Ariane Koch spricht über und liest aus “Die Aufdrängung“
„Der Gast war Neuland, tauchte aus dem Nichts auf. Er stieg aus dem Zug, schwenkte seine Koffer, und so trafen sich unsere Blicke.“ Es treffen sich die Blicke eines Unbekannten und der Erzählerin - in einer Kleinstadt. Dorthin hat sich die Erzählerin verkrochen, bewacht ein viel zu großes Haus, das schon bald von ihren Geschwistern übernommen wird: „Meine Geschwister haben das Geld, um zu sagen, dass ihnen mein Haus gehören soll. Meine Geschwister können Großgrundbesitzer werden, während ich die Wächterin einer Ruine bin.“ Durch den fremden Mann kommt Leben in die verlassene Bude. Sie nimmt den unbekannten Gast auf, wird dann aber mehr und mehr von ihm vereinnahmt. Ein Besuch wird zur Aufdrängung, das Haus zum Gefängnis, zum Käfig - und der Satz, dass Heim nicht das Gegenteil von unheimlich sein muss, vollzieht sich auf magisch-surrealistische Weise. Ein bemerkenswertes Debüt.
Ariane Koch, geboren 1988 in Basel, studierte unter anderem Bildende Kunst und Interdisziplinarität. Sie schreibt - auch in Kollaboration - Theater- und Performancetexte, Hörspiele und Prosa. Die entstandenen Texte wurden vielfach aufgeführt und ausgezeichnet. „Die Aufdrängung“, ihr Debütroman, wurde 2021 ausgezeichnet mit dem „aspekte“-Literaturpreis des ZDF.