Mittwoch, 8. April
+++ Die Ausgangsbeschränkungen in Frankreich werden über den 15. April hinaus verlängert. Das bestätigte das Präsidialamt in Paris, ohne einen neuen Termin zu nennen. Präsident Macron werde sich am Montag mit einer Rede an die Bürger wenden, hieß es weiter.
Die schweizerische Regierung stellt eine Lockerung der Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus in Aussicht. Diese würden zwar um eine Woche bis zum 26. April verlängert, sagte Bundespräsidentin Sommaruga. Danach seien aber schrittweise Lockerungen möglich.
+++ Bund und Länder haben sich über die Umsetzung der neuen Quarantäne-Regeln für Einreisende verständigt. Um grenzüberschreitende Infektionsketten zu stoppen, hatte das Corona-Krisenkabinett am Montag beschlossen, für alle Einreisenden eine 14-tägige Quarantäne anzuordnen.
Bei Verstößen gegen die Quarantäne-Regeln drohen hohe Bußgelder. Wer etwa gegen das Gebot der häuslichen Absonderung verstößt, muss je nach dem Ausmaß der dadurch entstandenen Gefahren für die öffentliche Gesundheit zwischen 500 und 10.000 Euro Strafe zahlen.
+++ Die Moscheen in der Türkei bleiben auch im Fastenmonat Ramadan geschlossen. Das hat die Religionsbehörde in Ankara klargestellt.
+++ In den USA breitet sich das Coronavirus unvermindert aus. Nach Angaben der Johns Hopkins Universität haben sich inzwischen mehr als 402.000 Menschen mit dem Erreger infiziert. 13.007 Patienten starben an den Folgen der Lungenkrankheit Covid-19. Mehr als 22.700 Personen gelten als genesen. Besonders angespannt ist die Lage im Bundesstaat New York. Dort gibt es bislang mehr als 6.250 Tote.
Alleine New York - die am schwersten betroffene Region der USA - hat nach Zählung der Nachrichtenagentur Reuters nun mehr Fälle als jeder Staat weltweit. Mit mehr als 149.000 bekannten Infektionen überhole New York Spanien. In den USA sind demnach mehr als 417.000 Fälle und 14.100 Tote registriert.
+++ Afroamerikaner sind überproportional stark von Covid-19 betroffen: Die US-Regierung hat eingeräumt, dass sie besonders häufig an den Folgen einer Coronavirus-Infektion leiden. Man sehe starke Anhaltspunkte dafür, sagte US-Präsident Trump. Es gibt bisher keine nationale Erhebung, aber Zahlen aus mehreren US-Städten sprechen eine deutliche Sprache.
+++ Bernie Sanders gibt die Präsidentschaftsbewerbung für die US-Demokraten auf. Damit läuft es auf den ehemaligen Vizepräsidenten Biden als Herausforderer von Präsident Trump heraus.
Gerade jetzt, in Zeiten, in denen die Corona-Krise das Land fest im Griff habe, beweise Trump seinen "Unwillen und seine Unfähigkeit", eine glaubwürdige Führung und auch die Arbeit zu übernehmen, die getan werden müsse, um die Menschen zu schützen, kritisierte Sanders. Auch aus diesem Grund habe er seinen aussichtslosen Wahlkampf nicht mit gutem Gewissen weiterführen können. Es gebe in diesen "schweren Stunden" wichtigere Aufgaben.
In einer Videobotschaft wies der Senator aus Vermont auch darauf hin, dass die Corona-Krise das US-amerikanische Gesundheitssystem in all seiner Absurdität entlarvt habe. Der Zusammenbruch der Wirtschaft habe dazu geführt, dass unzählige Menschen ihre Arbeit verloren hätten - und damit auch ihre Krankenversicherung.
+++ Der Gesundheitszustand des britischen Premierministers Johnson hat sich nach den Worten von Finanzminister Sunak verbessert. Der Regierungschef befinde sich weiter auf der Intensivstation des Londoner Krankenhauses St. Thomas, sagte Sunak. Er habe aber aufrecht im Bett gesessen und sich mit seinen Ärzten unterhalten. Der 55-jährige Johnson war am Sonntag ins Krankenhaus gekommen, zehn Tage nachdem bei ihm die Coronavirus-Krankheit Covid-19 diagnostiziert worden war. Am Montag wurde er auf die Intensivstation verlegt, als sein Zustand sich verschlechterte. Johnson sei mit Sauerstoff versorgt worden, habe aber kein Beatmungsgerät benötigt.
+++ Die Coronakrise bringt auch den "Welttag des Buches" am 23. April durcheinander. Zahlreiche geplante Veranstaltungen werden auf September verschoben, wie der Börsenverein des deutschen Buchhandels mitteilte. So soll die Aktion "Ich schenk dir eine Geschichte", zu der an Schulklassen Büchergutscheine verschenkt werden, am 20. September, dem Weltkindertag, stattfinden. Die Reihe "Verlagebesuchen", bei der Verlage ihre Türen für Besucher öffnen, wurde auf den 18. bis 21. September gelegt. Zum eigentlichen "Welttag des Buches" sind am 23. April Online- und Social-Media-Aktionen geplant.
+++ Zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie hat die EU-Kommission vorgeschlagen, den Einreisestopp in die Europäische Union bis zum 15. Mai zu verlängern. Ursprünglich war dies nur bis Mitte April vorgesehen. Die Entscheidung darüber treffe jedes Land selbst, erklärte ein Sprecher in Brüssel. Die Regelung, die auch in Deutschland gilt, betrifft alle nicht zwingend notwendigen Reisen.
+++ Die Bundesregierung legt ihre Kriterien für eine Lockerung der Kontaktsperren nicht vollständig offen. Vize-Regierungssprecherin Demmer betonte in Berlin, die Zeitspanne bis zur Verdopplung der Infektionszahlen sei nur einer von mehreren Parametern. Auf Nachfrage weigerte sie sich jedoch, weitere zu nennen. Bundeskanzlerin Merkel hatte als eine Voraussetzung für eine Lockerung die Verdopplung der Infektionszahlen in einer Spanne von 12 bis 14 Tagen genannt. Der Sprecher des Gesundheitsministeriums, Kautz, sprach allgemein von einer Vielzahl von Kriterien, die zusammenwirken müssten.
+++ Die AfD-Fraktion im Bundestag hat sich dafür ausgesprochen, die Einschränkungen des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft wegen der Corona-Pandemie schnellstmöglich aufzuheben. In einem Positionspapier der Fraktion heißt es, die Maßnahmen müssten nach dem Vorbild Österreichs ab dem 14. April gelockert werden. Sobald es gesundheitspolitisch zu vertreten sei, müssten sie ganz aufgehoben werden.
+++ Das Bundesverfassungsgericht hat einen Eilantrag gegen die in Bayern geltenden Ausgangsbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie als unbegründet abgelehnt.
+++ Sprachforscherinnen der britischen Lancaster University suchen nach Alternativen zu der Kriegsrhethorik, die die Corona-Pandemie begleitet.
Denn im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Virus werde häufig auf Kriegsmetaphern zurückgegriffen, heißt es in einer Mitteilung der Universität. Sowohl der französische Präsident Macron als auch US-Präsident Trump hatten öffentlich erklärt, man stehe "im Krieg" gegen Corona. Häufig ist von einem "Kampf" gegen den Erreger die Rede. Pflegenden wird erklärt, sie arbeiteten an "vorderster Corona-Front".
+++ Die SPD-Fraktion im Bundestag ist nach den Worten ihres Vorsitzenden Mützenich bereit, wegen der enormen Kosten der Corona-Krise in diesem Jahr auf die eigentlich anstehende Diäten-Erhöhung zu verzichten.
Es habe darüber bereits in der vergangenen Woche Gespräche unter den Fraktionen gegeben, sagte Mützenich in Berlin. Er sei zuversichtlich, dass eine gemeinsame Lösung zustandekomme. Nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios haben auch Linke, FDP und Grüne Zustimmung für die Pläne signalisiert, die Union sei noch zurückhaltend, aber gesprächsbereit, hieß es.
+++ Das Coronavirus breitet sich zunehmend auch in Afrika aus. Die Zahl der bestätigten Infektionen auf dem Kontinent sei auf mehr als 10.000 angestiegen, gab die Weltgesundheitsorganisation bekannt. Mehr als 500 Menschen seien bislang im Zusammenhang mit der Infektion gestorben. Mehrere afrikanische Regierungen stehen in der Kritik, Maßnahmen gegen die Pandmie mit zu drastischen Schritten durchzusetzen: Wo Sicherheitskräfte mit brutaler Gewalt die Einhaltung der Corona-Beschränkungen sichern.
+++ Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Kühnert würde es akzeptieren, wegen der Corona-Krise ein Jahr lang nicht ins Fußball-Stadion gehen zu können. Das täte ihm und Millionen Fans natürlich sehr weh, sagte Kühnert dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Wenn sich die Ansteckungskurve des Coronavirus aber nicht so schnell abflachen ließe wie gehofft und die Entwicklung von Impfstoffen zu lange dauere, könne es dazu kommen. Die Gesundheit der Menschen sei wichtiger, betonte Kühnert.
+++ Der an Covid-19 erkrankte britische Premierminister Johnson muss auch nach seiner zweiten Nacht auf der Intensivstation zusätzlich mit Sauerstoff versorgt werden.
+++ Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten wegen der Coronakrise eine schwerwiegende Rezession. In ihrem Frühjahrsgutachten für die Bundesregierung gehen die Ökonomen davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 4,2 Prozent schrumpfen wird. Die Arbeitslosenquote werde 2020 auf bis zu 5,9 Prozent, die Zahl der Kurzarbeiter auf bis zu 2,4 Millionen steigen. Im kommenden Jahr werde sich die Wirtschaft aber erholen und um 5,8 Prozent wachsen.
+++ Weil sie wegen der Pandemie derzeit so wenig Reisekunden hat, baut die Lufthansa Passagiermaschinen zu Frachtjets um.
+++ Die Weltgesundheitsorganisation hat die Drohung von US-Präsident Trump kritisiert, die amerikanischen Beiträge für die WHO auszusetzen. Man befinde sich in der akuten Phase der Corona-Pandemie, sagte der WHO-Regionaldirektor für Europa, Kluge, in Genf. Deshalb sei es nicht die Zeit, die Finanzierung zu verringern.
+++ Das Bundeskabinett hat wegen der Corona-Krise Anreize für Bafög-Empfänger beschlossen, die sich in sogenannten systemrelevanten Bereichen engagieren. Nebeneinkünfte etwa in Gesundheitseinrichtungen oder in der Lebensmittelbranche sollten nicht mehr auf das Bafög angerechnet werden, hieß es in der Entscheidung. Für Wissenschaftler solle es ebenfalls Erleichterungen geben.
+++ Am Nachmittag beraten die EU-Entwicklungsminister in einer Videoschaltkonferenz über die Corona-Krise. In vielen Ländern Afrikas und Asiens werden die Ausgehverbote teils mit brutaler Gewalt durchgesetzt, auch werden Journalisten schikaniert. Wir geben einen Überblick über die Lage vor allem in den Armenvierteln.
+++Schulschließungen, Besuchsverbote in Pflegeheimen, Home-Office, Geldmangel: Bundespräsident Steinmeier hat in einer Videobotschaft die Belastungen für die Familien wegen der Corona-Krise hervorgehoben.
+++ Eine App zur Nachverfolgung von Corona-Infektionsketten könnte nach Angaben der Entwickler noch in diesem Monat bereitgestellt werden. Das Mitglied des Digitalrates des Bundesregierung, Boos, sagte der Deutschen Presse-Agentur, er gehe von einem Starttermin zwischen dem 15. und dem 19. April aus. Mehr zur Nutzung von Apps im Kampf gegen das Coronavirus haben wir in diesem Beitrag zusammengefasst.
+++ Der Weg für ein staatliches Hilfspaket an den Tui-Konzern in der Corona-Krise ist frei. Mehrere Banken hätten ihre Zustimmung zu einem vom Bund zugesagten Kredit über 1,8 Milliarden Euro erklärt, teilte das Unternehmen in Hannover mit.
+++ Der Logistikkonzern Deutsche Post DHL will laut einem Medienbericht Kurzarbeit für rund 4.000 Mitarbeiter beantragen. Das berichtet die "Wirtschaftswoche" unter Berufung auf Gewerkschaftskreise.
+++ Die Beratungen der EU-Finanzminister über europäische Corona-Hilfen sind ohne eine Einigung auf morgen vertagt worden. Der Streit über sogenannte Corona-Bonds konnte auch nach einer stundenlangen Video-Konferenz nicht beigelegt werden.
+++ Der Präsident des Robert Koch-Institus, Wieler, hat sich im Interview mit dem Deutschlandfunk vorsichtig optimistisch zur Entwicklung der Corona-Infektionen in Deutschland geäußert. Die derzeitigen Maßnahmen würden helfen - allerdings sei dies nur eine Momentaufnahme.
+++ Wegen des Mangels an Schutzkleidung hat die Bundesregierung eine Art Luftbrücke nach China eingerichtet. Das berichtet dpa unter Berufung auf das Bundesgesundheitsministerium. Täglich soll eine Maschine für 25 Tonnen Fracht nach Schanghai fliegen.
+++ US-Präsident Trump hat der Weltgesundheitsorganisation damit gedroht, Beitragszahlungen seines Landes zu stoppen. Seine Regierung werde dies prüfen, sagte Trump bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus. Zur Begründung erklärte er, die WHO habe in ihrer Reaktion auf die Ausbreitung des Corona-Virus eine "fehlerhafte Empfehlung" abgegeben. Unter anderem sei davon abgeraten worden, die Grenzen für Reisende aus China zu schließen.
+++ Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Laschet hat seine Vorstellungen für die Zeit einer stufenweisen Lockerung der Kontaktbeschränkungen erkennen lassen. Seiner Einschätzung nach könnten zunächst kleinere Läden wieder öffnen, sagte der CDU-Politiker dem "Kölner Stadt-Anzeiger". In Bäckereien etwa werde der Sicherheitsabstand zwischen Kunden seiner Wahrnehmung nach fast überall eingehalten.
+++ In der chinesischen Millionenstadt Wuhan ist die Ausgangssperre beendet. Zehntausende Menschen verließen innerhalb weniger Stunden die Stadt, wie lokale Medien berichteten. Wuhan war Mitte Januar abgeriegelt worden, nachdem sich das Coronavirus dort rasant ausgebreitet hatte.
+++ Lebensmittelkontrollen finden in Deutschland derzeit nur bedingt statt. Das berichtet die Funke Medien-Gruppe unter Berufung auf die Verbraucherschutz-Organisation Foodwatch. Weil die Laborkapazitäten für Corona-Proben gebraucht würden, seien demnach Routinekontrollen in Unternehmen sowie Probenanalysen größtenteils ausgesetzt. Zudem würden Lebensmittelkontrolleure in den Gesundheitsämtern aushelfen.
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