Montag, 29. April 2024

Kommentar zu Nahost
Militärische Antwort Israels auf iranischen Großangriff ist legitim

Seit dem iranischen Luftangriff auf Israel wüssten alle, wie real der Vernichtungswunsch des Regimes in Teheran sei, kommentiert Sebastian Engelbrecht. Deutschland müsse sich fragen, wie Israel als Verbündeter geschützt und Irans Macht bekämpft werden könne.

Ein Kommentar von Sebastian Engelbrecht | 16.04.2024
Das israelische Luftverteidigungssystem startet, um iranische Raketen in Tel Aviv abzufangen.
Das israelische Luftverteidigungssystem startet, um iranische Raketen in Tel Aviv abzufangen. (picture alliance / Xinhua News Agency / Tomer Neuberg / JINI)
Der jüdische Staat möge sich bloß zurückhalten – so lautet die geradezu reflexhafte Reaktion vieler deutsche Politiker und Meinungsbildner. Angemessener wäre es, dem angegriffenen Verbündeten wenigstens rhetorisch zur Seite zu stehen – und auch militärisch, wie es nach der Abwehraktion die USA, Großbritannien und Jordanien vorbildlich taten und Israel damit beschützten.
Die Frage, die sich Israels Partner in Deutschland und Europa jetzt stellen müssen, lautet: Wie können wir Israel beschützen vor einem Feind, der seit der islamischen Revolution von 1979 alles daran setzt, Israel zu vernichten, es von der Landkarte zu tilgen?

Heilsversprechen, gespeist aus Judenhass

Diese Doktrin der Vernichtung Israels ist der Kern der fanatischen Ideologie der Mullahs in Teheran und ihrer Revolutionsgarden. Sie wollen keine Ruhe geben, bis Israel von der Landkarte ausradiert ist. Das ist ihr Ziel, das sie unumwunden ansteuern. Es ist ein Heilsversprechen der iranischen Islamisten, das sich aus Judenhass speist. Iran bringt im Libanon, in Syrien, im Irak seine Truppen in Stellung, bereitet den großen Vernichtungsfeldzug gegen Israel seit Jahrzehnten vor – und greift nun Israel auch direkt mit militärischen Mitteln an. Und was kommt aus Deutschland? Die Bitte an Israel, sich zurückzuhalten.
Diese Reaktion ist doppelt falsch. Sie widerspricht dem Schutzversprechen, das die Bundesregierung gegenüber Israel abgegeben hat. Und sie ist taktisch unklug. Wer nach einer solchen beispiellosen Attacke vom Verbündeten fordert, freundlich die Hände in den Schoß zu legen, ermutigt den Feind zum nächsten Schlag. Noch ist es kein atomarer Angriff, aber seit vielen Jahren bereitet die iranische Regierung einen Atomschlag gegen Israel vor, ob als Drohkulisse oder reale Option.

Israel schützen

Die Warnungen Israels vor dem Iran und seinem Vernichtungswunsch haben Kritiker in den westlichen Staaten als israelische Propaganda abgetan. Seit dem iranischen Luftangriff wissen alle, wie real dieser Vernichtungswunsch des Regimes in Teheran ist.
Deutschland – Regierung und Öffentlichkeit – muss sich jetzt fragen: Wie kann man als Verbündeter helfen, Israel zu schützen? Wie kann man Irans Macht bekämpfen – nicht nur mit Reden, sondern auch militärisch? Denn eine militärische Antwort auf den Großangriff des Iran ist legitim.
Korrespondent Sebastian Engelbrecht
Korrespondent Sebastian Engelbrecht
Sebastian Engelbrecht, geboren 1968 in Berlin, besuchte die Deutsche Journalistenschule in München und studierte Evangelische Theologie in Heidelberg, Berlin und Jerusalem. Promotion an der Universität Leipzig. Er war von 2008 bis 2012 ARD-Hörfunk-Korrespondent in Tel Aviv und anschließend Referent des Intendanten von Deutschlandradio. 2017-2018 unterwegs im In- und Ausland als Dlf-Reporter. Seit 2019 ist Sebastian Engelbrecht Korrespondent im Landesstudio Berlin von Deutschlandradio in Berlin-Mitte.