Komplizierte Welt
Der Wunsch nach einfachen Lösungen
Gesprächsgäste:
Prof. Dr. Jule Specht, Professorin für Persönlichkeitspsychologie, Humboldt-Universität zu Berlin
Prof. em. Dr. Klaus Mainzer, Philosoph, Mathematiker und Komplexitätsforscher, Technische Universität München
Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung
Am Mikrofon: Sören Brinkmann
Hörertel.: 00800 - 4464 4464
lebenszeit@deutschlandfunk.de
„Die Welt ist kompliziert geworden“ - dieser Spruch ist oft zu hören und meist werden Globalisierung, Digitalisierung oder Individualisierung als Ursachen dafür gesehen. Unser Konsum hat beispielsweise Auswirkungen auf die Arbeitsbedingungen in Vietnam oder Nigeria. Innerhalb weniger Minuten bekommen wir heute Nachrichten selbst aus den entlegensten Ecken der Welt. Ebenso können wir uns über soziale Medien ungehindert weltweit vernetzen.
In der zurückliegenden Finanzkrise zeigte sich, wie umfassend Märkte und Volkswirtschaften international miteinander verknüpft sind und die Komplexität solcher Systeme verstehen selbst Experten häufig nicht. Als 1989 die Berliner Mauer fiel, rechneten die Menschen in der DDR nicht damit, wie kompliziert sich ihr weiteres Leben gestalten sollte. Anderes Beispiel: Die Kombination mehrerer Arzneimittel kann tödliche Folgen haben. Wir sind umgeben von komplexen Systemen. Nichts ist einfach, selten ist etwas eindeutig durchschaubar. Rührt genau daher der Wunsch und die Sehnsucht nach einfachen Lösungen? Nach einem klaren ja oder nein, gut oder böse, schwarz oder weiß? Nach deutlicher Orientierung?
Dreht man an einer Stellschraube, so ergeben sich Wechselwirkungen für das ganze System. Das gibt es in der Natur, so funktionieren Demokratie und Wirtschaft. Allerdings lassen sich die Folgen unseres Handelns nicht immer genau abschätzen. Während unser Alltagshorizont früher auf einen überschaubaren Raum begrenzt war, sind viele Zusammenhänge inzwischen nur schwer verständlich. Wie gehen wir mit der Komplexität um? Finden sich jüngere Menschen besser in dieser Welt zurecht als ältere Generationen? Warum fällt es uns so schwer, Komplexität zu begreifen? Wieso sehnen wir uns nach einfachen Lösungen? Und warum faszinieren uns Menschen, die vermeintlich einfache Antworten auf komplizierte Fragen haben?