Über Eliten (1/5)
Wie Rousseau Trump vorhersagte
Von Pankaj Mishra
Aus dem Englischen von Anna Panknin
(Wdh. vom 30.10.16)
(Teil 2 am 14.5.17)
Jean-Jacques Rousseaus Angriff auf die kosmopolitischen Eliten des 18. Jahrhunderts wertet der indische Essayist Pankaj Mishra im historischen Rückblick als prophetische Tat. US- Präsident Donald Trump zog schon im Wahlkampf lautstark die ungebildeten Schichten den globalen Eliten vor, beim Brexit wurde ebenso vernehmlich gegen „unelected elites“ und „experts“ gewettert. Pankaj Mishra folgert aus dieser globalen Bewegung, es sei unumgänglich, dass die vielfältigen Gesellschaften Amerikas und Europas ihre Prinzipien auf eine Weise neu definieren, die explizit andere religiöse und metaphysische Weltanschauungen anerkennen. Dazu müssen viele aus der Aufklärung stammende, überholte Denkgerüste aufgegeben werden. Denn die große Übereinkunft für eine universelle Zivilisation, im 18. Jahrhundert unterstützt von Montesquieu, Voltaire und Adam Smith, ähnelt dem Projekt, das in den letzten zwei Jahrzehnten in der wirtschaftlichen Globalisierung hektisch verfolgt wurde. Dieses scheint in einer globalen Revolte gegen die kosmopolitische Moderne seinen chaotischen Tiefpunkt erreicht zu haben.
Pankaj Mishra, geboren 1969, ist Ökonom, Soziologe, Essayist und Romanautor und schreibt u.a. für The New Yorker. Er lebt in London und im nordindischen Bundesstaat Himachal Pradesh. 2017 veröffentlicht Mishra sein Buch "The Age of Anger. A history of the present".