Ob die Granatbäume blühen
Von Gerhard Meier
Regie: Janko Hanushevsky
Mit: Ueli Jäggi
Komposition: Merzouga
Musik: Philip Zoubek (Klavier)
Ton und Technik: Eva Pöpplein, Katrin Fidorra
Deutschlandfunk 2015
„Die Du wohntest in den Gärten, lass mich Deine Stimme hören.“ Mit diesen Worten aus dem Hohelied beginnt der letzte Prosatext des Schweizer Schriftstellers Gerhard Meier. Eine bewegende Anrufung seiner verstorbenen Gefährtin Dorli.
Sechs Jahrzehnte lebte der preisgekrönte Schriftsteller zusammen mit seiner Frau Dorli zurückgezogen im Haus seiner Kindheit in Niederbipp, dem Dorf am Südfuß des Jura, das zum poetischen Bezirk Amrain seiner Romane wurde. Dorli war sein Lebensmensch, gemeinsam unternahmen sie Reisen nach Russland und nach Paris, teilten ihre Liebe für die Blumen, die Schmetterlinge und für die Literatur. Als er seine Arbeitsstelle in einer Lampenfabrik verlor, verdiente sie den Lebensunterhalt durch das Betreiben des Dorfkiosks. Nach ihrem Tod blieb der 80-jährige Meier allein zurück in dem Haus mit Blick über Dorlis Garten zum Jura hin. In seinem innigen Monolog setzt er das Gespräch mit seiner Gefährtin über ihren Tod hinaus fort. „Und ich fragte mich, ob man am Ende lebe, um sich erinnern zu können.“
Gerhard Meier (1917- 2008) gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern der zeitgenössischen Schweizer Literatur. Für seine Lyrik und seine Romane erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Theodor-Fontane-Preis (1991), den Hermann-Hesse-Preis (1991) und den Heinrich-Böll-Preis (1999).
Janko Hanushevsky ist Musiker und Radioautor. Seine Radiosendungen wurden mit mehreren Preisen ausgezeichnet.