Der Walzerkönig
Die Lange Nacht des Johann Strauss (Sohn)
Von Jürgen König
Regie: der Autor
Von außen betrachtet, wirkt das Leben des Johann Strauß (Sohn) wie eine einzige Erfolgsgeschichte. Ein Komponist, dem alles zuflog, dessen Walzer und Polkas sofort von ganz Wien getanzt wurden. Der Donauwalzer machte ihn zum Millionär und weltberühmt, der Erfolg hielt an, die Großen aus Kunst, Politik und Wissenschaft suchten seine Nähe - er starb in den Armen einer geliebten Gattin. So war es auch - doch war es auch ganz anders. Eingebettet in die Familiendynastie der „Sträusse“, die Unterhaltungsmusik wie am Fließband lieferte, war der „Walzerkönig“ mitnichten der Großfürst der Wiener Musik, für den ihn die Menge hielt. Immer galt es, Rücksichten zu nehmen: auf den Vater, die Mutter, die Brüder. Auf die Wiener Komponisten-Konkurrenz, auf die Musiker seines Orchesters, auf Gastwirte und Ballsaal-Betreiber, auf Verleger und Tournee-Unternehmer. Ein Getriebener ohne großes Selbstbewusstsein, der Halt suchte bei den Frauen, diesen Halt durchaus fand - wenn auch sein Leben, bei allem Luxus, mit dem er sich umgab, ein Leben voller Ängste blieb. Und der doch als Musiker eine Jahrhundertgestalt wurde, indem er Tanzmusik zur Kunst erhob - mit einem schier unfassbaren Einfallsreichtum, im Stil geistvoll, elegant und heiter: und damit der wahre Spiegel einer krisengeplagten Zeit?