Lesung: Arno Geiger
Gesprächspartner: Verena Auffermann, Nico Bleutge
Am Mikrofon: Tobias Lehmkuhl
Wer heutzutage auf der Suche nach Verwertbarem in Abfalleimern wühlt, der containert, der dumpstert. Als Arno Geiger vor drei Jahrzehnten damit anfing, in Wien seine Runden zu drehen und die Deckel von Mülltonnen anzuheben, gab es diese Wörter nicht. Deswegen nennt er sich treffenderweise einen Lumpensammler, denn aus Lumpen wurde einst auch Papier hergestellt. Und Papiere sind es, die Geiger bei seinen Container-Runden interessieren, Bücher, Zettel, Briefbögen. Sie begleiten ihn, während er seinen Erfolgsroman „Alles über Sally“ schreibt, sie begleiten ihn, als er den Erfolg in sein Leben zu integrieren versucht, sie begleiten ihn in seinen Beziehungen und sie begleiten ihn beim Begleiten seiner älter werdenden Eltern. Eine Autobiografie aus Müll also? Nein, eher ein Streifzug durch ein Leben, eine schnelle Runde um ein paar Ecken, bei der ein paar Deckel angehoben und fast verschüttete Spuren gelesen werden. Mit viel Witz und Selbstironie lässt uns Arno Geiger teilhaben an seinem „Glücklichen Geheimnis“: „Die Kulturwissenschaft ist sich einig, dass man auf der Basis von Abfall zu einer guten Weltdeutung gelangen kann und zu einer guten Kenntnis der Gesellschaft, die diesen Abfall produziert. Ich war hier immer bereit, die Kulturwissenschaft beim Wort zu nehmen.“ Wie viel altes Papier und wie viel sein neues Buch über die Welt, die Gesellschaft und ihn selbst verraten, diesen Fragen gehen im Gespräch mit dem Autor die Kritikerin Verena Auffermann und der Kritiker Nico Bleutge nach.