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Programm: Vor- und RückschauSamstag, 18.09.2021

  • 00:05 Uhr

    Kultur vom Tage
    (Wdh.)

  • 01:05 Uhr

    Jazz
    Amerikas Albtraum
    Jazzmusiker und der 11. September 2001
    Am Mikrofon: Karsten Mützelfeldt

    Am 11. September 2001 erschütterte der Terroranschlag auf das New Yorker World Trade Center die Welt. Vier Tage nach dem Angriff gastiert der Saxofonist Sonny Rollins in Boston, ein Auftritt, der unter dem Titel „Without A Song (The 9/11 Concert)“ veröffentlicht wird. In jenen Septembertagen versuchen viele Musiker wie er, die Schockstarre und Sprachlosigkeit zu überwinden, indem sie auf die Bühne gehen, um mit ihren Mitteln Trost zu spenden. Immer wieder fällt der Begriff von Musik als einer „heilenden Kraft“. Später entstehen Arbeiten, die sich dezidiert mit diesem Trauma Amerikas auseinandersetzen, darunter „September Suite“ der Pianistin Amina Figarova.

  • 06:05 Uhr

    Die Unentschlossenheit der Wähler in einem unübersichtlichen Parteiensystem

  • 06:10 Uhr

    Berichte, Interviews, Reportagen

    06:50 Uhr   Interview

    Wie beeinflussen Umfragen Wahlentscheidungen - Interview mit Frank Brettschneider, Kommunikationswissenschaftler

    08:50 Uhr   Presseschau

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

    Am Mikrofon: Stephanie Rohde

  • 09:05 Uhr

    Vor 170 Jahren: Die erste Nummer der „New York Times" erscheint

  • 09:10 Uhr

    Lastenfahrrad, Seilbahn, E-Bus: klimafreundlich unterwegs
    (Wiederholung vom 30. 03. 2019)

    Am Mikrofon: Claudia Hennen

    Feinstaub, Stau und Parkplatzmangel - die deutschen Städte ächzen unter dem Autoverkehr. Angesichts der ersten Fahrverbote für Diesel in Innenstädten ist klar, dass eine grundlegende Verkehrswende her muss: weg vom Privat-Pkw - hin zu klimafreundlicher Mobilität.
    Die Städte setzen dabei auf unterschiedliche Maßnahmen: Sie bauen Autospuren zu Fahrradwegen um, fördern Lastenräder oder versuchen, den Nahverkehr attraktiver zu machen. Manche planen auch ganz neue Transportmittel - etwa Seilbahnen. Claudia Hennen hat sich für das „Wochenendjournal“ angesehen, wie Städte die Verkehrswende voranbringen wollen. Sie war mit Fahrrad, Bus und Bahn unterwegs, hat unter anderem Deutschlands erstes Mobil-Flatrate-Ticket getestet und auf mehrspurigen Autostraßen erlebt, wie Radfahrer um jeden Zentimeter Platz kämpfen.

  • 10:05 Uhr

    Am Mikrofon: Die Sopranistin Edda Moser

    Edda Moser kochte vor Wut, als ihre Rolle der „Königin der Nacht“ in Mozarts „Zauberflöte“ unter Wolfgang Sawallisch neu besetzt werden sollte. Heute segelt ihre legendäre Interpretation der berühmten Rachearie an Bord der Raumkapsel „Voyager 2“ durchs Weltall. Geboren wurde Edda Moser 1938 in Berlin. Dort gab sie ihr Operndebüt als Kate Linkerton in Puccinis „Madame Butterfly“. Später sang die Mozart-Interpretin an der Seite großer Tenöre wie Nicolai Gedda und Peter Schreier. Unter Herbert von Karajan debütierte Edda Moser an der MET in New York. Glanzvolle Auftritte folgten an allen großen Opernhäusern von Mailand bis Dresden. Die Musiktradition im Hause Moser reicht bis ins 19. Jahrhundert. Edda Mosers Vater saß als Kind noch auf dem Schoß von Johannes Brahms, Pate war der Geiger Joseph Joachim. In „Klassik-Pop-et cetera” spricht die heute 83-Jährige über Glück, Disziplin und Einsamkeit eines Lebens als Primadonna.

  • 11:05 Uhr

    Im Wartezimmer - Albanien und die Beitrittsverhandlungen mit der EU
    Von Leila Knüppel und Manfred Götzke

    Wer durch Albanien reist, begegnet ihr oft, der blauen Flagge mit gelbem Sternenkranz. Seit März vergangenen Jahres ist Albanien offiziell Beitrittskandidat. Doch begonnen haben die Verhandlungen noch nicht. Zwar lobte die EU-Kommission Albanien zuletzt für seine Reformen. Von einer EU-Mitgliedschaft aber trennt das kleine Balkanland noch viel. Vor allem bei der Bekämpfung von Korruption, Drogenhandel und organisierter Kriminalität gibt es noch einiges zu tun. Und auch bei der Unabhängigkeit der Justiz sieht es längst nicht so vielversprechend aus, wie der letzte EU-Bericht suggeriert. Viele Albanerinnen und Albaner fühlen sich aber schon jetzt eng mit der EU verbunden, lebt und arbeitet doch ein großer Teil der Bevölkerung im Ausland. Was sich viele von einem EU-Beitritt erhoffen, ist daher klar: den EU-Pass und Arbeitnehmerfreizügigkeit.

  • 12:10 Uhr

    Berichte, Interviews, Musik


    Diplomatischer Eklat um U-Boote zwischen Frankreich, den USA und Australien

    Was steckt hinter dem, U-Boot-Streit? Interview mit Jana Puglierin, ECFR

    Pentagon räumt Tötung von Zivilisten bei Drohnen-Angriff in Kabul ein

    Die Kanzlermacher - Die FDP will sich teuer verkaufen

    Gerhart Baum will Ampelkoalition nicht ausschließen

    Algeriens Ex-Präsident Bouteflika stirbt mit 84 Jahren

    UN vor Klimakonferenz: Erderwärmung auf katastrophalem Weg

    Zweiter Tag der Duma-"Wahl"

    Mehr Dialog nach Protesten in Jekaterinburg

    Sport


    Am Mikrophon: Thielko Grieß

  • 13:10 Uhr

    Die Unentschlossenheit der Wähler in einem unübersichtlichen Parteiensystem

    Der Kampf gegen die Pandemie: Die schleichende Impfpflicht in Europa

    Im Zeichen neuer Bündnisse: Das Wettrennen um Einfluss im indopazifischen Raum

    Am Mikrofon: Thilo Kößler

  • 13:30 Uhr

    Kanada: Gewagtes Spiel - Trudeau gegen O'Toole

    Israel: Außenpolitische Ambivalenzen und der Wunsch nach Normalisierung

    Kolumbien: Über soziale Not, Proteste und Reformen

    Kongo: Der zweitgrößte Regenwald der Welt in Gefahr
    am Mikrofon: Anne Raith

  • 14:05 Uhr

    Das Bildungsmagazin

    Rechtsanspruch - Welche Chancen bietet das neue Ganztagsförderungsgesetz?
    In Campus & Karriere gehen wir diesen Fragen nach: Wie kann die Betreuungsqualität gesichert werden? Geht es vor allem um die Lösung eines Betreuungsproblems für Berufstätige? Oder werden jetzt vor allem die Wünsche und Neigungen der Kinder berücksichtigt? Wie schätzen die Kommunen, wie die Jugendhilfe als Träger den künftigen Bedarf ein? Woher kommt ausreichend Personal? Wie muss es ausgebildet sein?

    Gesprächsgäste:
    - Prof. Dr. Markus Sauerwein, Professor für Theorien und Methoden Sozialer Arbeit an der Fliedner Fachhochschule Düsseldorf, Mitherausgeber des Buchs „Rechtsanspruch auf Ganztag. Zwischen Betreuungsnotwendigkeit und fachlichen Ansprüchen“
    - Uwe Lübking, Beigeordneter für Arbeitsmarktpolitik, Kultur, Sport, Verwaltungsmodernisierung, Demografie und Bildung beim Deutschen Städte- und Gemeindebund
    - Christian Eberhard, Innovativer Ganztagsberater der Bezirksregierung Köln, Schulleiter der Bonner Offenen Ganztagsschule Gottfried Kinkel
    Am Mikrofon: Henning Hübert

    Hörertel.: 00800 - 44 64 44 64
    campus@deutschlandfunk.de

    Die Ganztagsbetreuung in den Grundschulen kommt ab dem Schuljahr 2026/27: Beginnend für die Erstklässler/-innen besteht ab dann ein Rechtsanspruch auf acht Stunden am Stück im Schulgebäude. Darauf haben sich Bund und Länder geeinigt. Doch das Recht auf Ganztag wirft noch viele Fragen auf.

    Befürworter des Ganztags sehen in dem Angebot eine große Chance für den Lernerfolg. Kritiker dagegen mahnen: Ganz von alleine stellt sich der Erfolg nicht ein. Verschiedene pädagogische Konzepte werden miteinander konkurrieren - vom integrativen und inklusiven Ganztag bis zum klassischen Hort. Ohne verbindliche Qualitäts- und Personalstandards drohe in den Grundschulen ein „Billig-Ganztag“, warnt denn auch die SPD im nordrhein-westfälischen Landtag. Die Kommunen fürchten, dass die geplante Finanzierung nicht ausreicht, um das notwendige Angebot zu realisieren.

  • 15:05 Uhr

    Das Musikmagazin

    Hanitra Wagner von Vaovao über ihr Debütalbum: Ein Hoch auf die Uneindeutigkeit
    Nachdem die Kölner Musikerin Hanitra Wagner in Bands wie Oracles oder Die Heiterkeit aktiv war, hat sie nun ihr Solo-Debüt „Vaovao“ veröffentlicht - ein Album, das mit seinem Sound zwischen retro-futuristischem 80er Jahre Pop, frickeliger Elektronik und Klassik-Elementen kosmische Klangwelten erschafft und emotionale Projektionsflächen öffnet.
    Hanitra Wagner im Corsogespräch mit Mike Herbstreuth

    Trümmer mit „Früher war gestern": Pop und Politik zusammenzudenken
    Auf ihrem ersten Album seit fünf Jahren positioniert sich die Band Trümmer politisch klar gegen rechts und ruft dazu auf, für eine bessere Gesellschaft zu kämpfen. Denn das Genre Protestsong ist noch lange nicht tot, findet Sänger und Gitarrist Paul Pötsch - und gerade Popmusik habe die Kraft, zu zeigen, dass man nicht alleine mit seinen Gedanken sei.
    Paul Pötsch im Gespräch mit Mike Herbstreuth

    Der Produzent Ben Böhmer: „Ich habe mir noch nie gedacht, jetzt wird’s kitschig"
    Ben Böhmer hat keine Berührungsängste zum Kitsch. Vielleicht macht das den Techno-Produzenten, der gerne mal in einem Ballon auflegt, so erfolgreich. Seine melancholischen Tracks profitieren aber auch von der Pandemie und heimischen Wohnzimmerstreams.
    Ein Beitrag von Thomas Elbern

    Am Mikrofon: Mike Herbstreuth

  • 16:05 Uhr

    Bücher für junge Leser

    Margaret Atwood: „Drei drollige Dramen“
    Aus dem Englischen von Ebi Naumann
    Mit Illustrationen von Dušan Petricic
    (Dörlemann Verlag, Zürich)
    Ein Gespräch mit der Verlegerin Sabine Dörlemann über ihr neues Kinderbuchprogramm

    Karin Koch: „Wieke & Ken“
    (Peter Hammer Verlag, Wuppertal)
    Ein Beitrag von Karin Hahn

    Aus Leidenschaft für Bücher - erwachsene Kinder- und Jugendbuchblogger*innen
    Ein Beitrag von Isabelle Stier

    Am Mikrofon: Dina Netz

  • 16:30 Uhr

    Computer und Kommunikation

    Abwehr:
    Wie US-Firmen Kundendaten vor amerikanischen Behörden schützen wollen

    Exportschlager:
    IT-Anbieter wollen Produkte mit integrierter DSGVO

    Zankapfel:
    Der Bundesdatenschützer verlangt Änderungen bei der e-Patientenakte

    Das digitale Logbuch

    Info-Update

    Sternzeit 18. September 2021
    Galilei und die verpasste Neptun-Entdeckung


    Am Mikrofon: Manfred Kloiber

  • 17:05 Uhr

    Brauchen wir eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen?
    Der Autor und Journalist Heribert Prantl im Gespräch mit dem Präsidenten des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery

    Am Mikrofon: Manfred Götzke

  • 17:30 Uhr

    Berichte, Meinungen, Rezensionen

    Reformstau?
    Marina Münkler zum langsamen Umbau der Stiftung Preußischer Kulturbesitz

    Früher Austausch -
    Eine Ausstellung über Ferdinand Hodler und Berlin

    Ärger in Brasilien:
    Wem gehört das Dino-Fossil?

    "What happened? The Michaels Abroad" -
    Richard Nelsons hyperrealistisches Stück

    Politische Kunst?
    Portrait des Künstler- und Kreativzentrums Fabrika in Moskau

    Am Mikrofon: Anja Reinhardt

  • 18:10 Uhr
    18:35 Uhr  Sporttelegramm
  • 18:40 Uhr

    Von Mieten, Autos und Schrebergärten - Die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus

  • 19:10 Uhr

    Fußball - Bundesliga, 5. Spieltag
    FC Bayern München - VfL Bochum
    1. FSV Mainz 05 - SC Freiburg
    FC Augsburg - Borussia Mönchengladbach
    Arminia Bielefeld - 1899 Hoffenheim
    1. FC Köln - RB Leipzig

    Fußball - 2. Liga, 7. Spieltag: 
    Holstein Kiel - Hannover 96
    Fortuna Düsseldorf - SSV Jahn Regensburg
    SV Sandhausen - 1. FC Heidenheim
    Werder Bremen - Hamburger SV

    Fußball - Vor Kartellamtsfrist: Fällt die 50+1-Regel in der Bundesliga?

    Fußball - WM-Qualifikation Frauen: Deutschland - Bulgarien

    Reiten - CHIO Aachen - Dressur (Nationenpreis), Vielseitigkeit und Springen
    Reiten - Geld statt Ruhm? Warum im Springreiten bisweilen das Personal knapp wird

    American Football - NFL greift bei Infektionen durch, ein Politikum in den USA

    Triathlon in Hamburg

    Eishockey - Der Deutsche Franz Reindl kandidiert für die Weltverbands-Spitze

    Island - Befragung zu sexualisierter Gewalt im Fußballverband

    Kanu WM in Kopenhagen/Dänemark

    Radsport - Rad-WM in Flandern/Belgien

    Am Mikrofon: Marina Schweizer

  • 20:05 Uhr

    Ursendung
    Das große Heft
    Von Agota Kristof
    Bearbeitung und Regie: Erik Altorfer
    Mit Libgart Schwarz, Kristof Van Boven
    Komposition: Martin Schütz
    Ton und Technik: Franz Baumann
    Produktion: Deutschlandfunk/HR/SRF 2021
    Länge: ca. 100‘

    Hörspiel nach Agota Kristof
    Bei ihrer Großmutter auf dem Land sind die zwei Brüder der Grausamkeit des Kriegs ungeschützt ausgesetzt. Die Zwillinge erfahren, dass sie sich nur auf sich selbst verlassen können. Ihre Beobachtungen schreiben sie nieder im großen Heft. 

    Zu Kriegszeiten werden zwei zehnjährige Brüder von ihrer Mutter zur Großmutter aufs Land gebracht. Armut und Brutalität ausgesetzt sind sie nun auf sich selbst gestellt. Die Schulen sind geschlossen, und die Großmutter behandelt sie schlechter als ihre Tiere. Die Brüder trainieren physische und psychische Unempfindlichkeit und bringen sich allmählich das Alphabet des Überlebens bei. Sie folgen eigenen Moralvorstellungen: Sie helfen, wo die Not noch größer ist, sie rächen Ungerechtigkeit, leisten Sterbehilfe. Im großen Heft schreiben sie ihre Beobachtungen und Erkenntnisse in einfachen Sätzen auf und schützen sich mit der Kraft einer sachlichen Sprache vor dem Zynismus des Elends.
    Agota Kristof, geboren 1935 in Csikvánd, Ungarn, flüchtete 1956 aus ihrer Heimat und emigrierte in die Schweiz. Sie fand Arbeit in einer Uhrenfabrik und erlernte die französische Sprache, in der sie fortan ihre Bücher - Prosa, Theaterstücke und zwei Hörspiele - schrieb. Ihre Werke wurden in mehr als 20 Sprachen übersetzt. Agota Kristof starb 2011 in Neuchâtel.

  • 22:05 Uhr

    Neue Produktionen aus dem Deutschlandfunk Kammermusiksaal
    Rohrblätter, Metallzungen

    Nikolaus Brass
    „Songs and Melodies“

    Georg Katzer
    „drängend, zögernd, entschwindend“

    Younghi Pagh-Paan
    “Ta-Ryong V”

    Beate Zelinsky, Klarinetten
    David Smeyers, Klarinetten
    Krisztián Palágyi, Akkordeon

    Am Mikrofon: Ingo Dorfmüller

    Seit 1980 treten Beate Zelinsky und David Smeyers zusammen als Das Klarinettenduo auf. Ihr Repertoire enthält zwar auch einschlägige ältere Werke, etwa von Mozart und Mendelssohn Bartholdy, der Schwerpunkt liegt aber zweifellos bei der Neuen Musik. Zahlreiche Werke wurden eigens für sie geschrieben. Das verlangte neue Spieltechniken, virtuose Effekte, ungewöhnliche Besetzungen - es gab kaum eine Herausforderung, der sie sich nicht gestellt hätten. Das Programm für seine neue CD zum 40-jährigen Duo-Bestehen hat das Klarinettenduo mit dem jungen Akkordeonisten Krisztián Palágyi erarbeitet. Das ist eine Kombination von besonderem Reiz. Denn der Klang des Akkordeons lässt sich - ähnlich wie bei der Orgel - durch Registrierung verändern. So kann es mit den Klarinetten zu fast vollkommener Einheit verschmelzen, aber aus diesem Klangverbund auch wieder deutlich wahrnehmbar heraustreten. Neben Stücken, die für diese Produktion im Deutschlandfunk Kammermusiksaal komponiert oder bearbeitet wurden, finden sich auch Inventionen von Johann Sebastian Bach in dreistimmigen Fassungen von Max Reger und Helmut Lachenmann.

  • 23:05 Uhr

    „Nichtiger Herrscher über eine nichtige Welt“
    Eine Lange Nacht über den Dandy
    Von Dietrich Leube
    Regie: Stefan Hilsbecher

    Von Lord Byron, dem Idol seines Zeitalters, ist ein erstaunliches Aperçu überliefert: „Das 19. Jahrhundert hat drei große Männer hervorgebracht - Napoleon, Brummell und mich. Was mich anlangt, so möchte ich lieber Brummell sein als Napoleon.“ Die Heldenmythen des 19. Jahrhunderts werden von Napoleon und Byron dominiert, doch wer ist dieser Brummell? George Bryan Brummell, von Zeitgenossen „Beau“ Brummell genannt, beherrschte als König der Dandys die Modewelt der Londoner Herren in der Zeit der „Regency“. Er galt als Ikone des vollkommenen Gentlemans bis zum Ende des 19. Jahrhunderts. Prominente Verehrer wie Charles Baudelaire, Jules Barbey d’Aurevilly, Edgar Allan Poe, Oscar Wilde und Paul Valéry waren von diesem Idealbild fasziniert. Ebenso wie die zahllosen Nachahmer, die als Modenarren in die Geschichte des Herrenkostüms eingegangen sind. Letzteren ist der spöttische Beiklang „Dandy“, wie er bis heute gebräuchlich ist, geblieben. Daher die verbreitete Annahme, beim Dandytum handle es sich um eine aparte Marginalie zur Geschichte der Männermoden seit 1800. Doch die geistesgeschichtliche Ausstrahlung der Figur des Dandys ist seit den 1920er-Jahren Forschungsthema von Kultur-, Literatur-, und Sozialwissenschaften, in deren Untersuchungen Modefragen nur peripher berührt werden. Baudelaire und sein Zeitgenosse Barbey d’Aurevilly sind die poetischen Ahnen des Dandy-Begriffs. Durch sie erfährt das Wort, eine Akzentverschiebung vom Modekönig der Regency-Zeit hin zu einer Figur des asketischen Künstlers. Baudelaire hat den Dandy als eine Schlüsselfigur in Zeiten des Übergangs diagnostiziert, „wenn die Demokratie noch nicht allmächtig, die Aristokratie erst ins Wanken geraten ist und ihre Würde noch nicht gänzlich eingebüßt hat“.