Donnerstag, 25. April 2024

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Die Komponistin Jelena Firssowa
Stille Kraft mit tiefen Wurzeln

Konzerte mit ausschließlich zeitgenössischer Musik findet Jelena Firssowa "sehr ermüdend für die Ohren". Beim Kammerkonzert ihr zu Ehren rollte das RSB daher einen Teppich russischer Musik aus, der bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht.

Am Mikrofon: Mascha Drost | 29.05.2022
Die Abendsonne leuchtet durch die Äste von Bäumen auf einem Hügel am Rande des Oderbruchs.
Vor allem in ihren späteren Werken sucht Jelena Firssowa stets das Leise und Poetische. (Patrick Pleul/picture alliance/dpa)
Einer Sache unwürdig zu sein, kann einem Ritterschlag gleichkommen: Ein gutes Beispiel dafür ist die russische Komponistin Jelena Firssowa, die 1950 in Sankt Petersburg geboren wurde. Sie galt als "unwürdig, die sowjetische Musik im Ausland zu repräsentieren", und befand sich damit in bester Gesellschaft – in der von Sofia Gubaidulina oder Edisson Denissow zum Beispiel. Unwürdig, das hieß westlich-avantgardistisch, unverständlich, "ein Strom voller Geräusche und Gebrabbel".
Jelena Firssowa und die anderen landeten 1979 auf einer Art schwarzen Liste. Im Unterschied zum Verfasser - dem berüchtigten Generalsekretär Tichon Chrennikow -, wurden ihre Werke im Ausland schon damals beachtet, bewundert und vor allem: gespielt. Das hat sich bis heute nicht geändert.

Composer in Residence beim RSB

Russland verließ Jelena Firssowa schon 1991, seitdem lebt die Komponistin in England. Sie ist in dieser Saison Composer in Residence beim Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin. Mitglieder des Orchesters zeichneten anhand verschiedenster Werke ihr künstlerisches Leben nach - beginnend bei Vorbildern und Lehrern wie Dmitri Schostakowitsch und Edison Denissow bis hin zu wenig bekannten Werken Firssowas selbst. Auf Wunsch der Komponistin erklingt auch Musik ihres Mannes Dmitri Smirnow. Er verstarb 2020 im Alter von 71 Jahren an den Folgen einer Coronainfektion.
Kammermusik im Theater im Delphi

Werke von César Cui, Nikolai Rimski-Korsakow, Alexander Glasunow, Dmitri Schostakowitsch, Edison Denissow, Dmitri Smirnow und Jelena Firssowa

Mitglieder des Rundfunk-Sinfonieorchesters Berlin:
Rudolf Döbler, Flöte
Gudrun Vogler, Oboe
Ann-Kathrin Zacharias, Klarinette
Anne Mentzen, Horn
Miriam Kofler, Fagott
Maria Pflüger, Violine
Jörg Breuninger, Violoncello
Yuki Inagawa, Klavier

Aufnahme vom 28.10.2021 aus dem Theater im Delphi, Berlin