Wissenschaft im Brennpunkt
Blut
Vom richtigen Maß bei Transfusionen
Von Kristin Raabe
Es klingt so logisch, dass jahrzehntelang kaum ein Arzt daran zweifelte: Verliert ein Patient durch einen Unfall oder eine Operation Blut, benötigt er Blutkonserven. Inzwischen mehren sich aber die Befunde, die beweisen, dass Blut und Blutprodukte in vielen Fällen mehr schaden als nützen. Tatsächlich kommt eine Bluttransfusion in vielerlei Hinsicht einer Organtransplantation sehr nahe und kann zu komplexen Immunreaktionen führen, die bislang noch kaum verstanden sind. Eine Bluttransfusion, so die aktuelle Statistik, verlängert den Krankenhausaufenthalt eines Patienten im Durchschnitt um einen halben Tag und verursacht zusätzliche Kosten von knapp 700 Euro. Und häufig erhalten Patienten mehr als nur eine Bluttransfusion. Verschiedene Studien belegen außerdem, dass es in vier Prozent der Fälle zu unnötigen Komplikationen wie Nierenversagen kommen kann, bis hin zum Tod. Obwohl die schädlichen Auswirkungen von Bluttransfusionen durch internationale Studien gut belegt sind, zählt Deutschland im europäischen Vergleich zu den Spitzenreitern beim Verbrauch von Blutkonserven. Oft ist es dem Engagement einzelner Ärzte zu verdanken, wenn ein Krankenhaus Maßnahmen ergreift, um den Blutverbrauch zu minimieren. In Wissenschaft im Brennpunkt begleiten wir Mediziner der Universitätsklinik Düsseldorf bei einem solchen Projekt. Wir zeigen wie schwer es ist, eine ganze Abteilung in einem Großklinikum zum Umdenken zu bewegen. Gezeigt wird auch, welche Erfolge möglich sind, wenn es gelingt.