Mittwoch, 24. April 2024

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Verfassungsrechtler Jens Kersten
Neues Recht für eine neue Epoche?

Hat die Natur eigene Rechte? Wer kann sie vertreten? Der Münchner Staatsrechtler Jens Kersten hat in den vergangenen Jahren Studien zur Angemessenheit von Verfassung und Rechtssystem an die Herausforderungen unseres Zeitalters durchgeführt.

Der Verfassungsrechtler Jens Kersten im Gespräch mit Mathias Greffrath | 10.04.2023
Portrait von Jens Kersten, er stützt den Kopf in die Hand.
Der Verfassungsrechtler Jens Kersten (Jens Kersten)
In jüngster Zeit haben Verfassungsgericht und Parlament den Raum der politischen Verantwortung deutlich erweitert: Mit dem Urteil zum Klimaschutzgesetz kommt ein „Recht der kommenden Generationen“ in die Diskussion, mit dem Lieferkettengesetz werden Unternehmen in eine globale Verantwortung genommen. Aber reicht das?
Der Klimawandel, die globale Ungleichheit, die Migration, die Digitalisierung, der Artenschwund und die Pandemie sind Phänomene, deren Bearbeitung jetzt schon eine Ausweitung der Staatseingriffe ins individuelle Leben nach sich zieht und die Politik zu weitreichenden Entscheidungen nötigt. Zunehmend wird dagegen protestiert, auch mit der Berufung auf Freiheitsrechte oder Eigentumsschutz. Reicht es, wenn wir das Grundgesetz im Hinblick auf diese säkularen Entwicklungen neu interpretieren oder müssen Grundrechte wie Freiheit und Eigentum anders bestimmt werden? Wie sieht eine zukunftsfähige Balance zwischen individuellem und Gemeinschaftsrecht aus?
(Wh. v. 20.03.2022)
Jens Kersten, geboren 1967, ist seit 2008 Professor für Öffentliches Recht und Verwaltungswissenschaft an der Ludwig-Maximilians-Universität München.