Montag, 29. April 2024

Geigerin Chouchane Siranossian beim Rheingau Musik Festival 2023
„Bach before Bach“

„Bach before Bach“ lautet der Programmtitel der Violinistin Chouchane Siranossian, des Cellisten Balázs Máté und des Cembalisten Leonardo García Alarcón. Sie spielen Werke von Johann Sebastian Bach und einflussreiche Violinkompositionen von Vorgängern.

Am Mikrofon: Rainer Baumgärtner | 28.01.2024
Die Geigerin Chouchane Siranossian hält in einer waldigen Gegend mit offenen Locken und strahlendem Lächeln ihre Geige Richtung Kamera.
Die Geigerin Chouchane Siranossian wird 2024 Bach sehr nahe sein, wenn sie dieses Jahr als Artist in Residencedes des Bachfestes in Leipzig musiziert. (Tashko Tasheff)
Die alte Spruchweisheit, dass noch kein Meister vom Himmel fiel, trifft selbst auf einen so begnadeten Komponisten wie Johann Sebastian Bach zu. Davon ausgehend, präsentierte die Geigerin Chouchane Siranossian beim Rheingau Musik Festival 2023 ein Programm, das Violinwerke Bachs in den Kontext von Vorgängerstücken stellte. Chouchane Siranossian hat das Programm konzipiert.

Johann Sebastian Bach ist wirklich ein Höhepunkt für Kammermusik, für Violinspiel. Und wir wollten schauen, was davor passiert ist, im 17. Jahrhundert. Denn man vergisst manchmal, was es davor schon gibt. Es ist ein ganz anderer Stil, auch eine andere Welt. Und das hilft uns zu verstehen, wieso Bach so geschrieben hat, wie er dann geschrieben hat.

Unter der Überschrift „Bach before Bach“ rückte sie dabei drei von Bachs Sonaten für Violine und Basso continuo in den Mittelpunkt, die heutzutage oft übergangen werden.

Im Kontrast liegt die Würze

Diese kontrastierte sie mit virtuosen Kompositionen vor allem der österreichisch-deutschen Violinschule des 17. Jahrhunderts. Zusammen mit ihren beiden erfahrenen Begleitern begeisterte die französische Solistin das Publikum mit blitzsauberem, virtuosem Spiel und mit sympathischer Ausstrahlung.

In verschiedenen Musikwelten unterwegs

Chouchane Siranossian ist eine der vielseitigsten Geigerinnen ihrer Generation, mit einem Schwerpunkt auf der Alten Musik, aber ebenso in der Romantik und in der zeitgenössischen Musik bewandert. So spielt sie ein modernes wie ein barockes Instrument, je nach Programm.

Ich habe mein Solistendiplom in Zürich bei Zakhar Bron gemacht als moderne Geigerin. Zwei Monate danach habe ich die Stelle als Konzertmeisterin in St. Gallen gewonnen. Und dort war der Chefdirigent David Stern, und David Stern kennt Reinhard Goebel sehr gut, er macht auch sehr viel historisch informierte Musik. Er hat sofort zu mir gesagt: Du musst Goebel kennenlernen, er wird sehr viele Antworten auf deine Fragen haben.

So studierte sie fünf Jahre bei ihm und wirkte dann als Assistentin.

Es ist jetzt nicht nur: ich mache es so, weil ich es so spüre, sondern es gibt eine ganze Bücherwelt dahinter, von Manuskripten, von Recherchen.

Die intensive Erfahrung im Studium beim Barockmusik-Spezialisten Reinhard Goebel hat ihr Vorgehen stark geprägt: Wenn sie sich neuen Stücken annähert und Interpretationen erarbeitet, beginnt sie inzwischen immer mit der musikwissenschaftlichen Ebene. Dabei bleibt es aber nicht.

Es muss leben, wir sollen auch das Publikum berühren! Es ist eine Kommunikation, nicht nur einfach sterile Musikwissenschaft. So ist es Balance zwischen beiden.

Aufnahme vom 31.8.2023 aus dem Laiendormitorium Kloster Eberbach
Rheingau Musik Festival
„Bach before Bach“

Georg Muffat

Sonate für Violine und B.c. D-Dur

Johann Sebastian Bach
aus: Sonate für Violine und B.c. c-Moll, BWV 1024 Adagio
aus: Sonate für Violine und B.c. g-Moll, BWV 1026 Fuge

Carlo Farina
„Sonata Quinta detta La Farina”

Andreas Anton Schmelzer
Sonate für Violine und B.c. a-Moll, „Die Türkenschlacht bei Wien 1683“

Johann Paul von Westhoff
aus: Sonata III „Imitazione delle Campane”

Johann Sebastian Bach
Sonate für Violine und B.c. e-Moll, BWV 1023

Johann Jakob Walther
aus: „Hortulus chelicus” Passacaglia d-Moll

Johann Sebastian Bach
Sonate für Violine und Basso continuo G-Dur, BWV 1021

Chouchane Siranossian, Violine
Balázs Máté, Violoncello
Leonardo García Alarcón, Cembalo