Donnerstag, 18. April 2024

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Astronomie und Satelliten
Der Schutz des dunklen und ruhigen Himmels

In einigen Jahren dürften Zehntausende Satelliten um die Erde kreisen – mit verheerenden Folgen für die Astronomie. Denn die Satelliten reflektieren Sonnenlicht und senden Radiostrahlung aus.

Von Dirk Lorenzen | 08.08.2022
An image of the NGC 5353/4 galaxy group made with a telescope at Lowell Observatory in Arizona, USA on the night of Saturday 25 May 2019. The diagonal lines running across the image are trails of reflected light left by more than 25 of the 60 recently launched Starlink satellites as they passed through the telescopeâs field of view. Although this image serves as an illustration of the impact of reflections from satellite constellations, please note that the density of these satellites is significantly higher in the days after launch (as seen here) and also that the satellites will diminish in brightness as they reach their final orbital altitude.
Aufnahme der NGC 5353/4 Galaxie durch ein Teleskop des Lowell Observatoryiums in Arizona, USA, am 25. Mai 2019. Die diagonalen Linien zeigen Spuren von reflektiertem Licht von mehr als 25 der insgesamt 60 Starlink-Stelliten, die zu dieser Zeit im Sichtfeld der Teleskope zu sehen waren. (Victoria Girgis/Lowell Observato)
Daher hat die Internationale Astronomische Union das „Zentrum für den Schutz des dunklen und ruhigen Himmels vor der Störung durch Satellitenkonstellationen“ eingerichtet.
Ein paar Wetter-, Forschungs- oder Aufklärungssatelliten waren bisher kein großes Problem. Auf die wenigen „Störenfriede“ am Himmel konnten sich die Fachleute einstellen.

Radioteleskope von Funksignalen geradezu geblendet

Doch die großen Netzwerke für weltweite Internetverbindungen, etwa Starlink und OneWeb, ändern alles. Auf lang belichteten Himmelsaufnahmen sind schon jetzt zahllose Satellitenspuren zu sehen – Radioteleskope sind von den Funksignalen geradezu geblendet.
Inzwischen stehen manchmal einige hundert Satelliten gleichzeitig am Himmel. Das neue Zentrum soll auf das Problem aufmerksam machen.

Software zeigt Störquellen

Zugleich will man den Fachleuten in aller Welt helfen, dem Problem Herr zu werden – etwa durch spezielle Software, die zeigt, wann wo am Himmel welcher Satellit stört.
Zudem setzt man auf einen besseren Schutz durch politische Richtlinien. Auf der Erde stehen Teleskope mit Absicht in Bereichen, in denen die Nutzung von Kunstlicht und Radiostrahlung stark eingeschränkt ist – im All gibt es solche Zonen bisher nicht.
Die Firmen könnten ihre Satelliten so klein, dunkel und radioleise wie möglich bauen. Doch im Konflikt Weltraumforschung gegen das große Internetgeschäft steht die Astronomie wohl auf verlorenem Posten.