Bienen - Die geliebten Tiere
Von Wiebke Hüster
Bienen umschwärmen Kunst, Mythos und Liebe, sie verlocken Dichter und Malerinnen zu Sybolen des Fleißes, aber auch der Zuneigung. Sie sind die zarten Helden unserer Zukunft - und doch bedroht. Ihr Verschwinden würde die Natur und uns hart treffen.
Im Vorwort zu ihrer wunderschönen Graphic Novel „Milch ohne Honig“ schreibt die Künstlerin Hanna Harms „Eine Welt ohne Bienen wäre eine graue Welt. Eine düstere Zukunft. Denn die Welt der Bienen ist auch die der Menschen.“ Was sie dann in ihren Bildern erzählt, ist „eine Geschichte über die Bienen und ihr Verschwinden“, was ihre Graphic Novel entwirft, ist „ein Raum zwischen Poesie und Wissenschaft. Schatten der Zukunft. Und ein Hoffnungsschimmer“.
Furchenbienen, Blattschneiderbienen, Schneckenhausbienen, Sandbienen, Seidenbienen und Mauerbienen - an die 600 verschiedene Wildbienen leben in Deutschland. Sie leben meistens alleine und bauen Nester mit Nahrung für ihre Nachkommen, bevor sie bald darauf sterben. Der Bienenlebenszyklus beginnt aufs Neue, wenn die nächste Generation Wildbienen schlüpft. Dass eine Generation stirbt, bevor die nächste lebt, dass Leben gleichsam aus dem Nichts entsteht, hat die Menschen seit der Antike fasziniert. Mehr als 130.000 Imkerinnen und Imker gibt es in Deutschland. Dennoch muss die Gegenwart darüber nachdenken, dass Wildbienen, wenn sie aussterben, ein Blumen- und Pflanzensterben verursachen.
Die Bienen erscheinen seit Jahrtausenden in mythischen Erzählungen und sind Gegenstände bildnerischer Darstellungen. Als hätten wir schon immer gewusst, dass unsere Existenz eng an ihre gebunden ist. Indem wir süßen Honig essen, wiederholen wir Amors Diebstahl. Ein Honigdieb, ein Keriokleptes, heißt der Liebesgott seit dem 3. Jahrhundert vor Christus in antiken Schriften. Lukas Cranachs Gemälde „Venus mit Amor als Honigdieb“ ist das berühmteste, aber nur eines von etwa 30 Bildern aus dem frühen 16. Jahrhundert, die dieses Motiv verhandeln. Manche stellen sich vor, Cupidos Pfeile seien in Honig getränkt, wenn er sie abschießt, um jemanden mit Zuneigung, Begehren oder Liebeswahnsinn zu treffen.
Wiebke Hüster ist seit mehr als zwei Jahrzehnten die Tanzkritikerin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Sie berichtet auch im Deutschlandradio über die aktuellen Entwicklungen dieser Kunstform in all ihren Facetten. 2017 hat sie ihre Liebe zur Natur zum neuen Thema in der Zeitung entwickelt. Für das Feuilleton schreibt sie seitdem Essays über Wald, Wild, Landwirtschaft und Jagd. Ihre aktuelle neue Serie heißt „Zurück zur Natur“. Sie verbringt viel Zeit draußen und im Gespräch vor Ort mit den Berufsjägern, Förstern, Landwirten und Wissenschaftlern ihres über die Jahre gewachsenen Experten-Netzwerks. Die 59-Jährige ist Mutter von drei Kindern und lebt in Frankfurt am Main.