Drogenszene und Verwahrlosung - Warum wir wegschauen
Schuss setzen im Hauseingang - Warum die Drogenszene verwahrlost
Warum löst Empathie oft kein Handeln aus?
Interview mit der Psychologin und Neurowissenschaftlerin Prof. Grit Hein,
Uniklinik Würzburg
Am Mikrofon: Paulus Müller
Menschen liegen bewusstlos und eingenässt in Hauseingängen, setzen sich auf den Treppenstufen der U-Bahn einen Schuss oder rauchen Crack direkt neben der Stadtbibliothek. Ob Köln, Frankfurt oder kleinere Städte wie Dortmund und Darmstadt - die offene Drogenszene ist in den letzten Jahren massiv sichtbarer geworden und verelendet zunehmend. Wenn wir solches Elend sehen, reagieren wir Menschen als empathische Wesen darauf emotional. Wir sind schockiert, empfinden Mitgefühl, Mitleid, sind angeekelt, haben Angst. Die Systemfragen wollen wissen: Warum folgt aus diesen Gefühlen oft kein Handeln? Fehlt es der Gesellschaft an Empathie? Oder ist mehr Empathie vielleicht gar keine Lösung? In einer Reportage berichten wir von der offenen Drogenszene in Düsseldorf und sprechen mit Betroffenen, Anwohnern und Helfenden. Im Gespräch mit der Psychologin und Neurowissenschaftlerin Grit Hein von der Uniklinik Würzburg nähern wir uns der Empathie und hören, welche Rolle sie in einer Gesellschaft spielen kann. Außerdem erklärt Julia Degner, Sozialpsychologin von der Universität Hamburg, warum Menschen sich oft abwenden. Es handelt sich hier nämlich oft einfach um eine Form von Selbstschutz. Denn die unerwünschten Anblicke könnten uns auch daran erinnern, dass Sachen im Leben schiefgehen können. Dies sei ein hochgradig unerwünschter Zustand, den wir am liebsten vermeiden würden.