Europäisches Handgepäck (1/7)
Rumänische Blusen
Oder der Untergang des europäischen Bauern
Von Mathias Greffrath
(Teil 2 am 6.5.2018)
Mehr als ein Drittel der rumänischen Bevölkerung arbeitet noch in der Landwirtschaft, auf kleinen und kleinsten Höfen. Bäuerliche Lebensformen, die im Westen des Kontinents schon lange verschwunden sind - hier kann man noch einmal zusehen, wie sie langsam verschwinden. Aber was verschwindet mit ihnen, welche Vorstellungen von Zeit und Raum, welche moralischen, sozialen und kulturellen Werte, welche handwerklichen Fähigkeiten? Gibt es einen anderen Weg in die Moderne als den Anschluss an das, was schon da ist? Gibt es einen Wandel, der bewahrt, ohne nostalgisch zu sein? Gibt es noch ein nationales Erbe außerhalb des Heimatmuseums? Auf sechs Reisen sucht Mathias Greffrath nach dem, was die Europäer noch miteinander verbindet, und macht eine fragmentarische Bestandsaufnahme. Gibt es ein gemeinsames kulturelles Erbe und nicht nur politisch ausbeutbare Identitäten? Wie steht es um die kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaften, die Europa geformt haben, und die wir - in verwandelter Form - in die Zukunft mitnehmen müssen? In diesem Fall als Handgepäck - unauffällige Gegenstände, die man einsteckt im Vorübergehen, als Merkzeichen, als Erinnerungen, als Fetische der Zukunft.