Dienstag, 23. April 2024

Archiv

Fußball-Nationalmannschafts-Prämien
Tabea Kemme erwartet keine Unterstützung durch Männer-Team

Die ehemalige Fußball-Nationalspielerin Tabea Kemme spricht sich für die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern im Fußball aus. Die Frauen müssten ihre Stimme nutzen, sagt Kemme im Dlf. Die Olympiasiegerin von 2016 erwartet dabei wenig Hilfe von den männlichen Kollegen.

Tabea Kemme im Gespräch mit Marina Schweizer | 24.07.2022
Tabea Kemme (links) und Josphine Henning (re) bei der Fußball-EM der Frauen in England
Die ehemaligen Nationalspielerinnen Tabea Kemme und Josephine Henning (re) reisen in einem Bus durch England und verfolgen die Spiel der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-EM der Frauen (IMAGO/Eibner/ Memmler)
Die DFB-Frauen müssen sich im Halbfinale der EM in England auf Frankreich einstellen. Es gilt, die starken Französinnen am Mittwoch (27.07.22) im Halbfinale zu bezwingen, wenn der Traum vom Finale in Wembley in Erfüllung gehen soll. Dafür drückt auch die ehemalige Nationalspielerin Tabea Kemme die Daumen. Sie wünscht sich ein Finale Deutschland gegen England im legendären Wembley-Stadion in London. "Es gäbe nichts Schöneres", sagte sie.

Mit dem Bus durch das Mutterland des Fußballs

Tabea Kemme tourt gerade mit ihrer ehemaligen Teamkameradin Josephine Henning in einem VW Bus durch England und schaut sich auch die Spiele der DFB-Elf an. Den Bus kaufte Kemme sich einst von ihrer Olympiaprämie - 2016 errang sie in Rio die Goldmedaille im Finale gegen Schweden.

Redaktionell empfohlener externer Inhalt

Mit Aktivierung des Schalters (Blau) werden externe Inhalte angezeigt und personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt. Deutschlandradio hat darauf keinen Einfluss. Näheres dazu lesen Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können die Anzeige und die damit verbundene Datenübermittlung mit dem Schalter (Grau) jederzeit wieder deaktivieren.

Die Stimmung auf der Insel sei super. "Die flippen hier total aus", sagte Kemme. Obwohl sowohl sie auch als Josephine Henning ihre aktive Laufbahn beendet haben, fühlen sie sich mittendrin und dabei - ob im Pub oder in einem der Stadien. Auch habe sie die Nationalmannschaft "lange nicht mehr so gesehen". Besonders gut am Spiel des Teams von DFB-Cheftrainerin Martina Voss-Tecklenburg gefällt ihr "der Spielwitz, der Offensivdrang und dieses Gefühl, dass ich dabei habe, dass uns gerade keiner dazwischen kommen kann".


Mindestlohn: "Mit 3.000 Euro sollte man rausgehen"

Was eine Angleichung der Nationalmannschaftsprämien zwischen Männern und Frauen angeht, findet die Olympiasiegerin „ein Mittelweg wäre ganz gut.“ Kemme erwartet dabei wenig Unterstützung von den männlichen Kollegen: „Sie schauen gar nicht so weit. Der Fußball der Männer ist eine Blase, in der man sich bewegt. Und wenn man nicht dazu neigt, über den Tellerrand zu schauen und seinen Horizont zu erweitern, dann kommen solche Themen gar nicht auf.“

„Leider kein Appell von den Männern zu erwarten“

Dies geschehe nur, wenn man in den Austausch gehe. „Ich kann es leider nicht erwarten, dass vonseiten Fußball der Männer der Appell kommt: Leute, wir haben hier auch noch ein Frauen-Team, lass uns hier mal einen Support an den Tag legen. Weil die auch zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind.“
Tabea Kemme gewann bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 die Goldmedaille mit der Fußball-Nationalmannschaft
Tabea Kemme gewann bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 die Goldmedaille mit der Fußball-Nationalmannschaft (imago images/Eibner)
Die Power müsse von den Fußballerinnen kommen. „Da müssen wir uns auch innerhalb der Fußballerinnen-Bubble in die Augen schauen und auch noch zur aktiven Zeit. Das sehe ich ja selber, dass ich auch noch damit wachsen musste, zu sagen: Hey, wir wissen jetzt unsere Stimme zu nutzen und wir werden jetzt laut, weil so kann es nicht weiterlaufen.“

Frauen im Fußball

Sexismus im Fußball

Wenn es um die Themen Sexismus, Hass, sexualisierte Gewalt oder Machtmissbrauch geht, sagt Kemme heute rückblickend: „ich war 14 Jahre im Profibereich – ich bin Meisterin des Verdrängens.“ Sie habe etwa erst unmittelbar nach ihrer Karriere reflektiert, wo Grenzen waren. „Da habe ich erst einmal gecheckt: Krass, was Du über die Jahre so geduldet hast.“ Kemme sieht das als gesellschaftliches Problem an. Bezogen auf den Fußball sagt sie: „Wir müssen hinhören, auch innerhalb dieser Verbands- und Vereinsstrukturen und das nicht auf die leichte Schulter nehmen.“