Zum 150. Todestag der Komponistin Louise Farrenc
Glücksfall im 19. Jahrhundert -

Welch Glücksfall im 19. Jahrhundert, als Frau seiner künstlerischen Begabung folgen zu können! So wurde Jeanne Farrenc zur damals berühmte Pädagogin, Komponistin und Verlegerin, die am 15. September 1875 starb, also vor genau 150 Jahren. Ein Porträt.

Von Raliza Nikolov |
Illustration aus dem Jahr 1855, die die Komponistin mit offenem Blick zum Betrachter zeigt.
Eine zeitgenössische Illustration zeigt Louise Farrenc in modischer Frisur ihrer Zeit. Sie wurde am 31. Mai 1804 geboren und starb ebenda am 15. September 1875. (imago images / KHARBINE-TAPABOR)

Talent uneingeschränkt gefördert

Die Eltern förderten das Talent ihrer Tochter in ungewöhnlicher Breite. Mit 6 Jahren erhielt sie ihren ersten Klavierunterricht, mit 15 war sie private Kompositionsschülerin von Anton Reicha, der ihr in Kontrapunkt, Harmonielehre und Instrumentation alles Wissen vermittelte, das Frauen am Konservatorium nur eingeschränkt gelehrt wurde. Ihr Talent ermöglichten ihr Klavierstunden bei Johann Nepomuk Hummel und Ignaz Moscheles, den Klavierstars der Zeit.
Nebenbei wurde sie in Englisch und Italienisch unterrichtet.

Frühe Heirat stoppte nicht ihre Karriere

Schon mit 17 heiratete sie den Flötisten Aristide Farrenc, aber das bedeutete für sie zum Glück nicht, dass die aufstrebende Musikerin ihre Karriere an den Nagel hängen musste. So war es eigentlich Sitte.
Vielmehr baute das Paar gemeinsam einen eigenen Verlag auf. Zusammen mit ihrem Ehemann gab sie von 1861 bis 1872 unter dem Titel Le Trésor des pianistes eine Klavieranthologie heraus, die in 23 Bänden Klavierwerke vom 16. bis zum 19. Jahrhundert umfasst. So galt sie als richtungsweisende Pianistin und Veranstaltungsmanagerin, in der Alte Musik wieder zur Aufführung kam.

Eine wachsende Komponistin

Zunächst komponiert und veröffentlichte Louise Farrenc vor allem erfolgreiche Klaviermusik. So wurden ihre Etüden zum Lehrwerk an diversen französischen und italienischen Institutionen erklärt.
Ihr Erfolg ermutigte sie, auch Kammermusik und schließlich Orchesterwerke zu verfassen. Lange hatte die Musikwelt sie vergessen. Mittlerweile wird ihr Werk wiederentdeckt - eine Spurensuche.