Kölner Kongress 2017 - Erzählen in den Medien
Zwischengeschichten
Von Kathrin Röggla
„Es ist in diesen Tagen jedenfalls besser, keine Reden zu halten, sondern um sie herumzukommen, indem man Geschichten erzählt“, schreibt Kathrin Röggla im November 2016 in der NZZ. „Ja, die gute alte Fiktion, die für mich gar keine gute alte Fiktion ist, vielmehr eine neue Fiktion, da ich sie bisher für verdächtig hielt, weil sie als ein zu leicht verfügbarer Möglichkeitsraum in einer unmöglichen Gesellschaft auftritt“. In ihren Vorträgen im Zürcher Literaturhaus/Deutsches Seminar der Universität Zürich entwirft Kathrin Röggla den Gedanken, dass im Zeitalter von Populismus, Postfaktischem und Politikberatung die alten Heldengeschichten immer wieder erzählt werden, auch wenn sie über Online-Foren verbreitet und von Algorithmen konstruiert werden. Sie entwickelt die Idee für Zwischengeschichten, für die Konflikte und gesellschaftliches Personal erfunden werden müssen, Zwischenfiguren, die zwischen den Stühlen sitzen, zwischen Dokumentation und Fiktion, zwischen Mündlichem und Schriftlichem. Was für eine Erzählform entsteht da? Gibt es interessantere Handlungsverknotungen als das Dilemma? Kathrin Röggla nimmt Literatur und Theater in den Blick und überprüft die „Fiktionalisierung der Welt und ihr Gegenteil“.
Kathrin Röggla eröffnet das Symposium „Erzählen in den Medien“ beim Kölner Kongress 2017 am 10. - 11. März. Ihr Vortrag ist bei 'Essay & Diskurs' in einer Vorabfassung zu hören.
Kathrin Röggla, geboren 1971, lebt in Berlin. Sie schreibt Prosa, Essays, Theaterstücke und Hörspiele. Zuletzt veröffentlichte sie "Nachtsendung. Unheimliche Geschichten" im S. Fischer Verlag.