Jan Wagner und Norbert Hummelt lesen aus und sprechen über: "Tanzt die Orange"
2025 ist großes Rainer Maria Rilke-Jubiläum. Der österreichische Lyriker wurde vor 150 Jahren geboren. Gleich zwei Biografien und zahlreiche Auswahlbände feiern mit - und ein besonderer Hochkaräter: „Tanzt die Orange“. Jan Wagner und Norbert Hummelt haben 75 der wichtigsten Dichterinnen und Dichter deutscher Zunge eingeladen, Rilke nicht nur zu antworten, sondern ihn gleichsam zu übersetzen. Mal findet sich der berühmte Panther aus dem Jardin des Plantes statt hinter tausend Stäben in einer poetisch-graphischen Umsetzung wieder, mal werden vier fragmentarische Zeilen in einer Collage gespiegelt. Rilkes „Winterliche Stanzen“ entwickeln sich zu einer Kette von Haiku-Gedichten, und das für Rilke ja keineswegs untypische Sonett bleibt gelegentlich mit allen formalen Eigenschaften erhalten, mitunter aber auch nur als Echo aus vierzehn Zeilen oder gar als „wienett“, und anderswo darf es weit, weit über diesen strengen Rahmen hinauswachsen und wuchern.
Auf der Frankfurter Buchmesse sind die Herausgeber zu Gast auf der Deutschlandfunk-Bühne, Rilkes Aufforderung erfüllend: „Tanzt die Orange. Wer kann sie vergessen, / wie sie, ertrinkend in sich, sich wehrt / wider ihr Süßsein. Ihr habt sie besessen. / Sie hat sich köstlich zu euch bekehrt.“
Jan Wagner, 1971 in Hamburg geboren, lebt in Berlin. 2001 erschien sein erster Gedichtband „Probebohrung im Himmel“. Es folgten „Guerickes Sperling“ (2004), „Achtzehn Pasteten“ (2007), „Australien“ (2010), „Die Eulenhasser in den Hallenhäusern“ (2012), der Sammelband „Selbstporträt mit Bienenschwarm“ (2016), „Die Life Butterfly Show“ (2018) und zuletzt „Steine & Erden“ (2023) sowie die Essaybände „Der verschlossene Raum“ (2017) und „Der glückliche Augenblick“ (2021). Für seinen Gedichtband „Regentonnenvariationen“ (2014) gewann er 2015 den Preis der Leipziger Buchmesse, 2017 wurde er mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet.
Norbert Hummelt wurde 1962 in Neuss geboren und lebt als freier Schriftsteller in Berlin. Für sein lyrisches Gesamtwerk wurde er 2021 mit dem Rainer-Malkowski-Preis ausgezeichnet. Zuvor hatte er u.a. den Hölty-Preis für Lyrik, den Rolf-Dieter-Brinkmann-Preis, den Mondseer Lyrikpreis sowie den Niederrheinischen Literaturpreis erhalten. Er übertrug T.S. Eliots Gedichtzyklen „Das öde Land“ und „Vier Quartette“ neu ins Deutsche und ist Herausgeber der Gedichte von W.B. Yeats. Bei Luchterhand erschienen zuletzt seine Gedichtbände „Fegefeuer“ und „Sonnengesang“.