Kunst und Klima (2/2)
Der Künstler Tino Sehgal im Gespräch mit Pascal Fischer
Der Performancekünstler Tino Sehgal ist mit der Umweltbewegung der 80er-Jahre groß geworden. Im Berliner Gropius Bau war er 2020 Co-Kurator der Ausstellung „Down to Earth”. Langsam kommen die Museen auf den Klimatrichter.
Die Berliner Diskurs-Ausstellung „Down to Earth” betrachtete das eigene Betriebssystem: 20 Grad Celsius, 50 Prozent Luftfeuchtigkeit, die Klimaanlagen machen um zwei Drittel des Energieverbrauchs von Ausstellungshäusern aus und beim Licht kommen Hunderte von Kilowattstunden pro Tag zusammen. Das ist Standard und natürlich sinnvoll, wenn zum Beispiel Zeichnungen, die teilweise Hunderte von Jahren alt sind, erhalten werden sollen. Aber wie steht es um die Standards der Moderne im Museum? Sind sie noch angemessen, angesichts des Klimawandels? Bei einem zeitgenössischen Werk, das jedes Mal wieder auf- und abgebaut wird, oder einer Videoprojektion gibt es wirklich keinen Grund, diese Einstellungen ungeprüft zu übernehmen, sagt Tino Sehgal.
Mehr und mehr Künstler und Institutionen setzten sich mit dem Klimawandel auseinander. Die Kulturstiftung des Bundes stellt die Klimabilanzen von Kultureinrichtungen auf den Prüfstand. 19 Einrichtungen beteiligen sich bundesweit an der Aktion. Bisher sei „die Klimawirkung der Kunst in Deutschland ein blinder Fleck, den zunehmend mehr Akteure in den Blick nehmen wollen”, heißt es bei der in Halle ansässigen Stiftung.
Tino Sehgal im Gespräch mit Pascal Fischer über das Museum als die einzige Institution unserer Gesellschaft, die über Dekaden oder Jahrhunderte funktioniert und sich nun Veränderungen widmen muss.
Tino Sehgal, geboren 1976 in London, ist mit interaktiven Performances bekannt geworden, in denen Darsteller das Publikum in verschiedene Situationen hineinziehen. 2005 bespielte er den deutschen Pavillon in Venedig, 2012 war er auf der Documenta 13 in Kassel vertreten.