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Programm: Vor- und RückschauSamstag, 06.02.2021

  • 00:05 Uhr

    Der Fall Maurizius (1)
    Von Jakob Wassermann
    Bearbeitung: Palma
    Regie: Ulrich Lauterbach
    Mit Gert Westphal, Willy Trenk-Trebitsch, Hermann Menschel, Fritz Kortner, Paul Hoffmann, Johanna Hofer-Kortner, Hans-Joachim Horn, Mathilde Einzig, Hans Caninenberg
    Produktion: HR 1960
    Länge: ca. 54'
    (Teil 2 am 13.2.2021)

    Der 16-jährige Etzel erkundigt sich bei seinem Vater, dem Oberstaatsanwalt von Andergast, nach dem alten Mann, der sich ihm am Tag vorher mit den Worten „Ich bin Maurizius!“ in den Weg gestellt hatte. Der Baron verweigert jegliche Antwort, doch Etzels Großmutter klärt den Jungen auf. Der Alte sei der Vater von Leonhart Maurizius, der 20 Jahre zuvor in einem spektakulären Mordprozess zu lebenslänglichem Zuchthaus verurteilt worden war. Für den damaligen Staatsanwalt Andergast war der Fall von vornherein klar: Leonhart Maurizius hatte seine Frau Elli erschossen, so wie es der Kronzeuge Waremme unter Eid aussagte. Während es mit Andergasts Karriere seitdem steil bergauf gegangen ist, hat Leonharts Vater immer wieder versucht, seinen Sohn durch Gnadengesuche freizubekommen. Er ist von dessen Unschuld überzeugt. Etzel hat keine Ruhe, bis er selbst mit Peter Paul Maurizius gesprochen hat. Nach einem authentischen Kriminalfall aus dem Jahr 1905.

  • 01:05 Uhr

    Lied & Chanson
    Zu Gast: Sven van Thom
    Liederbestenliste: die Platzierungen im Februar
    Global Sound: neue internationale Singer-Songwriter-Alben
    Original im Ohr: ungewöhnliche Coverversionen
    Am Mikrofon: Anna-Bianca Krause

    Sven van Thom ist, anders als sein Künstlername nahelegen soll, kein Phantom, sondern ein Mann mit vielen Talenten und langer Geschichte im Musikbusiness. Der Singer-Songwriter, Entertainer, Produzent und Multiinstrumentalist war mit der Radiokolumne „Pudding mit Frisur“ erfolgreich, schreibt Kinderlieder, ist eine Hälfte des Actionlesungs-Duos Tiere streicheln Menschen, hat jung schon Chartserfolge gehabt und zahlreiche Alben veröffentlicht. Sein wahnwitziger Humor macht auch nicht vor ihm selbst halt, nennt er sich doch „die selbstmitleidigste Heulsuse westlich der Neiße“. Auf „Liebe & Depression“, seinem vierten Album, gibt er ausnahmsweise der melancholischeren Seite seiner Seele mehr Raum. In zwölf wunderbar musikalisch inszenierten Episoden erzählt er vom Aufstieg und Fall einer Liebe.

  • 06:05 Uhr

    Pandemie: Wahlkämpfe überschatten Corona-Politik

  • 06:10 Uhr

    Berichte, Interviews, Reportagen

    07:15 Uhr   Interview

    Mit Wölki auf den pastoralen Weg? - Interview mit Thomas Sternberg, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK)

    08:50 Uhr   Presseschau

    Aus deutschen und ausländischen Zeitungen

    Am Mikrofon: Jürgen Zurheide

  • 09:05 Uhr

    Vor 30 Jahren: Der Prozess im Hanauer Atommüllskandal beginnt

  • 09:10 Uhr

    Auf den Hund gekommen - Haustierboom in Zeiten von Corona

    Am Mikrofon: Henning Hübert

    Der Heimtiermarkt boomt: Im Corona-Jahr 2020 wurden 20 Prozent mehr Hundewelpen als im Jahr zuvor gekauft. Außerdem voll im Trend: Katzen, Kaninchen, Meerschweinchen, Wellensittiche. Die Menschen sitzen im Lockdown zu Hause, viele fühlen sich einsam, da ist die Sehnsucht nach einem kuscheligen Gefährten groß. Mittlerweile kommt es durch den Haustier-Hype zu problematischen Entwicklungen: Um illegalen Tier- und Welpenhandel besser zu bekämpfen, hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner Ende Januar zu einem Runden Tisch eingeladen. Bei Amphibien und Reptilien hilft inzwischen die Genanalyse, um herauszufinden, ob ein Tier aus der Zucht stammt oder doch im Urwald gefangen wurde. Tierschützer warnen, dass viele Tiere nach dem Lockdown in Tierheimen landen könnten. Warum setzen so viele Menschen auf Hund, Katze und Co. als Krisenbegleiter? Henning Hübert hat sich für das Wochenendjournal auf die Hundewiese und ins Tierheim begeben, er spricht mit Forschern, mit Tierhaltern und -händlern.

  • 10:05 Uhr

    Am Mikrofon: Der Lyriker Tom Schulz

    Tom Schulz wurde 1970 in der Oberlausitz geboren und wuchs in Ostberlin auf. Nach einem Berufsstart in der Baubranche veröffentlichte er 1997 seinen ersten Gedichtband „Städte, geräumt“, dem zahlreiche lyrische Werke folgten. Für seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Bayerischen Kunstförderpreis für Literatur und dem Liechtensteinpreis für Lyrik. Tom Schulz ist Dozent für kreatives Schreiben, Herausgeber und schreibt nebenbei Kritiken und literarische Reportagen für verschiedene Medien. Außerdem arbeitet er als Übersetzer aus dem Spanischen, dem Niederländischen und dem amerikanischen Englisch. Zuletzt erschien sein Lyrikband „Reisewarnung für Länder Meere Eisberge“ im Hanser Verlag Berlin. Er lebt in Berlin und Italien.

  • 11:05 Uhr

    Spanien im Krisenmodus - Zusammenrücken in Corona-Zeiten
    Von Hans-Günter Kellner

    Bei dem ersten nachgewiesenen Covid-19-Fall in Spanien handelte es sich um einen deutschen Touristen. Er hatte sich in München infiziert. Am 31. Januar 2020 wurde die Infektion bekannt, während der Mann auf der Kanareninsel La Gomera Urlaub machte. Es blieb bei einem leichten Krankheitsverlauf mit zwei Wochen Quarantäne. Die spanischen Behörden gingen lange Zeit nicht davon aus, dass sich in Spanien selbst Menschen infizieren könnten. Doch nur wenige Wochen später, im März 2020, nahm die Pandemie einen rasanten Verlauf, überforderte die Beschäftigten im Gesundheitssystem und stürzte das Land in eine tiefe soziale und politische Krise. Anfangs rückten die Menschen in der Not zusammen, doch inzwischen verschärft die bis heute anhaltende Angst um die Zukunft die Polarisierung von Politik und Gesellschaft.

  • 12:10 Uhr

    Berichte, Interviews, Musik

    Russland und der Umgang mit Nawalny - Wohin steuert die Protestbewegung?

    Interview mit Markus Kaim, SWP, zu: Europa und Russland - Zerrüttetes Verhältnis

    Gesundheitsminister zuversichtlich - Jens Spahn erwartet Kinder-Impfstoff

    Museen, Kinos, Theater und Hotels - Polen öffnet langsam wieder

    Schluss mit Distanzunterricht?! Litauen impft bevorzugt Lehrer

    Joe Biden will, dass Donald Trump keine Geheimdienstbriefings mehr bekommt

    Widerstand wächst nach Militärputsch in Myanmar

    Strafgerichtshof prinzipiell zuständig für palästinensische Gebiete

    Sporttelegramm

    Am Mikrofon: Barbara Schmidt-Mattern

  • 13:10 Uhr

    Myanmar: Wenn die USA und die EU nicht handeln, profitiert China

    Russland: Das deutsche Festhalten an Nordstream 2 verhindert Europas Schlagkraft

    Pandemie: Wahlkämpfe überschatten Corona-Politik

    Am Mikrofon: Ann-Kathrin Jeske

  • 13:30 Uhr

    Somalia: Shabaab-Miliz droht zur Wahl mit Anschlägen

    Myanmar: Wer ist Putsch-Anführer Min Aung Hlaing?

    Taiwan: Zwischen den Fronten der USA und China

    Libanon: Sechs Monate nach der Explosion in Beirut

    Am Mikrofon: Andreas Noll

  • 14:05 Uhr

    Das Bildungsmagazin

    Corona und die Hochschulforschung
    Mangel an Drittmitteln - weniger Kooperationen?
    In „Campus & Karriere“ gehen wir diesen Fragen nach: Wie hat die Pandemie die Forschungsarbeit an den Hochschulen verändert? Welche Folgen hat das Ausbleiben von Drittmitteln für Einrichtungen und Nachwuchswissenschaftler? Profitiert die internationale Kooperation von der Krise oder leidet sie darunter? Könnten Forschung und Lehre durch die neuen Online-Formate profitieren?

    Gesprächsgäste:
    Peter-André Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz
    Caroline Paunov, Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD
    Lisa Janotta, Netzwerk für gute Arbeit in der Wissenschaft
    Am Mikrofon: Manfred Götzke

    Hörertel.: 00800 - 4464 4464
    campus@deutschlandfunk.de

    Die Pandemie hat auch die Forschungslandschaft massiv verändert: Forschungsarbeiten sind unterbrochen oder eingestellt worden. Internationale Zusammenarbeit muss überwiegend online stattfinden. Viele Einrichtungen und Labore sind geschlossen oder wegen der Corona-Forschung ausgelastet. Zudem streicht die Wirtschaft ihre Fördergelder zusammen. Für viele Nachwuchswissenschaftler schwinden so aktuell Perspektiven - vor allem, wenn sie über Drittmittelprojekte forschen. Doch die Pandemie hat nicht nur negative Auswirkungen: Die fieberhafte Suche nach Mitteln, das Virus und seine Ausbreitung zu bekämpfen, hat Forschung und wissenschaftliche Zusammenarbeit in beispielloser Weise mobilisiert. Nie zuvor wurde so international und interdisziplinär zusammengearbeitet, wie in den zurückliegenden Monaten - zumindest, wenn es um Corona ging. Zudem zeigte sich, wie gut Lehre auch auf größere Distanz funktionieren kann und so ganz neue Möglichkeiten für Studierende eröffnen kann. Ein Auslandssemester von zu Hause aus?

  • 15:05 Uhr

    Das Musikmagazin

    „Schuldig sein“ von Milliarden: Musik als Selbstfindungsprozess
    Das Berliner Duo Milliarden versucht in seiner Musik, die Kämpfe mit sich selbst hörbar zu machen. Wie will man leben? Wer will man sein? Was ist einem wichtig? Wie man persönlich und musikalisch dahinkommt, erzählt Sänger Ben Hartmann im Corsogespräch. Dafür versuche er sich zu dekonstruieren, sagte er im Deutschlandfunk

    Rapper Common mit „A Beautiful Revolution Pt. 1”: Geradezu pazifistisch
    Für einen Song zum Film „Selma“ bekam er vor sechs Jahren einen Oscar - aber der Rapper Common ist schon viel länger im Geschäft. Seit 1992 macht er Musik, nebenbei spielt er in Serien und Filmen, schreibt und engagiert sich für schwarze Bürgerrechte. Sein neuestes Album ist zwar nicht besonders lang, reinzuhören lohnt sich trotzdem

    Sven van Thom mit „Liebe und Depression“: Der Reiz der Gegensätze
    Der Berliner Sven van Thom wechselt musikalisch zwischen ernsthaften Texten und „Quatschsongs“. Sein neues, sehr ernstes Album widmet sich dem Pärchen „Liebe“ und „Depression“: „Es sind beides Gefühlszustände, die einen komplett vereinnahmen können“, sagte Sven van Thom im Deutschlandfunk. „Da wurde es Zeit, den beiden mal ein Album zu widmen.“

    Am Mikrofon: Sascha Ziehn

  • 16:05 Uhr

    Bücher für junge Leser

    DIE BESTEN 7
    Die Deutschlandfunk-Bestenliste im Februar
    Christine Lötscher im Gespräch mit Ute Wegmann

    Aleksandra & Daniel Mizielinscy: „Auf nach Yellowstone!“
    Aus dem Polnischen von Thomas Weiler
    (Moritz Verlag, Frankfurt/M)

    Brüder Grimm und Gabriel Pacheco (Illustration): „Die Bremer Stadtmusikanten“
    (Bohem Verlag, Zürich)

    Eric & Devin Fan und Terry Fan (Illustration): „Projekt Barnabus“
    Aus dem Englischen von Nicol T Stuart
    (Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin)

    Ulf Nilsson und Gitte Spee (Illustration): „Die allerkleinste Polizistin“
    Aus dem Schwedischen von Ole Könnecke
    (Moritz Verlag, Frankfurt/M)

    Amy Timberlake und Jon Klassen (Illustration): „Dachs und Stinktier“
    Aus dem Englischen von Uwe-Michael Gutzschhahn
    (cbj, München)

    Noel Simsolo und Dominique Hé (Illustration): „Alfred Hitchcock 1: Der Mann aus London“
    Aus dem Französischen von Tanja Krämling
    (Splitter Verlag, Bielefeld)

    Lea-Lina Oppermann: „Füchtet uns, wir sind die Zukunft“
    (Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim)

    Am Mikrofon: Ute Wegmann

  • 16:30 Uhr

    Humanrisiko:
    Der Sicherheitskongress des BSI diskutiert über den Faktor Mensch

    Rettungskette:
    Cyber-Ersthelfer sollen den Bürgern mehr IT-Sicherheit bringen

    Kinderkrankheiten:
    Digitale Hauptversammlung haben Probleme bei Abstimmungen

    Das Digitale Logbuch

    Info-Update

    Sternzeit 06. Februar 2021
    Apollo 14, ein Speerwurf und zwei Golfbälle


    Am Mikrofon: Manfred Kloiber

  • 17:05 Uhr

    Braucht der Profisport während Corona Privilegien?
    Der Sportphilosoph Wolfram Eilenberger und Ulrich Vogelpoth, Vorsitzender eines Schalke-Fanclubs, im Gespräch
    Am Mikrofon: Maximilian Rieger

  • 17:30 Uhr

    Berichte, Meinungen, Rezensionen

    "Die Verwandlung" - Schauspiel nach Motiven von Franz Kafka als Filmpremiere in Weimar

    Knapp durch die Krise - Das internationale Kurzfilmfestival in Clermont-Ferrand

    Belarussische Kultur unter Druck - Übersetzerin Iryna Herasimowich im Gespräch

    Ein anderer Ton - New Yorker Schriftsteller über die Chancen für den Neustart der USA

    Am Mikrofon: Michael Köhler

  • 18:40 Uhr

    Das Warten auf Wahlen in Somalia: Die Sicherheitslage eskaliert

  • 19:10 Uhr

    1. Fußball - Bundesliga, 20. Spieltag:
    FC Schalke 04 - RB Leipzig
    SC Freiburg - Borussia Dortmund
    Bayer 04 Leverkusen - VfB Stuttgart

    VFB Stuttgart - Unruhe vor der Präsidentschaftswahl

    1. FSV Mainz 05 - 1. FC Union Berlin
    FC Augsburg - VfL Wolfsburg
    Borussia Mönchengladbach - 1. FC Köln

    2. Fußball - Bundesliga, 20. Spieltag:
    SV Darmstadt 98 - 1. FC Nürnberg
    VfL Osnabrück - VfL Bochum
    Eintracht Braunschweig - Hannover 96

    Fußball - DFL-Taskforce

    Ungarn - Wie Orban den Fußball nutzt
    Der russische Sport - Nawalny und die Putin-Proteste

    Bob- und Skeleton-WM in Altenberg - Zweierbob Männer und Frauen
    Ski Nordisch - Nordische Kombination Weltcup in Klingenthal
    Skispringen - Weltcup in Klingenthal
    Ski Alpin -Weltcup in Garmisch-Partenkirchen: Abfahrt der Herren

    Tennis - Der Weg von Naomi Osaka

    Der 55. Super Bowl - The GOAT vs the Kid + Heimspiel Tampa Bay feiert Corona

    Am Mikrofon: Astrid Rawohl

  • 20:05 Uhr

    Hörspiel des Monats
    ATLAS
    Von Thomas Köck
    Regie: Heike Tauch
    Komposition: Janko Hanushevsky
    Mit Mai Duong Kieu, Dan Thy Nguyen, Stephan Grossmann, Thuy Nonnemann und Claudia Jahn
    Produktion: MDR 2020

    Aus der Begründung der Jury:
    „Das Hörspiel des Monats November 2020 „Atlas“ erzählt eine Geschichte der vietnamesischen Arbeitsmigranten in der DDR während der 80er-Jahre, vom Niedergang des sozialistischen Staates DDR und einem Kind einer vietnamesischen Arbeiterin und eines vietnamesischen Übersetzers, das inmitten dieser Ereignisse geboren wird. In einem historisch-geopolitischen Kartenwerk verzeichnet der Autor Thomas Köck die Grenzziehungen von globalen Machtverhältnissen und rassistischer Ausgrenzung. Seine Tafeln bestehen aus Sprachbildern und Gedankenströmen, die Geschichte und Gegenwart in äußerst plastischer, erkenntnisstiftender Weise verschränken - mit scharfer Polemik, aber auch mit viel Empathie gegenüber menschlichem Leid. Köck entfaltet hierbei eine komplexe Familiengeschichte von Flucht und Migration aus Vietnam nach Deutschland und zurück, die quer zu den Kollektiverzählungen der Deutschen liegt. Literarisch versiert vereint das Hörspiel die Geschichte einer dramatischen Flucht und einer entzweigerissenen Familie gegen Ende des Vietnamkriegs, der Arbeitsmigration „ausländischer Werktätiger aus dem kommunistischen Bruderstaat Vietnam“ in die DDR und einer Vietnamreise auf der Suche nach den Vorfahren. 30 Jahre nach der Wiedervereinigung von Ost- und Westdeutschland stellt das Hörspiel die Frage: „was heißt das schon/vereinigung nicht wer heißt das/sondern gegen wen“. Mit der Parole „Wir sind das Volk“ wurde 1989 gegen die DDR-Regierung protestiert, heute wird diese von völkischen Rechten gegen die parlamentarische Demokratie skandiert. Aus der Perspektive der vietnamesischen Arbeiterinnen und Arbeitern wird im Hörspiel erfahrbar, dass dieses „Wir“ auch die Ausgrenzung von „Anderen“ beinhalten kann. Das Hörspiel würdigt die Geschichte der VietnamesInnen in Deutschland, weil es ihr nicht nur eine, sondern gleich mehrere Stimmen an einer exponierten Stelle im öffentlichen Diskurs gibt. Durch das kontrapunktische Spiel mit Sprachen und Akzenten, durch straff rhythmisierte Monologe und minimalistische Chorsequenzen gibt die Inszenierung dem Text eine enorme sinnliche Präsenz. Das souveräne SprecherInnen-Ensemble wird dabei kongenial durch die Musik von Janko Hanushevsky unterstützt. Seine spröden, an den Bruchkanten zwischen Melodie und Geräusch angesiedelten E-Bass-Figuren machen das Leitmotiv des Risses fast haptisch präsent, das sich durch den Hörspieltext zieht: „ein riss nach dem anderen weist den weg/durch die geschichte‘.“

    Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste in Frankfurt am Main zeichnet jeden Monat ein Hörspiel aus den Produktionen der ARD-Anstalten aus. Die Entscheidung über das HÖRSPIEL DES MONATS trifft eine Jury, die jeweils für ein Jahr unter der Schirmherrschaft einer ARD-Anstalt arbeitet. Am Ende des Jahres wählt die Jury aus den 12 Hörspielen des Monats das HÖRSPIEL DES JAHRES.

  • 22:05 Uhr

    Zeitmühle
    Der ungarische Komponist József Sári
    Von Thomas Beimel

    Der Kanon verkörpert für ihn eine musikalische Form, die losgelöst von allem Modischen überzeitliche Gültigkeit hat. József Sári, 1935 in Ungarn geboren, beweist in seiner Musik, dass Respekt vor der Vergangenheit keine antiquierte Haltung sein muss. Sein Komponieren folgt einem ganz eigenen Stil. Über das Konservatorium von Györ kam er an die Budapester Musikuniversität. Sein Lehrer Endre Szervánszky gab ihm Arnold Schönberg und Anton Webern zu hören. Die wichtigste Lehre indes war das eigene Experimentieren, dessen Lebendigkeit auf der Basis von Kalkulation und strengen Strukturen beruhte. 1972-84 lebte Sári in Gießen, hier beschäftigte ihn die Arbeit mit klanglichen Mobiles. Nach seiner Rückkehr nach Ungarn erfuhr er dort endlich eine wachsende Wahrnehmung seiner Musik. Spät wurde er für sein Schaffen geehrt, dennoch ist der Einzelgänger ein Unbekannter geblieben. Auch deshalb lohnt es, Thomas Beimels Porträt aus dem Jahre 2007 heute wieder zu hören.

  • 23:05 Uhr

    Keine lange Zeit auf der Welt, aber eine gute
    Die Lange Nacht über William Faulkner
    Von Tom Noga
    Regie: der Autor

    Die Südstaaten waren sein Thema. Vor allem der Mississippi und die Universitätsstadt Oxford, der William Faulkner das fiktive Jefferson City nachempfunden hatte. Dort spielen die meisten seiner Romane. „Mississippi Goddam“, wie die Sängerin und Bürgerrechtlerin Nina Simone einst sang. Das verdammte Mississippi. Der Staat im Süden, in dem das Antebellum, die Zeit vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg besonders verklärt wurde. Wo das gesellschaftliche Gift des Rassismus länger wirkte als anderswo. Wo sich eine weiße Elite länger, vehementer und brutaler gegen die Aufhebung der Rassentrennung stemmte, die Afroamerikanern fast ein Jahrhundert lang elementare Bürgerrechte verwehrte. Das ist die Welt seiner Romane: einst reiche, sich aristokratisch gebende und doch von Abenteurern und Emporkömmlingen abstammende Familien, deren Werte verrottet sind und deren Mitglieder verkommen. Und im Milieu des White Trash, wie man heute sagen würde, in der weißen Unterschicht, die der Südstaaten-Aristokratie erst den Spiegel vorhielt und sie dann sukzessive verdrängte. So entstanden epische Familiendramen, allem voran „Schall und Wahn“ und „Absalom! Absalom“, sein Opus Magnum - brillant erzählt in der damals bahnbrechenden Technik des Bewusstseinsstroms: Faulkner erzählte nicht linear, sondern zersplitterte die Handlung und schilderte sie aus der Haltung und der Sprache seiner Protagonisten. Sein virtuoser Umgang mit Form, Sprache. Inhalt und gesellschaftlichen Kontext brachte ihm im Jahr 1950 den Nobelpreis für Literatur. Bis heute sind seine Romane aktuell, weil sie die menschliche Seele, und die Ursprünge des Rassismus beschreiben, der die USA plagt.