungen hindurch scheint. Das können zum Beispiel auch Lücken in einem Vorhang sein oder die Löcher einer Jalousie – die Form des Lochs spielt keine Rolle.
Ist das Loch etwas größer, erscheinen die Taler heller, aber auch unschärfer. Kleinere Löcher führen zu schwächeren, aber schärferen Bildern der Sonne. Wie groß unser Stern erscheint, hängt von der Entfernung zwischen Bild und Kamera-Loch ab.
Das Blätterdach eines Baumes ist ideal, weil es verschieden große Löcher gibt – und wenn die Blätter im Wind wehen, tanzen die Bilder geradezu.
Die Sonnentaler sind am besten auf glatten weißen Flächen zu sehen, etwa hellen Steinen oder einer weißen Wand. Mit einem Loch in einem Stück Pappe und einem weißen Blatt Papier ein Stück dahinter kann man auch selbst die Sonne per Lochkamera abbilden.
Ist die Sonne am Himmel teilweise verfinstert, sind alle Sonnentaler „angebissen“ – das nächste Mal geschieht das Ende Oktober.
Was jetzt vielleicht etwas theoretisch klingt, erschließt sich sofort beim Blick in den Schatten eines Baumes. Wer einmal die Sonnentaler entdeckt hat, sieht sie immer wieder.