Hörspiel des Monats November 2021
Blume Wolke Vogel Fisch
Von Ruth Johanna Benrath
Regie: Stefan Kanis
Mit Wolf Dietrich Sprenger, Bibiana Beglau, Paulina Bittner und Boris Aljinovic
Komposition: Janko Hanushevsky
Ton und Technik: Holger König und Christian Grund
Produktion: MDR 2021
Länge: 49‘12
Begründung der Jury der Akademie der Darstellenden Künste:
Der Klang eines präparierten Musikinstrumentes mit einem beschwingten und leicht drängenden Rhythmus und die sonore, angenehm alte Stimme von Herrn B., die scheinbar vor sich hin fantasiert, sind gleich zu Beginn eine offene Einladung, in diese Geschichte einzusteigen. Plötzlich der nüchterne Bericht einer kurzen Szene aus dem Pflegeheim. Ein Satz. Mal zwei. Der Bewohner des Heimes ist ungehalten und will wieder mal nicht nach den Regeln spielen. Dann ein Märchen. Es knistert und rauscht. Seine innere Stimme folgt sogleich. So vielschichtig und scheinbar chaotisch fängt das Hörspiel mit dem schönen Titel „Blume Wolke Vogel Fisch“ an. Und bleibt dabei. Verloren fühlt man sich aber nicht, eher aufgehoben. Abgeholt von den fein ziselierten Klängen der Musik, der klangvollen Stimme der Hauptfigur. Dem Schnittrhythmus der Szenen. Den Wiederholungen der Schauplätze, die man wieder erkennt, die man erinnert. Mit ihnen weitergeht. Der Text von Ruth Johanna Benrath reiht und verwebt Geschichten und Ebenen in scheinbar zusammenhangloser Abfolge zu einer rau strukturierten Oberfläche. Die fühlt sich warm an. Der hört man gerne zu. Das ist auch der besonderen Musik von Janko Hanushevsky zu verdanken, der einem mit seinen Klängen und verspielt abstrahierten Kinderliedern die offene Hand entgegenstreckt. Die Struktur von Musik und Text, die sich mit der Stimme von Herrn B, gesprochen von Wolf-Dietrich Sprenger, mischt und reibt. Die klare Regie von Stefan Kanis und die Stimmen des Ensembles machen das Stück zu einer besonderen Stunde im freiem Assoziationsraum, mit subtilem Spaß und Tiefgang. „Pommerland ist abgebrannt“.
Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main zeichnet jeden Monat ein Hörspiel aus den Produktionen der ARD-Anstalten aus. Die Entscheidung über das Hörspiel des Monats trifft eine Jury, die jeweils für ein Jahr unter der Schirmherrschaft einer ARD-Anstalt arbeitet. Am Ende des Jahres wählt die Jury aus den 12 Hörspielen des Monats das Hörspiel des Jahres.