Dlf-Produktion: Schostakowitschs späte Streichquartette mit Asasello Quartett
Erschreckend aktuell

Der 50. Todestag Dmitri Schostakowitschs war Anlass für das Asasello Quartett, alle seine Streichquartette einzuspielen. Die Musik: wie ein präziser Spiegel der Jahrzehnte aus Krieg, Angst, Verfolgung und Diktatur. Wie nah am aktuellen Weltempfinden!

Am Mikrofon: Ingo Dorfmüller |
Dmitri Dmitriyevich Shostakovich Dmitri Dmitriyevich Shostakovich, Russian composer of the Soviet period Dmitri Dmitriyevich Shostakovich (1906-1975) PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xPhoto12/AnnxRonanxPicturexLibraryx ARP10A03474
Der 50. Todestag von Dmitri Schostakowitsch am 9. August 2025 war für die Musikwelt ein wichtiges Datum: er starb 1975 in Moskau. (imago images / Photo12 / Ann Ronan Picture Library)
Der 50. Todestag von Dmitri Schostakowitsch vor zwei Tagen war Anlass und Zielpunkt für das Kölner Asasello Quartett, das komplette Streichquartettschaffen des Komponisten im Deutschlandfunk Kammermusiksaal für das Label Genuin einzuspielen.
Es mutet an wie ein präziser Spiegel selbst erlebter und überlebter Jahrzehnte aus Krieg, Angst, Verfolgung und Diktatur. Gegenwärtige Weltpolitik verleiht Aufnahmen wie Werken eine ungeplante Brisanz.

Die letzten Werke

Zu den letzten vollendeten Kompositionen von Dmitri Schostakowitsch zählen die Streichquartette Nr. 14 und Nr. 15. Zwei Arbeiten, in denen letzte Lebensillusionen verabschiedet werden, zwei Werke der Todesnähe. Existenzielle Musik, eigentümlich distanziert.
Ihnen vorangestellt wird hier das sechste Quartett, das gewissermaßen dem Spätwerk des Komponisten präludiert. Auch dieses Stück lässt sich als Protokoll einer vorausahnenden Desillusionierung verstehen. Es entstand 1956 inmitten der „Tauwetter“-Zeit, in einem Jahr politischer und persönlicher Hoffnungen, die sich nicht erfüllen sollten.
Die beiden Frauen und Männer laufen mit ihren Instrumenten auf die Kamera zu, während ihre Schatten ihnen vorauseilen.
Im Jahr 2003 fanden sich die Vier in Basel zum Asanello Quartett zusammen und agieren nun von Köln aus. (Hermann und Clärchen Baus)
Aufnahmen aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal von 2024, veröffentlicht bei GENUIN
Dmitri Schostakowitsch

Streichquartett Nr. 6 G-Dur, op. 101
Streichquartett Nr. 14 Fis-Dur, op. 142
Streichquartett Nr. 15 es-Moll, op. 144

Asasello Quartett:
Rostislav Kozhevnikov. Violine
Barbara Streil, Violine
Justyna Sliwa, Viola
Teemu Myöhänen, Cello